Allgemeines
Titel: Der Nachtzirkus
Autorin: Erin Morgenstern
Verlag: Ullstein (15. März 2012)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 464 Seiten
Originaltitel: The Night Circus (übersetzt
von Brigitte Jakobeit)
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Inhalt
Er kommt ohne Ankündigung und hat nur bei Nacht geöffnet: der Cirque des Rêves – Zirkus der Träume. Um ein geheimnisvolles Freudenfeuer herum scharen sich fantastische Zelte, jedes eine Welt für sich, einzigartig und nie gesehen. Doch hinter den Kulissen findet der unerbittliche Wettbewerb zweier verfeindeter Magier statt. Sie bereiten ihre Kinder darauf vor, zu vollenden, was sie selber nie geschafft haben: den Kampf auf Leben und Tod zu entscheiden. Doch als Celia und Marco einander schließlich begegnen, geschieht, was nicht vorgesehen war: Sie verlieben sich rettungslos ineinander. Von ihren Vätern unlösbar an den Zirkus und ihren tödlichen Wettstreit gebunden, ringen sie verzweifelt um ihre Liebe, ihr Leben und eine traumhafte Welt, die für immer unterzugehen droht.
Bewertung
"Der Nachtzirkus" liegt schon seit Jahren auf meinem SuB und wurde von mir letzte Woche aus einer spontanen Laune heraus zur Hand genommen. Da die Geschichte bei meiner liebsten Buddyread-Partnerin Sofia auch noch herumsubte, haben wir dann kurzerhand einen Buddyread daraus gemacht.
Das Cover ist ein wahres Kunstwerk und hat mich zusammen mit der Innengestaltung des Buches schnell bereuen lassen, dass ich mir damals nicht die Print-Ausgabe, sondern das E-Book gekauft habe. Zusehen ist eine weiße Hand im Comic-Look auf schwarzem Grund, die ein schwarz-weiß-gestreiftes Zirkuszelt emporhebt, der mit roten Akzenten und einer kunstvollen Uhr ausgestattet ist. Damit greift die Gestaltung die wichtigsten Motive der Handlung auf und trifft die magische, geheimnisvolle und leicht düstere Atmosphäre der Geschichte auf den Punkt!
Erster Satz: "Der Zirkus kommt überraschend."
Erin Morgenstern erzählt hier eine komplexe und vielschichtige Geschichte, die man vermutlich mehrmals lesen muss, um sie ganz zu verstehen. Anders als erwartet ist "Der Nachtzirkus" weder eine glorreiche Liebesgeschichte noch actionreiche Fantasy. Stattdessen entrollt die Autorin die originelle Idee rund um einen magischen Zirkus, der aus dem Nichts auftaucht und nur nachts seine Tore öffnet und eine Herausforderung zwischen zwei Magiern beinhaltet, in sehr langsamem Erzähltempo. Spannend bleiben die 464 Seiten in erster Linie durch die intensive Atmosphäre und die vielen Geheimnisse und offenen Fragen der Geschichte.
"Sie erzählen einander, wie sie auf den Zirkus gestoßen sind, wie ihre ersten wenigen Schritte einem Zauber glichen. Als würden sie unter einem Sternenvorhang in ein Märchen treten"
Die offenen Fragen entstehen durch die kunstvolle Erzählweise auf mehreren Erzählebenen. Während man in der Du-Perspektive durch den Zirkus wandert und die einzelnen Attraktionen bestaunt und die verborgenen Winkel erkundet, wird auf verschiedenen Zeitebenen die Entstehungsgeschichte des Zirkusses erzählt. Dabei springt die Autorin zwischen verschiedenen Schauplätzen, Figuren und Zeitpunkten, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken. Durch die komplexe Erzählweise werden die Zusammenhänge der einzelnen Szenen erst nach und nach klar und die Geschichte bleibt wunderbar unvorhersehbar. Ich hatte über große Strecken der Handlung keine Ahnung, worauf die Geschichte hinauslaufen wird und das ist äußerst selten der Fall. Mit der Unvorhersehbarkeit kommt jedoch auch die Verwirrung daher - für meinen Geschmack war die Geschichte ein bisschen zuuuu verworren, vieles blieb mir zu undurchsichtig und einige Fragen unbeantwortet, um für mich zum 5-Sterne-Highlight zu werden!
“Ein Träumer zu sein ist doch nichts Schlimmes". "Das stimmt. Aber manchmal werden Träume zu Albträumen.”
Die Autorin verwendet abgesehen von den kurzen Einschüben aus der Du-Perspektive, in dem wir selbst durch den Cirque des Rêves wandern, eine recht distanzierte auktoriale Erzählperspektive, die es eher schwer macht, sich in die Figuren einzufühlen. Auch wenn Celia und Marco interessante Figuren sind, die sich über die Jahre gelungen weiterentwickeln, hatte ich durchgängig das Gefühl, dass die eigentliche Hauptfigur der Zirkus ist, der mit jeder Seite mehr wirkt wie ein eigenständiges, lebendiges Wesen. Auch Nebenfiguren wie beispielsweise die Zwillinge Poppet und Widget stehlen Celia und Marco ab der Hälfte der Geschichte die Show. Ich hätte also gerne noch mehr von den Figuren gelesen, aber "Der Nachtzirkus" ist einfach nicht die Art von Geschichte, in der einzelne Figuren im Vordergrund stehen. Dafür wird der Fokus viel zu sehr auf das Große und Ganze gelegt.
