Dienstag, 24. Januar 2017

Hinter dem Wasserfall




Allgemeines:

Titel: Hinter dem Wasserfall
Autor: Oliver Jungjohann
Genre: Fantasy
ASIN: B00VTPFC1C
ISBN-10: 3981768418
ISBN-13: 978-3981768411
Preis: 8,50€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle-Edition)
Weitere Bände: "Das Geheimnis der Night Sky";
"Verrat am Elfenparadies"
 
 
 
Inhalt:

"Hiiilfeee!!", schrien sie und wurden in das Loch gezogen. Finja drehte sich mit Aaron im Strudelkreis. Sie nahm nur noch den tosenden Lärm in ihren Ohren wahr, das hellblaue Licht des Wasserdampfes, der durchs Gesicht fegte und die festgekrallte Hand ihres Bruders. Schreiend spürte sie, wie sie fiel, scheinbar endlos..."

Die elfjährige Finja und ihr neunjähriger Bruder Aaron sind zwei ganz normale Kinder mit ganz normalen Wünschen und Problemen des Alltags, bis sie auf einem kleinen, geheimen Abendausflug ohne Wissen ihrer Eltern durch Zufall eine andere Welt kennenlernen. Eine zauberhafte Elfenwelt, die anfangs perfekt erscheint. Die Kinder begeben sich auf die Suche nach dem verschwundenen Traumwanderer der Elfen und stehen vor der Herausforderung, alle Schwierigkeiten nur mit normalen Fähigkeiten lösen zu können...
 
 
Bewertung:

Erster Satz: "Ungeduldig sah sie auf den Wecker."

Bevor ich mit der Rezension beginne, will ich mich ganz herzlich bei dem Autor Oliver Jungjohann für das Zuschicken seiner Bücher als Rezensionsexemplare bedanken. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als die hübsch verpackte "Elfenpost" bei mir ankam. Super praktisch, dass er außerdem so freundlich war, uns gleich alle drei Teile zukommen zu lassen, denn nachdem ich dieses Buch fertig gelesen habe, liegt gleich der zweite Teil auf meinem Nachttisch bereit, um meine Zeit zu versüßen. Schon mal vorweg also: Es besteht eindeutig Suchtgefahr bei dieser Reihe!

Wie so oft zuerst ein paar Worte zur Ästhetik: Das Cover ist ganz in dunklen Blau- und Schwarz-Tönen gehalten, was schon gleich eine etwas mystische Stimmung hervorruft. Zusehen ist ein dunkelblauer See, von einer Felswand umkreist, welche durch einen magischen Wasserfall durchbrochen wird. Direkt über dem leuchtenden Wasserfall glüht ein helles Licht, das an einen Vollmond erinnert. Im oberen Hintergrund sind Sterne zu sehen. Was für mich nicht ganz so gut in diesen Zusammenhang passt, ist das angeschnittene Mädchengesicht. Wer immer schön fleißig meine Rezensionen liest, weiß inzwischen, dass ich Modelgesichter auf Buchcover absolut nicht ausstehen kann, weil ich mich dann in meiner Vorstellungskraft eingeschränkt fühle. Da dieses Mädchen halb im Schatten ist, habe ich mich hier nicht so sehr daran gestört. Ich nehme mal schwer an, dass das abgebildete Mädchen Finja sein soll, womit ich zu einem weiteren Kritikpunkt komme. Denn für mich sieht sie einfach nicht aus wie 11! Das Mädchen, das auf dem Bild zusehen ist, ist meiner Schätzung nach mindestens 13. Außerdem teilt sich Finja den Posten als Hauptperson mit ihrem kleinen Bruder Aaron. Wenn man sie abbilden möchte, kein Problem, aber dann sollte man ihn auch noch mit reinbringen!

