Allgemeines:
Titel: Das Lapislazuliherz
Autorin: Claire Singer
Verlag: Bastei Lübbe (Boje) (2014)
Genre: Spätmittelalterlicher Roman
ISBN: 978-3414824035
Seitenzahl: 320 Seiten
Seitenzahl: 320 Seiten
Preis: 11,99€ (Kindle-Edition)
14,99€ (gebundene Ausgabe)
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Inhalt:
Mitte des 15. Jahrhunderts in Brüssel:
Die 13-jährige Louise träumt davon, Malerin zu werden. Im späten Mittelalter für eine junge Frau eigentlich undenkbar! Trotzdem fasst Louise einen riskanten Plan: Sie verkleidet sich als Junge und spricht bei Rogier van der Weyden vor, einem der größten Maler seiner Zeit.
Tatsächlich darf Louise, die sich von nun an Louis nennt, als Geselle bei ihm anfangen. Und Rogier van der Weyden erkennt schnell, was für ein großes Talent in dem jungen Mädchen steckt. Doch unter den Gesellen gibt es Neider, die ihr dieses Talent nicht gönnen.
Als Louise bei einer Porträtsitzung dann auch noch den 14-jährigen Raphael de Mercatel kennenlernt, ist es um sie geschehen: Sie verliebt sich Hals über Kopf in den jungen Grafen - nicht ahnend, dass sie sich damit in große Gefahr begibt ...
Bewertung:
"Mamas Spruch kam mir in den Sinn: "Wenn du es dir leisten kannst, Schuhe zu tragen, mit denen man nicht laufen kann, dann lebst du wirklich auf großem Fuß."
Dieses Buch hat mich wirklich überrascht. Es ist wirklich schwierig historisch angehauchte Romane zu finden, die den Spagat zwischen Unterhaltung und korrekten Informationen gekonnt schaffen. Oft sind die Bücher entweder zum einschlafen langweilig oder absolut aus der Luft gegriffen. Dieses Buch hat mir in dieser Hinsicht super gefallen, da Claire Singer den Mittelalterlichen Flair in Brüssel wunderbar auffängt und ein berührendes Szenario gestaltet.
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Die Geschichte ist relativ kurz und wird aus der Sicht von der jungen Louise erzählt, welche als Kaufmannstochter sehr weltoffen und klug erzogen wurde. Nachdem ihr Vater bei einem Überfall auf einer Reise getötet wurde, lebt sie mit ihrer Mutter bei den Beginen, wo sie hart arbeiten muss und ihr jegliche Art von Freiheit fehlt, welche sie zuvor genossen hat. Als dann auch noch ihre Mutter stirbt, hält sie nichts mehr dort und sie ist gezwungen, sich eine eigene Zukunft zu erarbeiten. Sie gefiel mir als Hauptperson relativ gut, da ihre Denkart ihrer Epoche und ihrem Alter angemessen ist und sie mit ihrem aufgeweckter und sturen Charakter unbedingt ihren Traum leben will, koste es, was es wolle. Seit ihr Vater ihr immer Farben mitgebracht und alles wichtige beigebracht hat, hegt sie den sehnlichen Wunsch, Malerin zu werden - unmöglich für ein Mädchen zur damaligen Zeit. Die mittelalterliche Welt aus ihren Augen zu sehen hat mir sehr viel Spaß gemacht, da sie mit ihrem Malerauge einen besonderen Bezug zu Farben hat und somit in den grauen Gassen Brüssels viel mehr sieht als ein Unbeteiligter. Als starkes und selbstbewusstes Mädchen, das eben dies nicht sein darf um ihren Traum leben zu können, hat sich mich sehr berührt.
"Wenn ich mich noch genau an etwas erinnerte, dann an das Gefühl der unendlichen Bescheidenheit, die in einem Beginenhof herrscht. Und jenes Gefühl, dass es ein Wunder braucht, um aus ihr wieder herauszukommen, wenn man niemanden, gar niemanden auf der Welt mehr hat."
Sehr schnell konnte ich mich in die Geschichte einfinden und habe mit ihr gehofft und gebangt. Denn wenn der Klapptext für den ein oder anderen vielleicht recht langweilig geklungen haben sollte, kann ich euch versichern: Das ist es absolut nicht. Louise muss immer auf der Hut sein, die schwierigen Prüfungen Rogier van der Weydens bestehen und sich keinen Augenblick der Unachtsamkeit erlauben - denn sie hat viele Neider und ihr Körper spielt gegen sie...
Als Leser findet man sich sehr schnell in der damalige Zeit ein, auch ohne große Kenntnisse zu haben. Beschreibungen, Informationen und Erklärungen werden geschickt in den Handlungsverlauf eingewebt, sodass ein bleibender Eindruck entsteht, ohne Durststrecken hervorzurufen.
Sehr gut gefallen hat mir, dass man im Nachwort darüber informiert wird, welche Personen es wirklich gab und was von der Autorin erfunden wurde. Das gab der ganzen Geschichte noch einen existenziellen Touch und machte sie für mich realer. Dass man auch nebenbei etwas über Farbe, deren Herstellung und das Malen und der verschiedenen Techniken erfahren konnte, war ein zusätzlicher Pluspunkt für mich.
"Ich sehe ein kleines Band unter der Matratze herausragen, und als ich daran ziehe, kommt ein kleiner Stoffbeutel zum Vorschein. Drei Taler liegen darin. Drei Taler, die als Notgroschen gedacht waren. Jetzt ist Rogier van der Weyden mein Notgroschen. Meine Tarnung darf nie auffliegen! Nie!!!"
Doch es gab auch einige Aspekte bei denen ich so dachte "hm, naja..." Einige kleine Lücken oder Logikprobleme, die davon herrührten, dass die Protagonisten doch noch sehr jung waren, minderten meinen Lesefluss wieder ein bisschen. Die Liebesgeschichte zwischen dem jungen Grafen Raphael de Mercatel und Louise war zwar relativ gut gemacht und nicht kitschig, dafür aber an manchen Stellen recht unrealistisch. Als es dann um die "Große Liebe", Heiraten und ja, sogar ein Kind geht, wurde es mir mit Kindern als Hauptpersonen dann etwas zu extrem. Klar war das früher vielleicht normal, aber "hm, naja... " halt. ;-)
Dennoch hat mir das Buch einige angenehme Lesestunden beschafft. Vor allem das Ende fand ich sehr ergreifend und spannend. Es war von Anfang an klar, dass ihr Geheimnis irgendwann herauskommen musste und dass es ein tragisches Ende nimmt hat mir in diesem Fall auch besser gefallen wie ein gestelltes Happy End.
"Ja, Raphael kommt aus einer anderen Welt. Und nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden ist großer Unfug. Und dennoch kann ich nicht aufhören, an seine Augen zu denken, an die warme, dunkle Stimme, die mir "Adieu, Louis" zuraunte, als er mit seinen hochgebundenen Schnabelschuhen vor mir stand."
Fazit:
Ein sehr interessanter Roman mit faszinierendem Setting, einer tollen Protagonistin und schöner Darstellung der damaligen Zeit.
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