Sonntag, 10. Juli 2022

Die Wahrhaftige


Allgemeines

Titel: Die Wahrhaftige
Autorin: Kristin Cashore
Verlag: Carlsen (29. Juni 2022)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3551584605
ISBN-13: 978-3551584601
ASIN: B09KNN6X3F
Seitenzahl: 592 Seiten
Originaltitel: Winterkeep (übersetzt
von Katharina Diestelmeier)
Weitere Bände: Die Beschenkte (Band 1)
Die Flammende (Band 2)
Die Königliche (Band 3)
Preis: 9,99€ (Ebook)
17€ (Paperback)
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Inhalt

Bitterblue ist seit einigen Jahren junge Königin von Monsea. Als jenseits des Ozeans ein neues Land entdeckt wird, ist sie voller Neugier. Winterburg hat Luftschiffe und eine große Akademie – und es gibt dort ganz andere Arten Magie. Doch als Bitterblues Gesandte dort unter verdächtigen Umständen ertrinken, wird sie misstrauisch. Zusammen mit Giddon, der sie seit langem heimlich liebt, macht sie sich auf den Weg nach Winterburg, um die Wahrheit herauszufinden. Als Bitterblue entführt wird und Giddon sie für tot hält, wird ihre unausgesprochene Liebe auf die Probe gestellt und ihre Mission droht zu scheitern …


Bewertung

Als ich gelesen habe, dass Kristin Cashore 14 Jahre nach dem Erscheinungstermin ihres Auftakts "Die Beschenkte", ihre "Sieben Königreiche"-Reihe fortsetzt, war ich gleichermaßen erfreut wie überrascht und habe mir sofort ein Exemplar angefragt. "Die Wahrhaftige" erzählt nun ein überraschend spannendes, buntes und atmosphärisches Abenteuer in winterlichem Steampunk-Setting, mit dem ich nicht gerechnet hätte!

Der Carlsen Verlag hat anlässlich des neuen vierten Teils eine Neuauflage mit tollen neuen Cover auf den Markt gebracht, was jedoch leider bedeutet, dass "Die Wahrhaftige" nun nicht zur Gestaltung von den Bänden 1-3 in meinem Regal passt. Angesichts der wundervollen Gestaltung, des blauen Farbschnitts und der Charakterkarte, welche in der ersten Auflage des Buches beigefügt sind, kann ich mich darüber aber nicht wirklich beschweren. Auf dunkelblauem Grund, welcher von hellen goldenen Punkten durchzogen an das Muster eines Teppichs erinnert, ist ein goldenes "W" umringt von wichtigen Motiven der Handlung wie einem Luftschiff und einem Fuchs zu sehen. Damit ist die Gestaltung nicht nur inhaltlich passend, sondern sieht auch noch wunderschön aus. Im Buch sind abermals eine ausführliche Karte von Torla und dem Königskontinent sowie ein hilfreiches Personenregister am Ende des Buches angefügt. 

Erster Satz: "Der Mann mit der weißen Strähne im schwarzen Haar kam ihr beim Tauchen schon wieder zu nahe."

"Die Wahrhaftige" setzt einige Jahre nach "Die Königliche" an und stellt uns eine nun beinahe 23jährige Bitterblue vor, die gemeinsam mit einem Rat aus Unterstützern und Freunden Monsea gerecht regiert. Die in der Reihe vorgestellte Welt der sieben Königreiche wurde ja schon am Ende von Band 3 um einen neuen Kontinent im Osten erweitert. Nun dürfen wir diesen neuen Kontinent gemeinsam mit unserer bekannten Delegation rund um Königin Bitterblue von Monsea bereisen und vor allem das Land Winterburg näher entdecken. Denn als in Winterburg Gesandte von ihr unter mysteriösen Umständen verschwinden, beschließt Bitterblue, nun doch die vielen Einladungen auf den neuen Kontinent anzunehmen und sich das frisch entdeckte Land selbst anzusehen. Bald wird sie jedoch in eine gefährliche Verschwörung verstrickt, welche sie ihr Leben kosten könnte...