Jetzt aber genug Kritik zum Cover! Denn eigentlich hat es mir im Nachhinein gesehen ganz gut gefallen. Es verkörpert nämlich sehr schön die Grundstimmung des Buches und mutet außerdem gar nicht wie ein Kinderbuch an, was das Buch an sich bei genauerem Hinsehen auch gar nicht ist. Zudem positiv aufgefallen sind mir die relativ große Schriftgröße und die angenehme Dicke der Buchseiten. Ich finde es immer ein tolles Gefühl, wirklich etwas Stabiles in der Hand zu haben, dass sich nicht wie geheftetes Pergament anfühlt und man sich nicht ängstigen muss, gleich einen losen Stapel Papier in der Hand zu haben, was häufig bei broschierten Taschenbüchern von Amazon Publishing der Fall ist.
Und noch ein kleiner Special Effekt, über den ich mich immer sehr gefreut habe: Zeichnungen. Oliver Jungjohann beflügelt unsere Fantasie mit sehr hübschen Kapitelzeichnungen, die noch einmal auf angenehme Art und Weise unterstreichen, was er erklärt.

"Wie ein Feuerwerk rauschte Liebe, Wärme und ein irres Glücksgefühl in ihr, heiß und kalt im schnellen Wechsel, und irgendwie war ihr schwindelig."

 So, doch nun zum Wesentlichen: "Hinter dem Wasserfall" ist der erste Band der Trilogie, die von den spannenden Ereignissen in der entdeckten Elfenwelt berichtet und von Freundschaft, Familie, Herausforderungen und einer zauberhaften Liebesgeschichte erzählt. Ich fand es zur Abwechslung mal wieder erfrischend, etwas von einem deutschen Fantasy-Autor zu lesen und eine Bestätigung zu bekommen, dass nicht nur die Amis gute Fantasy schreiben können. Ich muss aber ganz ehrlich zugeben, dass ich zu Beginn nicht ganz so begeistert war und eine Weile gebraucht habe, bis ich wirklich in der Geschichte angekommen war.

Ich war auf ein jugendliches Abenteuer eingestellt und bekam dann erstmal den Alltag zweier Kinder vorgesetzt. Denn es ist wie es im Klapptext steht: Ganz normal und durchschnittlich tun die zwei, was alle Kinder in ihrem Alter tun - sie träumen, haben Angst und die selben Probleme wie alle anderen auch. So weit, so gut. Denn dann kommt irgendwann die Elfenwelt. Sehr auf kindlicher Fantasie beruhend aber voller magischem Potential wird uns eine Art Parallelwelt vorgestellt in der die Jungs das Wasser beherrschen und die Mädchen fliegen können. Eine wunderschöne Welt, in der Zerstörung, Neid, Krieg, Hass, Dreck und sogar Streit Fremdwörter sind. Ich kann nicht genau sagen, wann die Geschichte dann doch plötzlich angefangen hat, für mich ganz besonders zu werden, doch irgendwann konnte die Geschichte mich dann doch etwas verspätet in ihren Bann ziehen und ließ mich erstmal nicht mehr los.

Ich denke, genau diese Mischung aus langweiliger Realität mit dem dazugehörigen Alltag, dem Familienleben der Schule und dann diese andere Welt, die nach Abenteuer schmeckt und so voller geheimnisvoller Rituale, Mythen, Sagen, Gefahr, Heimat, Freundschaft und Magie ist, dass man sie kaum mit der anderen Welt vergleichen kann, in die die beiden Geschwister immer wieder zurückkehren müssen, genau diese Mischung macht das Buch so besonders. Der Plot mit einer Parallelwelt und jungen Protagonisten, denen die Aufgabe zu Teil wird, diese zu retten, ist eigentlich nicht unbekannt, wird aber auf sehr liebevolle und detailgetreue Art und Weise neu umgesetzt. Der Akzent liegt hierbei eindeutig nicht auf den fantastischen Aspekten sondern eher auf dem Innenleben der jungen Hauptcharaktere und deren Entwicklung.

