Allgemeines
Titel: Qwert
Autor: Walter Moers
Verlag:
Penguin (5. November 2025)
Genre: Fantasy-Abenteuer
Seitenzahl: 685 Seiten
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Inhalt
Bewertung
Als großer Zamonien-Fan war ich natürlich riesig gespannt auf den brandneuen, zwölften Zamonien-Roman von Walter Moers. Ich freue mich ja generell immer riesig auf Zamonien-Nachschub, aber auf die Geschichte des Gallertprinz Qwert aus der 2364. Dimension, den wir bereits aus "Die 13 1/2 Leben des Käpt´n Blaubär" kennen, habe ich besonders hingefiebert. Insgesamt ist Qwert ein äußerst gelungener, fantasievoller und sprachlich raffinierter Roman, der mich erneut spüren ließ, warum Walter Moers innerhalb der deutschen Fantasyliteratur eine Ausnahmestellung einnimmt. Zwar erreicht das Buch für mich persönlich nicht ganz die emotionale Wucht meiner beiden Favoriten – "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" und "Rumo & die Wunder im Dunkeln" –, doch kommt es erstaunlich nahe heran.

Schon das Cover stimmt visuell auf diese neue Reise ein. Es zeigt Prinz Kaltbluth – beziehungsweise den in dessen Körper feststeckenden Qwert – in Ritterrüstung auf seinem Reitwürmchen Schneesturm vor den blauen Kreisen eines Dimensionslochs. Mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen schnörkeligen Titel fügt sich die Gestaltung nahtlos in die Tradition der bisherigen Zamonien-Cover ein: verspielt, symbolisch und leicht grotesk. Die zahlreichen Zeichnungen im Buch von Walter Moers greifen diese Ästhetik auf und unterstützen den Text wieder atmosphärisch und erzählerisch, ohne ihn zu überfrachten.
Statt eines klassischen Prologs beginnen wir Moers neuen Roman in Salopper Katatonie während eines Dimensionslochsturzes. Eben noch mit Blaubär in der Nachtschule von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller stürzt der Gallertprinz aus der 2364. Dimension nun - mal wieder - unkontrolliert durch das Universum, nur um dann überraschend im Körper des edlen Prinzen Kaltbluth zu landen, dem titelgebenden Helden Zamonien bekanntester Trivialliteratur von Graf Zamoniak Klanthu zu Kainomaz. "Qwert" ist also gewissermaßen ein "Buch im Buch" mit einem "Helden in einem Helden" - nicht das Verrückteste, was sich Walter Moers jemals ausgedacht hat, aber definitiv ein Konzept, das gleich von Beginn an neugierig macht.

Die eigentliche Handlung entfaltet sich in 43 Aventiuren und führt in atemlosem Tempo durch Ritterturniere (Buhurte), Abgründe (auch endlose) sowie durch gefährliche und absurde Heldenprüfungen. Walter Moers verbindet dabei klassische Rittertraditionen mit antiken Mythen, Popkulturreferenzen, Fantasyfilm-Elementen, Motiven aus mittelalterlicher Literatur und einer Prise Monty-Python-Humor. Als wäre das noch nicht genug, geraten Logik und Erzählzeit hier immer wieder durch Unwahrzus (unwahrscheinliche Zufälle) und Umkürzungen (Umweg und Abkürzung), Temknos (Temporärer Knotenumwege) und Spongespus (Spontane Gedankensprünge) oder Zeinewus (Zeitnebelwürmer) aus den Fugen. Zusätzlich wird die Erzählstruktur immer wieder durch Passagen aus dem "Handbuch des Edelmännischen Ritterstands", sowie durch Einschübe einer geheimnisvollen zusätzlichen Erzählperspektive aufgebrochen, sodass ein komplexer, atemloser Pageturner entsteht, wo nichts ist, wie es scheint, und immer alles anders kommt, als man denkt.
Mit der herrlich absurden Handlung, den originellen Ideen, den spielerischen Kofferwörtern (z.B. Imöprikafi - "Ich möchte Prinz Kaltbluth finden"), skurrilen Wesen, surrealen Orten und einzigartigen sprachlichen Verrenkungen ist "Qwert" also zweifelsohne ein waschechter Zamonienroman - und das, obwohl er gar nicht in Zamonien selbst, sondern in der Dimension Orméa spielt. Angelehnt an das "Orm", die pure Inspiration in Zamonien, ist Orméa eine Dimension voller Superlative, kreativer Spielereien und unwahrscheinlicher Entwicklungen. Ob lebendes Gemüse im Vergessenen Garten, fliegender Treibsand in der Blutrote Wüste, Flederfrösche in der Seltsamen Schlucht, Riesengletscherzwerge am Endlosen Abgrund, Ruinenzecken im Geisterviertel der Hauptstadt Creatopolis, Musenküsse im Medusenwald oder einem einsamen Denker im Höchsten Aller Türme - sowohl beim Ausdenken der Spielorte als auch bei der Bevölkerung Orméas wurde Walter Moers vom Orm durchströmt.
Im Laufe der Aventiuren lernen wir also nicht nur Qwert, alias Prinz Kaltbluth, sondern auch seinen treuen Knappe Oyo, das Reitwürmchen Schneesturm, die Janusmeduse Jadusa und eine bunte Parade bizarrer Wesen kennen. Zwar kommen die Figuren in dem handlungsschnellen Abenteuer erst an zweiter Stelle, sie bekommen allerdings die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und zwischen Buhurten und Kämpfe auf Leben und Tod mit Fragen nach Identität, Liebe und Schicksal auseinanderzusetzen.
Da sowohl die Figuren als auch die Welt hier neu erklärt werden, kann "Qwert" wunderbar als Einzelband gelesen werden. Es gibt allerdings einige zamonische Gastauftritte (Qwert aus dem Blaubär, Queekwig aus "Die Insel der tausend Leuchttürme", die bekannten rostigen Gnome und unser Zamonien-Erzähler Hildegunst von Mythenmetz) sowie Anspielungen auf andere Bände, sodass das Lesevergnügen für Zamonien-Fans ungemein höher ist. Dennoch würde ich das Buch ganz herzlich allen Fantasy-Fans empfehlen!
Hey =)
AntwortenLöschenDas hört sich richtig gut an!
LG
Anja
Hey Anja,
Löschenhast du schonmal was von Walter Moers gelesen? Ich fands richtig klasse, würde dir sonst aber raten, mit "Die 13 1/2 Leben des Käpt´n Blaubär" zu beginnen.
Liebe Grüße
Sophia