Die Fakten
Titel: Silber - Das erste Buch der Träume
Autor: Kerstin Gier
Verlag: Fischer (8. März 2013)
Genre: Fantasy Abenteuer
Seitenzahl: 416 Seiten
Weitere Bände: Silber - Das zweite Buch der Träume
Silber - Das dritte Buch der Träume
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Der Inhalt
Geheimnisvolle Türen mit Eidechsenknäufen, sprechende Steinfiguren und ein wildgewordenes Kindermädchen mit einem Beil ... Liv Silbers Träume sind in der letzten Zeit ziemlich unheimlich. Besonders einer von ihnen beschäftigt sie sehr. In diesem Traum war sie auf einem Friedhof, bei Nacht, und hat vier Jungs bei einem düsteren magischen Ritual beobachtet. Zumindest die Jungs stellen aber eine ganz reale Verbindung zu Livs Leben dar, denn Grayson und seine drei besten Freunde gibt es wirklich. Seit kurzem geht Liv auf dieselbe Schule wie die vier. Eigentlich sind sie ganz nett. Wirklich unheimlich - noch viel unheimlicher als jeder Friedhof bei Nacht - ist jedoch, dass die Jungs Dinge über sie wissen, die sie tagsüber nie preisgegeben hat - wohl aber im Traum. Kann das wirklich sein? Wie sie das hinbekommen ist ihr absolut rätselhaft, aber einem guten Rätsel konnte Liv noch nie widerstehen...
Die Eindrücke
Handlung: Nachdem ich mit "Vergissmeinnicht" und "Wolkenschloss" von Kerstin Gier zuletzt so viel Spaß hatte, habe ich beschlossen, wieder mehr von der Autorin zu lesen und mich endlich mal ihrer "Silber"-Reihe zu widmen. Der erste Band entpuppte sich als durchaus spannendes Fantasy-Abenteuer mit charmantem Schreibstil und lebendigen Figuren, das für mich aber etwas hinter den anderen Büchern der Autorin zurückblieb. Das lag vor allem daran, dass das Worldbuilding der Reihe noch sehr oberflächlich blieb. Die geheimnisvolle Traumwelt, die Liv im Schlaf durch eine grüne Tür betreten und die Träume anderer besuchen kann, hat mich sofort für sich eingenommen. Viele Informationen dazu erhalten wir aber noch nicht, stattdessen konzentriert sich die Handlung auf die Geheimnisse einer Gruppe Jungs, die mithilfe von dunklen Ritualen einen rätselhaften Dämon beschwören wollen. Was es damit auf sich hat, wird erst nach und nach enthüllt und hat mich streckenweise sehr verwirrt, da die Autorin in gegensätzliche Richtungen Andeutungen macht. Ich denke, das wird in den weiteren Bänden aber noch weitergesponnen und aufgeklärt werden. Auch abseits der Fantasy-Handlung mit Träume, Dämonen und dunklen Ritualen ist die Handlung mitreißend gestaltet und auch in Livs Alltag passiert einiges. Da wäre zum Beispiel der Konflikt um die neue Beziehung ihrer Mutter und den Einzug bei den Spencers, der ihr zwei Stiefgeschwister beschert und auch die neue Schule mit neuen Bekanntschaften und vielleicht auch einer neuen Liebe hält Liv und die Handlung auf Trab. Langeweile kommt in den gut 400 Seiten also nicht auf.Schreibstil: Dafür sorgt ebenfalls mal wieder Kerstin Giers unverwechselbar lockerleichter, jugendlicher und humorvoller Schreibstil. Egal ob kreative Wortneuschöpfungen, Mr. Wus Lebensweisheiten oder kuriose Käse-Vorfälle - ich habe beim Lesen durchgängig vor mich hin geschmunzelt und teilweise schallend gelacht. Klar, ihre Witze sind manchmal ein wenig auf die Spitze getrieben und es werden auch viele Klischees verarbeitet, unterm Strich bleibt jedoch wieder ein sehr positiver Eindruck von ihrem Schreibstil zurück.
Figuren: Unsere Erzählerin Liv Silber ist eine typische Kerstin-Gier-Figur: liebenswert, mutig, schlagfertig und das Herz am rechten Fleck. Ihre erfrischende, jugendliche Perspektive verleiht der Geschichte ganz viel Charisma! Gut gefallen haben mir von den Nebenfiguren vor allem Livs kleine Schwester Mia und ihr Kindermädchen Lotti. Weniger begeistert war ich allerdings vom Rest der Nebenfiguren, bezüglich deren ich den größten Unterschied zwischen ihren neueren Büchern und dieser Reihe festgestellt habe, da hier deutlich mehr Klischees und ein bisschen weniger politische Korrektheit vorkamen. Wie wir uns als Gesellschaft zwischen 2013 und 2023 weiterentwickelt haben, merkt man daran, dass mir Begriffe wie "Pickel-Sam" oder "Hazel-die-Dampfwalze" negativ aufgefallen sind, die nach dem heutigen Verständnis von Body-Positivity und Mobbing in einem Kinderbuch wirklich nicht sein müssen. Außerdem stellt sich für mich schon nach wenigen Kapiteln die Frage, wieso hier alle Figuren blond sind? Egal ob Liv, Mia, ihre Mutter, Arthur, "Rasierspaß-Ken" Jasper, Henry oder ihr Stiefbruder Grayson - alle sind ausnahmslos blond. Besonders die vier Jungs der Blondinen-Gang blieben für mich - auch abgesehen von ihrem ähnlichen Aussehen - leider alle viel zu ähnlich und zu blass. Vor allem die Liebesgeschichte zu Henry war für mich überzuckert und bisher nicht wirklich glaubhaft. Auch hier hoffe ich noch auf die folgenden Bände und ziehe insgesamt für meine Kritikpunkte einen Stern ab.
Das Zitat
"Zu Hause ist da, wo deine Bücher sind."
"Zwischendurch hatten wir über fünfzig Schattierungen von weiß kennengelernt und die mit den schönsten Namen herausgesucht ('old lace' für Lottie 'snowwhite' für Mia und 'Seashell' für mich), wobei sich Florence als überraschend stilsichere Ratgeberin erwies und Grayson als Farbenblind. ("Wollt ihr mich verarschen? Das ist doch alles gleich weiß!")"
"Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag. Nur, was blieb übrig, wenn man das Unmögliche eben nicht ausschließen konnte?"
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