“Das ist doch keine Magie. Das ist die Welt, so wie sie ist, nur dass die wenigste Menschen innehalten und es bemerken. Sieh dich um", sagte er und zeigt auf die Tische ringsum. "Nicht einer von ihnen ahnt auch nur, was in dieser Welt möglich ist, und noch schlimmer, niemand von ihnen würde dir zuhören, wenn du versuchtest, sie aufzuklären. Sie wollen glauben, dass Magie nichts als schlaue Täuschung ist, denn sie als real anzusehen würde bedeuten, dass sie nachts nicht mehr schlafen können."
Der Hauptgrund, weshalb mich "Der Nachtzirkus" trotz des langsamen Erzähltempos und der geringen Handlungsdichte in einer komplexen Erzählstruktur von Anfang bis Ende mitgerissen hat, ist der verträumte, geheimnisvolle Schreibstil der Autorin, der einen geradezu in die Geschichte einsaugt. Erin Morgenstern fängt die Atmosphäre eines magischen Zirkusses im 19. Jahrhundert wunderbar ein und beschreibt den Zirkus so lebensecht, dass man beinahe das Gefühl hat, selbst dort gewesen zu sein. Dabei streut sie großzügig viele kleinen Details, Symbolismus und Andeutungen mit ein, sodass man nach jeder bildhaften Beschreibung zugleich fasziniert und verwirrt ist. Damit passen Handlung, Figuren und Schreibstil ganz wunderbar zusammen, denn die Vermischung aus Faszination und Verwirrung lässt sich im ganzen Buch wiederfinden!
Fazit
"Der Nachtzirkus" begeistert mit originellen Ideen, einem komplexen Erzählkonzept, einem magischen Schreibstil und unvorhersehbarer Handlung. Für meinen Geschmack war die Handlung allerdings ein wenig zu verworren und auch die Figuren blieben mir etwas zu blass, wofür ich insgesamt einen halben Stern abziehe. Dennoch: eindeutige Leseempfehlung!
PS: Weitere Zitate aus dem Buch findet Ihr übrigens im Beitrag von Ronja auf ihrem Blog
oceanlove--r.
*keine WERBUNG, selbstgekauft*
Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des
Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenBei mir lag das Buch auch viel zu lange auf dem SuB! Wobei ich ja schon einmal reingelesen hatte und nicht so reinkam - und es erstmal wieder zur Seite gelegt hatte. Aber ich wusste, dass ich zu einem anderen Zeitpunkt besser eintauchen würde und das hat dann auch tatsächlich geklappt!
Die Charaktere sind mir jetzt nicht wirklich als blass in Erinnerung - bzw. ist es mir nicht aufgefallen, weil ich von dem Stil ebenso fasziniert war und die Handlung mich so sehr in die Geschichte gezogen hat. Die fand ich tatsächlich schon sehr einnehmend und mit viel unterschwelliger Spannung, dass ich hier gar nichts vermisst habe. Ich mag langsam erzählte Geschichten gerne, gerade wenn sie auf so originelle Weise erzählt werden :)
Liebste Grüße, Aleshanee
Hey Aleshanee,
Löschenich habe von total vielen gehört, dass sie mit dem Einstieg in das Buch erstmal Probleme hatten. Es ist halt eine sehr komplexe Geschichte, der Klapptext ist meiner Meinung nach ein wenig irreführend und das Erzähltempo ist ziemlich langsam. Ich war trotzdem sehr schnell durch Erzählstil und Atmosphäre gefesselt - wie du habe ich durch die unterschwellige Spannung auch nichts vermisst -, aber ich kann schon verstehen, wenn das nicht so ist.
Liebe Grüße
Sophia
Mit komplexen Geschichten hab ich eigentlich keine Probleme :)
LöschenManchmal passt es einfach vom Zeitpunkt bzw. der Stimmung nicht, deshalb hab ich es das erste Mal abgebrochen. Beim zweiten Mal hat es wunderbar gepasst, von Anfang an ;)
Ja das stimmt, der Zeiitpunkt muss passen. Ich habe auch kein Problem mit komplexen Geschichten - im Gegenteil ;-) Aber manchmal hat man da aktuell einfach keinen Kopf für (das Thema passt übrigens perfekt zur heutigen Montagsfrage, haha). Umso besser, dass du das Buch ein zweites Mal angegangen bist und es dann dort für dich gepasst hat!
LöschenHallo Sophia,
AntwortenLöschenich mag Geschichten ab und zu gerne, die zeigen, was mensch alles mit Worten erschaffen kann und dazu gehört für mich der Nachtzirkus dazu. :)
Allerdings muss ich zufügen, dass ich das Buch bereits vor etlicher Zeit gelesen habe. Aber deine Rezension hat mich doch wieder an diese Geschichte denken lassen.
Danke dir. :)
Liebe Grüße
Diana von lese-welle.de
Hey Diana,
Löschenich stimme dir absolut zu: Der Nachtzirkus ist wirklich hohe Erzählkunst! Ich bin mir sicher, dass ich das Buch nicht zum letzten Mal gelesen habe und bei einem Reread wieder Neues entdecken kann!
Liebe Grüße
Sophia
Hast du wieder alles schön auf den Punkt gebracht heh
AntwortenLöschenHihi danke ;-))))
LöschenAhoi Sophia,
AntwortenLöschenja stimmt, das Buch ist leicht verwirrend und verworren :) Ich hab das Geheimnisvoll ja sehr geliebt ♥
Aber auf jeden Fall ein sehr ungewöhnliches Buch, gerade durch den Schreibstil und die direkte Ansprache; wie schön, dass es dir auch gefallen hat - und vielen Dank für die Verlinkung :)
Liebe Grüße
Ronja von oceanloveR
Hey Ronja,
Löschenich fand auch, gerade das Verworrene und Geheimnisvolle macht die besondere Atmosphäre der Geschichte aus!
Gerne, ich finde deine Zitatsammlung wirklich toll!
Liebe Grüße
Sophia