Als ich im Klapptext sah, dass wir in Band 4 abermals Bitterblue als Hauptfigur haben würden, nachdem in den vorherigen Bänden immer eine neue Figur eingeführt wurde, war ich ein wenig verwirrt. Nach dem Lesen weiß ich nun aber, dass anders als der Klapptext suggeriert, hier neben Bitterblue und ihren Gefolgsleuten eine neue Hauptfigur eingeführt, die gemeinsam mit Bitterblue, ihrer Schwester Hava und ihrem Freund Giddon einen Großteil der Erzählzeit erhält. Lovisa Cavenda ist eine 16jährige Studentin an der Winterburger Akademie und die Tochter eines wichtigen Industriellen und der Präsidentin von Winterburg. Damit ist das junge, clevere Mädchen in einer geradezu prädisponierten Position dafür, Staatsgeheimnisse aufzuschnappen und uns LeserInnen mehr über den neuen Kontinent zu erzählen. Mit blauen Füchsen, die sich mit Menschen verbinden, Legenden über Meeresungeheuern, telepathisch kommunizierenden Silberkühen, modernen Luftschiffen und eiskalten Gletschern ist Winterberg ein spannendes Steampunk-Setting zwischen Fortschritt und Zerstörung, Magie und Technik, Politik und Intrigen, Abenteuer und Gefahren. Besonders viel Zeit nimmt sich Kristin Cashore, um die reiche, bunte Hauptstadt Ledra mit der wissenschaftlichen Akademie, verschlungenen Passagen, schwankenden Holzbrücken und kalten Winden zum Leben zu erwecken. 

"Die Bürgin war nicht mächtig, weil sie gerecht war. Ihre Macht rührte von ihrer Größe her. Jeder, der so groß war, konnte Gefolgsleute um sich sammeln und sich Heldin nennen. Lovisa fragte sich, ob ein Held eigentlich etwas anderes war als ein Tyrann."

Damit wird das Worldbuilding der Reihe wunderbar erweitert. Neben den Informationen zu neuen Orten und Figuren bringt die Autorin nebenbei viele Wiederholungen und Informationen über den Rest ihrer Fantasy-Welt und deren Bewohner mit ein, sodass man die Geschichte auch gut lesen kann, wenn die Lektüre der vorherigen Bände schon eine Weile zurückliegt. Trotzdem hat man beim Lesen sicher noch mehr Spaß, wenn man die drei Vorgängerbände nicht vor allzu langer Zeit gelesen und noch frische Erinnerungen an alle Zusammenhänge und Figuren hat. Denn wie bei Romanen von Kristin Cashore üblich, wird es sehr schnell sehr komplex. Das hängt zum einen damit zusammen, dass neben den menschlichen personalen Erzählperspektiven aus der Sicht von Bitterblue, Giddon und Lovisa auch einige Kapitel aus der Sicht von Tieren erzählt werden. Beispielsweise erhalten wir auch einige Kapitel aus der Sicht des blauen Fuchses namens Abenteuer, welcher an Lovisas Mutter Ferla gebunden ist und zusätzlich wird zu Beginn eines jeden der fünf Teile der Geschichte ein kurzes Zwischenspiel aus der Sicht der sogenannten Bürgin und der Silberkühe eingeflochten. 

Zum anderen wird die Komplexität neben dem Worldbuilding und den vielen Erzählperspektiven auch durch die vielschichtige Kriminalhandlung hervorgerufen. Wir beobachten hier, wie viele Figuren und Akteure gleichzeitig versuchen, das geheimnisvolle Rätsel um die Zilfium-Verschwörung zu lösen und viele offene Fragen zu beantworten: Was ist dieses sagenumwobene Zilfium überhaupt? Was kann dieser Rohstoff und wieso ist er womöglich schädlich für die Umwelt? Was führen Lovisas Eltern im Schilde? Was ist mit den Gesandten aus Monsea passiert, deren Schiff überraschend gesunken ist? Welche Geheimnisse verbergen die Füchse Ledras? Und wer hat Königin Bitterblue entführt? Kristin Cashore zieht ihre Geschichte also ganz schön geheimnisvoll und wendungsreich auf und bog an mehreren Stellen ganz anders ab, als das erwartet hätte, wodurch "Die Wahrhaftige" eine durchgängige Spannung beibehält. 

