Samstag, 3. Juni 2023

Serienempfehlung: His Dark Materials

Mit "His Dark Materials" verfilmte die BBC gemeinsam mit HBO die gleichnamige Fantasy-Romantrilogie von Philip Pullman rund um "Der goldene Kompass", "Das magische Messer" und "Das Bernsteinteleskop". Jede der 3 zwischen 2019 und 2023 erschienenen Staffeln widmet sich dabei einem der Bücher und erzählt die Geschichte der jungen Lyra in insgesamt 23 einstündigen Folgen

Darum geht´s:

Die junge Lyra Belaqua (Dafne Keen) führt mit ihrem Dæmon Pantalaimon ein unbeschwertes, wildes Leben in Oxford am Jordan College in Oxford, bis sie eines Tages ein geheimes Gespräch ihres Onkels Lord Asriel (James McAvoy) belauscht. Sie erfährt von geheimen Plänen, die Lyras Welt ins Chaos stürzen können und folgt ihrem Onkel und der kühlen Mrs. Coultier (Ruth Wilson) in ein gefährliches Abenteuer voller gestohlener Kinder und verlorenen Dæmonen, magischen Hexenclans und kämpfenden Eisbären, einer rätselhaften Prophezeiung und einer weltenverändernde Substanz namens Staub …


Deshalb sollte ich mir die Serie ansehen:

"His Dark Materials" setzt Philip Pullmans Trilogie sehr treffsicher um und hält sich sehr nah an deren Handlung. Da ich die Bücher ja nur mittelmäßig überzeugend fand, hat das positive und negative Auswirkungen auf die drei Staffeln der Serie. 

Schon in meinen Rezension zu den drei Büchern hatte ich auf die komplexe Handlung mit einem vielschichtigen Worldbuilding, teilweise skurrilen Szenen und originellen, aber auch bedeutungsschweren Ideen hingewiesen, die die Geschichte interessant vom Fantasy-Mainstream abheben, es aber auch nicht unbedingt leicht machen, Lyras Abenteuer zu folgen. Denn Lyras Heldenreise erstreckt sich ausgehend von Oxford hoch in den Norden, wechselt über etliche Handlungsstränge in mehreren Parallelwelten und gipfelt schlussendlich in einem epischen Kampf gegen den Himmel, die Engstirnigkeit von religiösem Fanatismus und den Tod. Dabei hangelt sich die Erzählung an drei großen Fragen entlang, die uns drei Staffeln begleiten: Was ist die geheimnisvolle Substanz "Staub"? Was hat es mit der Prophezeiung rund um Lyra und den Sündenfall auf sich? Und können Lyra und ihre Begleiter entgegen aller Wahrscheinlichkeit das Multiversum retten?

Im Rahmen dieser Handlung setzt die Serie nicht nur die Kirchenkritik des Autors - im leicht überspitzten Kampf zwischen einem humanistischen Menschenbild und einem Glaubensstaat, der seine Macht auf Tabus und Verbote stützt - um, sondern stellt sich auch mutigen Fragen wie "Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Gibt es Parallelwelten? Was passiert, wenn wir sterben? Gibt es einen Gott und wenn ja, wer oder was ist Gott? Was ist der Himmel? Und was, wenn uns das, was im Himmel wohnt, gar nicht freundlich gesinnt ist...?". Keine leichten Themen für ein Fantasy-Abenteuer. Genau an den Stellen, an denen andere Erzählungen häufig ungenau werden, setzt die Geschichte an und schickt ihre Protagonisten in die Welt der Toten, lässt sie durch etliche Welten reisen und klärt das Geheimnis unseres Bewusstseins auf. Die wichtigen Eckpunkte der jeweiligen Welten und die Motive der vielen Konfliktteilnehmer werden dabei nur kurz angerissen und werden großteils nur durch den Kontext erklärt. Die Serie übernimmt also nicht nur die verkopften Themen und die komplexe Handlung, sondern auch die sparsame Erklärung des Worldbuildings von den Büchern. Kein Wunder also, dass sich mir manche Zusammenhänge ohne das Hintergrundwissen der Bücher nicht erschlossen hätten. Um einem Massenpublikum zugänglich zu sein, hätte die Serie deutlich mehr Erklärungen und Verständnishilfen vertragen!

