Mittwoch, 28. Juni 2023

Kurzrezension: Time to Love


Die Fakten

Titel: Time to Love
Autorin: Beth O´Leary
Verlag: Diana (9. Juni 2020)
Genre: Liebesgeschichte
Seitenzahl: 448 Seiten
Originaltitel: The Switch (übersetzt
von Babette Schröder und Pauline Kurbasik)
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Der Inhalt

Zwei Monate Sabbatical: Nach einer katastrophalen Präsentation im Job wird Leena eine Auszeit verordnet. Ausgerechnet Leena, die Tag und Nacht arbeitet, um ihre verstorbene Schwester nicht zu vermissen. Zuflucht findet sie bei ihrer Großmutter Eileen in Yorkshire. Eileen wünscht sich mit Ende 70 eine neue Liebe, nur leider ist die Auswahl an interessanten Kandidaten in ihrem kleinen Dorf begrenzt. Die Lösung liegt nah: Leena kommt auf dem Land zur Ruhe, und Eileen stürzt sich in die Londoner Dating-Szene... doch ist es wirklich so einfach, die Leben zu tauschen?



Die Eindrücke

Handlung: "Time to Love" ist mein zweiter Roman von Beth O´Leary, die mir bereits mit "Up to Date" ein charmantes Leseerlebnis geschenkt hat. Mit der Idee von zwei Frauen, die nach einer schwierigen Zeit ihre Leben tauschen und dadurch wieder voll durchstarten, erinnerte mich der Plot zunächst an eine durchschnittliche Rom-Com, weshalb ich keine große Erwartungen hatte ich an die Geschichte hatte. Dass Beth O´Leary hier aber eine so hinreißende und berührende Geschichte über Krebs, Verlust, Einsamkeit im Alter, Gemeinschaftssinn, Innovation, Liebe und Freundschaft auspackt, hätte ich nicht erwartet. Angetrieben wird die Geschichte durch die abwechselnde Erzählung aus der Sicht der beiden Hauptfiguren - zwei Generationen an Eileen Cottons. Dabei konnte ich mich gar nicht entscheiden, welchen Handlungsstrang ich entzückender fand: den der jungen Karrierefrau Leena, die sich im ländlichen Yorkshire mit der grummeligen Nachbarschaftswache ein Dorffest plant oder den der 79jährigen Eileen, die unterstützt von den jungen Mitbewohnern Leenas die Londoner Datingszene unsicher macht und die Hausgemeinschaft umkrempelt. Bis zum Ende habe ich mit den beiden Frauen mitgefiebert, immer wieder über die zuckersüßen und unterhaltsamen Entwicklungen geseufzt und ihnen von Herzen das Beste gewünscht! 

Figuren: Mit Leena und Eileen bekommen wir zwei sehr greifbare und rundum sympathische Hauptfiguren präsentiert, die neben dem gemeinsamen Blut und dem Namen auch jede Menge Eigenschaften wie ihr Starrsinn, ihre Planungsfähigkeit, ihr Mitgefühl und ihre Abenteuerlust teilen. Auch wenn ich beide gleich gerne mochte, ist es doch Eileens Handlungsstrang, der mich ein bisschen mehr mitgerissen hat - einfach weil es viel zu wenige Geschichten im Main-Stream-Bereich gibt, in denen ältere Menschen (vor allem ältere Frauen) die Hauptfiguren sind und nicht von Krankheit und Tod betroffen sind. Das dynamische, gesunde, aber dennoch ihrem Alter entsprechenden Bild, dass die Autorin von Eileen zeichnet, ist einfach nur toll! Auch die Nebenfiguren - sowohl in Hamleigh-in-Harksdale als auch in London - sind einfach zum Knuddeln. Sei es das lesbische Paar Martha und Yaz, der chaotische Fitz mit seinen braunen Smoothies, die quirlige Bee, der grimmige Nachbar Arnold, die herrische Betsy, der schwerhörige Roland, oder die Katzenlady Letitia - ich habe alle egal welchen Alters total schnell ins Herz geschlossen. Gut gefallen hat mir auch, die Beziehung zwischen Leena und ihrer Mutter Marian, die durch den Tod von Leenas Schwester Carla stark angegriffen ist. Wie die beiden ihre Beziehung durch die gemeinsame Zeit zu kitten beginnen, hat mich sehr berührt. Angesichts dessen ist es überhaupt nicht tragisch, dass die beiden Liebesgeschichten, die nebenbei erzählt werden, eher im Hintergrund bleiben und Raum für die restliche Handlung lassen.

Schreibstil: Beth O´Leary verzaubert hier mit einem unkomplizierten, lockeren Schreibstil, der bei aller Einfachheit jedoch eine Menge Emotionen transportiert. Dadurch, dass Carlas Verlust zwischen all den alltäglichen und schönen Entwicklungen immer wieder durchscheint, Leenas Mutter Marian unter psychischen Problemen leidet und auch in Eileens Umfeld immer wieder Probleme wie Alterseinsamkeit und häusliche Gewalt zur Sprache kommen, verbergen sich tiefgründigere Probleme in den beiden Geschichten, als ich bei der sommerlichen Aufmachung des Romans erwartet hätte. Im Vordergrund stehen allerdings positive Aspekte des Neuanfangs und der Hoffnung, sodass "Time to Love" für mich ein absoluter Wohlfühlroman war. 


Die Zitate


Eileen: "Sobald Fitz und ich wieder zu Hause sind, vergleichen wir unsere Notizen. Er hat überhaupt keine Hinweise entdeckt. Typisch. ich habe ihm gesagt, dass alte Damen die besten Detektive sind."

Leena: "Ich stehe ganz ruhig da und lasse zu, dass ich sie vermisse. Ich lasse die Gefühle kommen. Und ich zerbreche nicht. Es tut wahnsinnig weh, ein scharfer, stechender Schmerz, aber ich bin hier und ich laufe nicht, arbeite nicht, schreie nicht. Und egal wovor ich Angst hatte - in Stücke zu brechen, die Kontrolle zu verlieren... Es passiert nicht. Ich vermisse sie so sehr, dass es mich fast zerreißt, aber ich werde es überleben."

Fazit

"Time to Love" ist ein charmanter, herzergreifender und vielseitiger Gegenwartsroman, der lustige mit traurigen Aspekten des Lebens verbindet und zwei verschiedene Lebensperspektiven vorstellt. Beth O´Leary erzählt hier von Krebs, Verlust, Einsamkeit im Alter, Gemeinschaftssinn, Innovation, Liebe und Freundschaft!


*keine WERBUNG, selbstgekauft*

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