„...Eine Freundschaft ohne Vertrauen ist keine Freundschaft...“

Wir Leser begleiten die beiden Geschwister durch ihr kleines Abenteuer und dürfen ihnen dabei zusehen, wie sie immer mutiger, selbstständiger und reifer werden. Durch dieses Geheimnis, dass sie alleine teilen und die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, können sie anders sein, sich ein kleines bisschen von den normalen, anderen abgrenzen und sich ein bisschen besonders und auserwählt fühlen.
Zu den wirklichen Charakter der beiden kann ich leider noch nicht ganz so viel sagen, da sie auf mich recht stereotyp und identisch wirkten. Ich weiß nicht genau, woran es lag, dass ich die beiden nicht wirklich als eigenständige Charakter wahrnehmen konnte, denn sie nehmen aussagekräftige Rollen ein haben klar vorgegebene Charakterzüge, die Vorlieben und Abneigungen beinhalten, Ängste, Wünsche und Träume. Bei mir ist trotzdem leider nicht der gewisse Funke übergesprungen, der einem Charakter wirklich eine Seele verleiht. Möglicherweise lag das daran, dass die Geschwister beide noch recht jung sind - mit 11, beziehungsweise erst 9 Jahren sind beide noch sehr klein für so ein Abenteuer. Zu klein? Nun ja, was nicht ist, kann ja noch werden und ich habe ja noch zwei lange Bände Zeit, mein Urteil noch einmal zu überdenken.

"Sie sah sich ihre letzten Tagebucheinträge zu Toni an. Von diesen schönen, glücklichen Gefühlen, die da beschrieben waren, war sie heute weit entfernt. Zweifel fraßen an ihrem Herz und sie hatte auch ein drückendes Gefühl hinter der Brust..."

Finja hat mir eigentlich recht gut gefallen. Sie hängt gerne mit ihren Freundinnen ab, mag die Schule nicht so besonders, führt ein Tagebuch und ist eine Vorzeige-Große-Schwester. Natürlich gibt es da auch noch so einen Jungen... und gewisse Zweifel... Nicht ungewöhnlich für so junge Mädchen wie sie. Doch  ihre gut durchdachten Gedanken und Gefühle, ließen sie viel älter erscheinen, was dann aber bruchstückweise durch kurze Episoden wieder zunichte gemacht wird. Das ist recht irritierend, aber eine interessante Darstellung dafür, dass sie in der Entwicklung einfach noch ganz am Anfang steht.
Ihr Bruder Aaron ist eher schüchtern, wird immer von den Größeren geärgert und hat ein kleines Problem mit seinem Selbstbewusstsein. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, zuzusehen, wie sein Leben durch das Entdecken der Welt hinter dem Wasserfall für immer auf den Kopf gestellt wird. Auch ihn fand ich eigentlich interessant und bin gespannt, was die anderen Teile noch so bringen.

Der Schreibstil des Autors ist sehr leicht und klar, weshalb man sehr schnell vorankommt. Mit der floskellosen, aufgeräumten und deutlichen Wortwahl, ist eine Anpassung an die Zielgruppe klar zu sehen. Im Gegensatz zu dem metaphorischen, bildgewaltig beschreibenden Stil, den ich eigentlich sonst bevorzuge, erscheint diese Art zu Schreiben geradezu minimalistisch und langweilig, hat aber auch aus meiner Perspektive deutlich etwas für sich.

"Finja legte sich ins Bett. Die Melodie des Nachtliedes war noch in ihren Ohren, und sie meinte, auch ganz leise in der Ferne die Windharfen zu hören.
"... deckst mich ganz leise zu... Lieber Silbermond...", summte sie noch mit Blick auf das funkelnde Herz."

Blablabla, jetzt bin ich endlich fertig und werde mich gleich daran machen, den nächsten Teil zu lesen. ;-))


Fazit:

Der Autor schafft es seltsamerweise, durchgehend eine Grundspannung am Leben zu erhalten, ohne dass eigentlich wirklich viel passiert. Es gibt keine vielen verschiedene Handlungsstränge, überraschende Wendungen oder sonstige Stilmittel und doch entsteht am Ende ein faszinierendes Abenteuer, dass es schafft Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu belehren, zu unterhalten und zu begeistern. Das ist eine wahre Kunst!


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*unbezahlte WERBUNG* 
Vielen Dank an den Autor für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. 
(Quelle- Information und Coverbild: Amazon.de. Die Bilder und Cover, sowie die Inhaltsbeschreibungen und Klappentexte sind Eigentum des jeweiligen Verlages bzw. Schriftstellers oder anderweitigen Rechteinhabers.)
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