Sonntag, 18. August 2019

Montagsfrage #129 - 12.08.19


Scan (verschoben)



 
Hallöchen,
 
da bin ich wieder - frisch vom Zeltlager zurück und schon wieder voll im Stress da zwei meiner Uni-Bewerbungen wohl durch Probleme bei der Post nicht angekommen sind (grrr). Jetzt bin ich echt mal gespannt wohin es mich im nächsten Jahr verschlagen wird. Für alle die von meinem Timing verwirrt sind: Bevor die nächste Montagsfrage kommt, beantworte ich noch schnell die vom letzten Montag, da ich die sehr spannend fand. Wie ihr an der langen Antwort sehen könnt, liegt mir das Thema sehr am Herzen. Ich habe zur Untermalung ein paar Bilder von selbstverlegten Büchern angehängt, die mich beeindruckt haben und die ich euch nur ans Herz legen kann. Schaut doch einfach mal bei der dazugehörigen Rezi vorbei und gebt der Geschichte eine Chance!
 
 
Was sind eure Erfahrungen mit self-publishing Autoren?
 
"Der Raum zwischen den Worten" von Uwe Hermann
 Einer meiner Träume war schon immer selbst Bücher zu schreiben oder bei einem Verlag als Lektorin zu arbeiten. Zum ersten Mal mit dem Selfpublishing bin ich aber erst als Bloggerin in Kontakt gekommen. Gerade ganz junge Blogs bekommen am Anfang ja eher Anfragen von sehr unbekannten Autoren und können so in die Community finden und sich ein Netzwerk aufbauen. Zu Beginn war auch ich nicht besonders wählerisch und habe "genommen was ich kriegen konnte". So habe ich natürlich erstmal gemischte Erfahrungen mit SP-Autoren gemacht und unter vielen wundervollen Geschichten waren einige Vollnieten.


Zum ersten Mal aktiv in den Schaffungsprozess eines Buches bin ich vor etwa zwei Jahren eingetreten, als mich eine Bekannte angesprochen hat, ob ich ihr denn nicht beim Überarbeiten und Verlegen ihres Kinderbuches helfen kann. Natürlich habe ich mich daraufhin sofort enthusiastisch ans Testlesen und Recherchieren gemacht, doch schon sehr bald musste ich feststellen, dass es viel mehr Dinge zu beachten gibt, als man als Leser oder Blogger auf den ersten Blick sieht. Mir war zum Beispiel nicht bewusst, wie viel Geld freie Lektoren verlangen, wie hoch die Anforderungen der großen Verlage sind und einen wie hohen Prozentsatz Buch-Agenturen vom späteren Gewinn abzwacken.
 
"Hinter dem Wasserfall" von Oliver Jungjohann
Von dem her kann ich alle Selfpublisher, die es auf eigene Faust probieren und von Verlag und Lektorat absehen, immer mehr verstehen. Seitdem habe ich einen ganz anderen Blickwinkel auf SP-Autoren erhalten und habe größten Respekt vor den Leistungen, die diese Autoren erbringen. Neben ihrem Schriftstellertum müssen sie das Design, das Marketing, die Organisation und die Finanzierung ihrer Veröffentlichung selbst in die Hand nehmen und das bedeutet einen riesigen Batzen Arbeit.
 
"Knock-Out" von Armin Weber
 Weshalb erzähle ich euch das? Weil ich finde, dass gerade Buchblogger beginnen, in der Buchbranche eine ganz neue Rolle einzunehmen und durch die ganzen Selfpublisher immer mehr an Macht und Einfluss gewinnen. Kann beispielsweise eine unbekannte Geschichte eines Selfpublishers einen Blogger überzeugen, sodass dieser Werbung in seiner Sache macht, so ist das für das Buch ein riesiger Schritt ins öffentliche Rampenlicht, den man nicht unterschätzen darf.
 
Wenn wir uns also ab und zu die Zeit nehmen, auch unbekannte Geschichten zu lesen, finden wir nicht nur immer wieder kleine, originelle Schätze, die definitiv mehr Aufmerksamkeit verdienen - wir können auch eine ganz andere Perspektive auf das Lesen bekommen und unseren Follower einen wirklich interessanten Beitrag bieten. Etwas zu Büchern zu schreiben, die in aller Munde sind, kann jeder, auf unscheinbare, übersehene Geschichten hinzuweisen, die abseits der großen Hypes auf eine Leserschaft warten, ist dagegen eine viel größere und wichtigere Kunst.
"Die schwarze Quelle" von Susanne Gavénis