Was allerdings ganz wunderbar aus den Büchern übernommen wurde, sind die düster-geheimnisvolle Atmosphäre der Erzählung und die abwechslungsreichen Schauplätze der Handlung. Egal ob Lyras Steampunk-Welt mit Zeppelinen, sprechenden Panzerbären, fliegenden Hexen, dem fanatischen Magisterium, den tierischen Dæmonen und einem magischen Kompass; Wills Welt (Amir Wilson), in der Smartphones und rote Doppeldeckerbusse auftauchen und die Teilchenphysikerin Mary Malone der "dunklen Materie" auf der Spur ist; die verlassene Küstenstadt Cittàgazze, in der Gespenster ihr Unwesen treiben; eine magische Welt, die von einer intelligenten Lebensform mit rautenförmigem Skelett, Hörnern, sensiblen Rüsseln und einer Symbiose mit großen Bäumen, deren Samenkapseln sie als Räder verwenden und durch die Prärie düsen, bevölkert wird; das Königreich des Himmels; das Totenreich; oder die vielen anderen Welten, die wir auf diesem Abenteuer durchstreifen - das Setting sieht immer großartig und direkt wie aus meiner Vorstellung gegriffen aus. Auch die CGI ist großartig und zeigt sich besonders bei den Animationen der tierischen Dæmonen, des Panzerbären Iorek und der Mulefa von seiner besten Seite! Untermalt werden Optik und Handlung außerdem von der atmosphärischen Filmmusik von Lorne Balfe. Besonders das epische Titellied, welches Ihr übrigens hier nachhören könnt, gehört für mich mittlerweile zu den besten Filmmusiken aller Zeiten!

In einem Punkt ist die Serie für mich sogar noch besser als die Bücher: die Figuren! Während ich mit Lyra und später mit Will als Hauptfiguren und Sympathieträger in den Büchern einige Probleme hatte, sind die beiden hier deutlich greifbarer dargestellt. Auch wenn ich mit Dafne Keens oftmals ausdruckslosen Gesichtsausdruck nicht ganz warm wurde, finde ich die Entwicklung von Lyra von einem naiven, lebensfreudigen Kind zu einer jungen Erwachsenen, die schon zu viel gesehen und durchgemacht hat, wunderbar umgesetzt. Auch die zahlreichen Nebenfiguren finde ich wunderbar besetzt. Es sind zu viele, um sie alle aufzuzählen, besonders gut gefallen haben mir aber der Ballonfahrer Lee Scorsby (Lin-Manuel Miranda), der Kardinal des Magisteriums Father MacPhail (Will Keen), die Hexenkönigin Serafina Pekkala (Ruta Gedmintas) und die Wissenschaftlerin Mary Malone (Simone Kirby). Meine beiden absoluten Favoriten waren allerdings die beiden äußerst ambivalenten Elternfiguren Lord Asriel (James McAvoy) und Mrs. Coulter (Ruth Wilson). Während ersterer zwischen kämpferischem Held und fanatischem Kriegstreiber schwankt, pendelt sie zwischen einer liebevollen Mutterfigur und einer eiskalten Intrigantin, sodass uns beide bis zum Ende ratlos zurücklassen, ob wir sie nun mögen oder ihnen das Schlimmste aus allen Welten an den Hals wünschen sollen. 

Nach den 23 Stunden der drei Staffeln steht für mich fest, dass die zweite Staffel aufgrund der sehr verwirrenden Handlung die schwächste und die dritte Staffel mit großem Abstand die beste ist. Besonders auf die Umsetzung der Endschlacht und die Auflösung in der dritten Staffel war ich sehr gespannt und wurde rundum positiv überrascht, da sich die Serie deutlich mehr Zeit für Showdown und Aufklärung nimmt, als das Buch. 

Fazit

"His Dark Materials" setzt eine originelle und komplexe Fantasy-Trilogie mit greifbaren Hauptfiguren und ambivalente Nebenfiguren gelungen um. Die düster-geheimnisvolle Atmosphäre der Bücher wird durch die abwechslungsreichen Schauplätze und die epische Filmmusik wunderbar auf der Leinwand zum Leben erweckt. Leider ist das Worldbuilding für die verkopften Themen und die komplexe Handlung allerdings ein wenig zu sparsam, sodass viele inhaltliche Fragen offenbleiben. 

