Montag, 1. Juni 2020

Montagsfrage #168 - 01.06.2020


Hallöchen,

kaum zu glauben, dass der Mai jetzt schon wieder vorbei ist und bald schon die zweite Hälfte von 2020 anbricht... Geht es nur mir so, oder kommt es Euch auch so vor, als würde die Zeit rennen? Naja, der Juni bringt meinen Geburtstag (kaum zu glauben, aber es ist schon der 19.), viel Arbeit, nahende Klausuren, hoffentlich ein paar Sonnenstunden und viele tolle Neuerscheinungen. 


Sollten weibliche Autoren mehr aus Sicht von weiblichen Protagonisten schreiben?


Hinter dieser Frage verbergen sich, wie Antonia richtig ausgeführt hat, noch eine ganze Menge anderer Fragen, die alle darauf hinweisen, dass Geschlechterstereotypen und -probleme auch vor Büchern nicht halt machen. Ist euch zum Beispiel mal aufgefallen, dass es mehr Autorinnen gibt, die sich einer männlichen Erzählperspektive bedienen, als Autoren, die ihre Hauptprotagonisten weiblich machen? Auch nach Jahren der Emanzipation dominieren Autoren immer noch die Literaturwelt, während aber mehr Frauen Lesen und Bloggen als Männer. Wie passen diese Zahlen zusammen? Ganz einfach: Autoren müssen nicht aus männlicher Erzählperspektive für männliche Leser schreiben, genauso wenig, wie Frauen Protagonistinnen erschaffen müssen, die ein rein weibliches Publikum ansprechen. Natürlich hängt das sehr vom Genre, dem Autor/der Autorin und der Geschichte an sich ab, aber grundsätzlich ist es mir komplett egal, wer das Buch geschrieben hat, solange es mich anspricht. Das gilt genauso für die Erzählperspektive - das Geschlecht, Alter und sonstige Eckdaten der Protagonisten wiegen nicht so schwer, solange die Protagonisten authentisch sind und mir trotz etwaiger Abweichungen von meiner Lebenswelt (anderes Alter, anderes Geschlecht, andere Sexualität, anderer kultureller Hintergrund, …) nahegebracht werden.

Warum ich dennoch in der schieren Zahl mehr von Autorinnen und Protagonistinnen lese, hat den Ursprung in meinen Genrevorlieben und in den Themen, die mich interessieren. Im Rückblick auf meine letzten Lesestatistiken ist mir aufgefallen, dass ich weit mehr von Autorinnen lese. Das liegt nicht daran, dass diese besser schreiben könnten oder ich per se meine Bücher nach dem Geschlecht des Schreibenden kaufe, sondern einfach weil gerade in den Genres Romantasy, Jugendbuch und Young Adult, die ich vornehmlich lese, Autorinnen die Nase vorn haben. Natürlich gibt es auch tolle Liebesgeschichten oder Jugendbücher aus der Feder männlicher Autoren, wie zum Beispiel John Green, und auch in eher männerdominierten Genres wie Horror, Thriller und Science-Fiction, gibt es genügend hervorragende Autorinnen, die die Genre-Klischees widerlegen. Dennoch denke ich, dass es immer noch starke Vorurteile gegenüber zum Beispiel Liebesgeschichten von Autoren und Hard-Science-Fiction von Autorinnen gibt und auch ich mich manchmal davon lenken lasse.

Auch was die Protagonisten angeht, kann ich nur nochmal betonen, dass mir ihr Geschlecht und andere Charakteristika egal sind und mich stattdessen vor allem deren Geschichten, Erfahrungen und Probleme interessieren. Dies führt jedoch im Umkehrschluss wieder dazu, dass ich mehr weibliche Erzählperspektiven lese, da ich mich mit ihnen am besten identifizieren und durch sie am besten meine eigene Lebenswelt repräsentiert sehe. Auch hier gibt es viele Ausnahmen, bei denen männliche Protas feministische Ideen vorbringen, historisch eher weibliche Problematiken auf männliche Erzähler übertragen werden oder auch weibliche Erzählerinnen sich selbst sexistisch und abwertend verhalten. Meiner Erfahrung nach können aber weibliche Autorinnen und weibliche Protagonistinnen manche Themen authentischer adressieren - einfach weil sie sie aus der ersten Hand kennen. Doch auch hier lässt sich kein generelles Urteil fällen und letztendlich steht und fällt alles mit der Qualität, Authentizität und Tiefe der Geschichte, die von wem auch immer und welcher Erzählperspektive erzählt wird.