Um ein wenig mit Vorurteilen aufzuräumen: generell kann man auf keinen Fall sagen, dass man einen definitiven Unterschied in der Qualität der Buchelemente von Verlagsautoren und Selfpublishern erkennen kann. Es gibt SP die es verdammt gut beherrschen, eine glaubwürdige Geschichte aufzustellen, ich wurde aber auch schon wirklich enttäuscht, was genau so auch für Verlagsautoren gilt. Leser sollten nicht alle SP über einen Kamm scheren und für schlechtere Schriftsteller erklären, nur weil es Autoren aus diesem Bereich gibt, die manchmal wirklich keinen grammatikalisch geraden Satz aufs Papier bringen können. 
 
"Trümmerwelt" von Maike Ruppelt
Gerade bei Selfpublishern, die ihr erstes Werk veröffentlichen, fällt leider oft auf, dass sie sich nicht genug Zeit nehmen, ihre beendete Geschichte nochmal auf Fehler zu überprüfen. Es gibt nichts Ärgerlicheres als eine gute Geschichte, die vorschnell veröffentlicht scheint und sich noch reichlich unausgegoren liest. Das ist eine wirkliche Verschwendung der guten Ideen und der vielen Zeit, die investiert wurden. Auch auf der Ebene der Geschichte fällt oft auf, dass ein wenig mehr Zeit nicht geschadet hätte. Zu wenige Details, eine zu schnell voranschreitende Handlung und damit einhergehende Verständnislöcher sind häufige Fehler, die einfach nicht sein müssen. So verlieren eigentlich ganz wunderbare Geschichten durch viele sprachlichen Mängel, Tippfehler oder Formatierungsmängel an Seriosität.
 
Das gilt aber natürlich nicht für alle SP-Autoren. Meistens trifft man bei selbstverlegten Büchern sogar auf kreativere, unkonventionellere Geschichten, da gerade Selfpublisher oft mutiger und freier sind, aus gesetzten Schemata auszubrechen und etwas ganz anders zu machen. Neben den ungewöhnlichen, neuen Ideen schätze ich aber auch vor allem den persönlichen Kontakt zu Autoren sehr, der beim Kauf in Buchhandlungen oder bei Verlagen einfach nicht so leicht und so intensiv hergestellt werden kann. Tipps, Anregungen, Lob, Kritik und Fragen gleich per Mail an den jeweiligen Autor weiterleiten, exklusive Infos über Folgebände erhalten und spannende Diskussionen führen zu können ist ein Blogger-Privileg, das ich nicht mehr abgeben will. In den allermeisten Fällen ist der Austausch sehr nett, aufgeschlossen, interessant und basiert auf gegenseitigem Respekt, wodurch beide Parteien profitieren.

Wenn man also offen auf Anfragen reagiert, die Copy-und-Paste Mails mit etlichen Rechtschreibfehlern aussortiert und sich interessant klingende Geschichten von ehrlich um Hilfe bittenden Autoren herauspickt, stößt man sehr oft auf wahre Schätze, deren Verbreitung bald zum persönlichen Anliegen wird.
 
Meine Message: gebt SP-Autoren eine Chance!!! Es lohnt sich!!!
 
 
Liebe Grüße
Sophia
 
PS: Was habt ihr für Erfahrungen mit SP-Autoren gemacht?
Ich würde mich über eine paar Kommentare zu dem Thema sehr freuen

Zur Montagsfragen-Übersicht

2 Kommentare:

  1. Liebe Sophia,

    dein Appell für SP-Perlen kommt an.
    meine Erfahrungen sind mit SP sind gering. nicht mal eine handvoll Anfragen habe ich bisher angenommen und das eher mit durchwachsenen Ergebnis. Mal sehen, wie das in Zukunft aussieht.

    Liebe Grüße
    Tina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Tina,

      das würde mich echt mega freuen, wenn mein Apell etwas ausgelöst haben sollte. Ich kann dir da nur das Portal Rezi-Suche.de empfehlen, auf der sich Blogger und SP finden können. Du kannst da Lieblingsgenre etc angeben und bekommst dann zielgerichtet Anfragen und kannst gleichzeitig auch zielgerichtet nach Büchern suchen, die dir gefallen könnten. Damit fahre ich seit Jahren echt gut.

      Liebe Grüße
      Sophia

      Löschen

Ich freue mich, wenn Du einen Kommentar dalässt.
Egal ob Kritik, Verbesserungsvorschläge, Lob, Anmerkungen, Fragen oder eigene Meinung - das ist der richtige Ort dafür ;-)