"Es kann nicht falsch sein, diese Königin zu beschützen. Ich spüre die Aufrichtigkeit ihres Herzens. Sie muss überleben und ich werde ihr dabei helfen."

Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte zwischendurch einige erzählerische Längen hat. Da uns hier wieder eine komplett neue Welt erklärt und neue Figuren eingeführt werden müssen, braucht die Geschichte eine ganze Weile, bis sie richtig loslegt. Außerdem werden die einzelnen Erzählstränge durch die vielen Perspektivwechsel stark in die Länge gezogen. Dazu kommt, dass ich gerade im Mittelteil starke Probleme mit Lovisa hatte. Aufgrund ihrer teilweise unbedachten Grausamkeit gegenüber anderen Menschen war sie mir teilweise sehr unsympathisch, bis meine Aversion gegen Ende zu Mitleid umgeschlagen ist, als wir realisieren, dass sie mit ihren 16 Jahren sehr jung und emotional überfordert von den sich überschlagenden Geschehnissen ist. Ich sehe ein, dass sie zu der liebenswerten, sanftmütigen und fast durchweg gut gelaunten Bitterblue einen interessanten Gegenpol bildet. 

"Wie ist es, am Leben zu sein? Vermutlich hast du zu diesen Themen viel zu sagen, nicht wahr?"
Lovisa hatte eine Menge zu diesen Themen zu sagen. Am Leben zu sein war wie ein Spiel, ein Wettrennen. Und sie würde gewinnen.
"

Die Handlungsdichte ist also alles in allem eher mit dem letzten Teil der Reihe vergleichbar und dreht sich mehr um Intrigen, Macht und Lügen als um actionreiche Kampfszenen. Gerade gegen Ende im Showdown wird jedoch auch die ein oder andere Actionszene geboten. Mit dem Abschluss der Geschichte war ich sehr zufrieden, da alle offenen Fragen beantwortet werden. Dennoch hinterlässt "Die Wahrhaftige" Anknüpfungspunkte für mindestens fünf weitere Romane, da die Geschichten der vorkommenden Figuren alle erst am Anfang stehen und mit Kamassar, Borza, Tevare und Mantiper noch weitere Länder des neuen Kontinents Torla entdeckt werden wollen. Ob die Reihe nun in regelmäßigeren Abständen fortgesetzt wird, weiß ich leider nicht, ich würde mich aber auf jeden Fall sehr freuen, wenn Kristin Cashore beschließen würde, noch einen weiteren Teil zu schreiben!

Fazit

In "Die Wahrhaftige" setzt Kristin Cashore ihre Reihe gelungen fort und erzählt spannendes, buntes und atmosphärisches Abenteuer in winterlichem Steampunk-Setting! Trotz einiger Längen im Mittelteil kann ich die Geschichte sehr weiterempfehlen!


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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

2 Kommentare:

  1. Ich habe die ersten drei Teile als Hardcover im Regal...es nervt mich so richtig, dass der neuste Teil nicht dazu passt 😅
    Ich ringe noch mit mir, ob ich nicht vielleicht alle vier Bücher kaufe, damit sie zusammenpassen und die anderen quasi als Trilogie im Regal stehen.

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    1. Hey Franzy,

      Ich hab mir das tatsächlich auch kurz überlegt. Vor allem weil die neue Auflage ja wirklich wunderschön zusammen aussieht mit den neuen Cover und den Farbschnitten!
      Wenn es einen Schuber geben würde, wäre ich vermutlich auch schwach geworden, aber so ist mir die ganze Reihe nur aus Sammeltzwecken zu kaufen doch zu teuer 😅

      Liebe Grüße
      Sophia

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