Wie steht ihr zu dem Thema? Lest ihr mehr Bücher von Autorinnen oder Autoren? Und spielt die Erzählperspektive bei der Auswahl eine Rolle? 

Liebe Grüße und einen schönen Feiertag!
Sophia

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6 Kommentare:

  1. Hey Sophia,

    bei mir ist genau umgekehrt, ich lese mehr Autoren als Autorinnen und auch ich denke, das hängt viel mit meinen bevorzugten Genres zusammen. Am liebsten lese ich High und Low Fantasy - diese beiden sind bis heute stark männerdominiert. Oder zumindest empfinde ich es so, weil die Schrifsteller aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund mehr Aufmerksamkeit erhalten. Wir denken doch zuerst an Tolkien, Martin, Williams, Jordan, Abercrombie - alles Männer. Die Gedanken an Jemisin oder Canavan folgen erst später. Solange Genres geschlechtersensitiv vermarktet werden, ist es schwierig, die eigene Buchauswahl komplett geschlechterneutral zu organisieren.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

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    1. Hey Elli,

      ja stimmt, das klassische Fantasy-Genre empfinde ich auch als sehr männerdominiert, auch wenn sich da gerade in den letzten Jahren viel getan hat. Gerade hier sind auch meiner Erfahrung nach die Protagonisten sehr häufig männlich, auserwählt und besondere Krieger und Frauen kommen häufig nur als Sidekicks vor. Aber auch da gibt es immer mehr feministische Fantasy (Stichwort: Sarah J. Maas) auf dem Mark ;-)
      Ich bin mal gespannt, wie sich das in den nächsten Jahren auf dem Buchmarkt entwickelt ^^

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Hayy,

    bisher habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht.
    Wenn ich aber in mein Bücherregal schaue, dann ist es, was das Autor/Autorinnen-Verhältnis angeht, sehr klischeehaft.
    Der Großteil meiner Bücher befindet sich im Krimi/Thriller-Bereich und wurde dementsprechend von Männern geschrieben. Ein paar Autorinnen wie Poznanski sind zwar auch zu finden, aber deutlich in der Überzahl. Die wenigen New-Adult-Bücher und Romanzen sind in der Regel von Autorinnen.
    Mir persönlich ist es ziemlich egal, ob es nun Autorinnen oder Autoren oder irgendwas dazwischen sind. Ist das Buch gut geschrieben, dann mag ich es. So einfach ist es.
    Die Protagonisten entsprechen aber nicht immer dem Geschlecht des Verfassers. Viele männliche Protas wurden von Frauen geschrieben und visa versa. Meistens fällt es auch nicht negativ auf, nur manchmal schleichen sich etwas irritierende "Fehler" ein.

    Ich glaube nur einfach, dass Thriller/Krimis eher Männderdomäne sind, weil es auch mehr Männer lesen. Jedenfalls in meinem Umkreis greifen Freundinnen zu Slice of Life oder Romanzen, während die Freunde eher zu SCFIFI oder Action und Spannung greifen. Und man schreibt wahrscheinlich eher das, was man selber gerne liest, aber so genau kenne ich mich da auch nicht aus.

    xoxo Shade

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    1. Hey Shade,

      ja das stimmt - ich denke auch, dass Autoren eher schreiben, was sie gerne lesen. Aber da gibt es natürlich auch Ausnahmen. Meines Erachtens nach ist Thriller und Krimi noch eher von populären Frauen durchzogen, als Hard SF, aber das kann natürlich auch nur mein persönlicher Eindruck sein. Ich finde es schwierig, da Pauschalurteile zu fällen, da mein Eindruck sich ja durch die Bücher bildet, die ich lesen und die Auswahl dieser wird ja wieder durch mich und mögliche unterbewusste Auswahlkriterien beeinflusst, weshalb ich ja nicht objektiv den Büchermarkt anhand meiner Bücherauswahl beurteilen kann...

      Liebe Grüße
      Sophia

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  3. Hayy,

    jetzt ist natürlich die Frage, ob es dazu irgendwelche Studien gibt. Aber wahrscheinlich eher nicht.
    Ich kann nur von dem Sprechen, was ich in den Buchhandlungen gesehen habe. Oder was sogar in meinem Regal steht.

    xoxo Shade

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    1. Hi,

      ja das würde mich auch interessieren - bestimmt gibt es ein paar ambitionierte Literaturwissenschaftler da draußen, die das untersuchen ;-)
      Vielleicht finde ich ja was ^^

      Liebe Grüße
      Sophia

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