Zum Trailer:



Bild-Quellen: Moviepilot.de

6 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Eine ganz tolle Vorstellung dieser außergewöhnlichen Serie!
    Ich bin ja schon lange ein Fan der Bücher und war damals über den Film doch etwas enttäuscht.
    Dass es jetzt als Serie rauskam hat mich umso mehr gefreut, auch wenn ich mich an die Schauspieler schon gewöhnen musste. Das ging aber recht fix. Einzig Ma Costa hat für mich zu meinen Vorstellungen so überhaupt gar nicht gepasst ^^

    Ich fand eigentlich alle drei Staffel super und sehr nah an den Büchern. Natürlich fehlt ein bisschen was und ich könnte jetzt gar nicht sagen, ob die Serie, wenn man die Bücher nicht kennt, zu vieles offen lässt so dass man es nicht nachvollziehen kann. Ich kenne die Geschichte so gut, ich kann das gar nicht mehr ausklammern :)

    Die dritte Staffel hatte definitiv einen genialen und epischen Abschluss, eine Gefühlsachterbahn und einfach großartig gemacht! Die Titelmusik finde ich übrigens auch sehr gelungen <3

    Vielen Dank für die schöne Vorstellung!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      den Film fand ich auch mehr als enttäuschend, umso begeisterter war ich darüber, wie nah die Serie an den Büchern bleibt. Ich hatte ja einige Kritikpunkte zu Pullmanns Trilogie, als Serie fand ich sie aber wirklich großartig umgesetzt!
      Die Besetzung von Ma Costa fand ich nicht ideal, aber in Ordnung. Am meisten gestört habe ich mich an Lyras Besetzung, da für mich Dafne Keen (auch wenn sie offensichtlich eine grandiose Schauspielerin ist) nicht immer gepasst hat. Mir hat vor allem gut gefallen, dass die jungen Hauptfiguren hier gemeinsam mit ihren Charakteren älter werden und reifen. Das hat sehr gut gepasst!!!

      Ich fand besonders die dritte Staffel wirklich toll. Gerade die Welt der Toten und auch die emotionale Entwicklung von Lyra und ihren Eltern fand ich besonders gelungen. Vor dem Showdown hatte ich ja ein bisschen Angst und auch bei den Mulefas hätte die Serie viel falsch machen können, deshalb bin ich mit den letzten acht Folgen rundum zufrieden!!

      Liebe Grüße
      Sophia

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    2. Ich hab mich an Dafne Keen auch erst gewöhnen müssen, aber je länger ich geschaut habe, umso passender fand ich sie für die Rolle.
      Ja, die dritte Staffel war schon richtig genial! Die Mulefas, so klasse dargestellt! Da hätte ich gerne noch etwas mehr von gesehen. Das Finale war einfach nur grandios, geradezu episch! Da hatte ich zeitweise echt Gänsehaut :D

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    3. Ja das stimmt, ich habe mich mit der Zeit natürlich auch an sie gewöhnt, ich hätte sie nur intuitiv anders besetzt.
      Die Mulefas waren mein kleines Highlight der dritten Staffel. Ich habe sie und den Handlungsstrang mit Mary ja auch in den Büchern schon geliebt und war soooo gespannt, wie sie dargestellt werden. Mit dem Endergebnis bin ich echt mehr als zufrieden. Ich stimme dir aber zu, dass sie gerne noch mehr von den Mulefas und Mary hätten zeigen können. Ihr Handlungsstrang, die Entdeckung der Welt, der Kultur der Mulefas (inklusive dem Lernen ihrer Sprache) war für mich doch stark abgekürzt!
      Ich hatte im Finale auch ganz oft Gänsehaut! Echt großes Kino!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Schönen guten Morgen!

    Deinen Beitrag hab ich heute gerne in meiner Stöberrunde verlinkt :)

    Liebste Grüße und einen guten Start ins Wochenende!
    Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      wie immer ein ganz größes Dankeschön dafür! Ich werde gleich mal nachsehen und den anderen Beiträgen einen Besuch abstatten.

      Dir ebenfalls einen guten Start ins Wochenende
      Sophia

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