Dienstag, 31. Oktober 2017

Filmempfehlung: Birnenkuchen mit Lavendel


"Birnenkuchen mit Lavendel" - Was klingt wie ein schnulziger Oma-Schnulli-Bulli-Film, ist der Titel eines wirklich wunderbar realistisch und berührend gestalteten Filmes über Autismus, den ich gestern Abend gesehen habe. Der französische Originaltitel lautet "Le goût des merveilles", was so viel bedeutet wie "Der Geruch von Wundern". Der von Eric Besnard 2015 produzierte Film geht 97 Minuten und hat mich wirklich begeistert!
 
 
Um was geht´s?
 
Manchmal kann ein kleiner Unfall auch ein unverhoffter Glücksfall sein. Louise lebt auf einem Birnenhof in der Provence und kümmert sich seit dem Tod ihres Mannes um den Birnenanbau. Doch die Bank will den Kredit zurück, die Abnehmer zweifeln an ihrer Kompetenz und dann fährt sie auch noch einen Fremden vor ihrem Haus an. Pierre, so heißt der verletzte Mann, scheint irgendwie anders zu sein. Er ist verdammt ordentlich, frappierend ehrlich, ein Eigenbrötler, der am liebsten Primzahlen zitiert. Der sensible Mann blüht in Louises Gegenwart auf, hilft ihr mehr schlecht als recht beim Verkauf ihrer köstlichen Birnenkuchen auf dem Markt und hat das Gefühl, etwas gefunden zu haben, das er gar nicht zu vermissen glaubte: ein Zuhause. Louise versucht ihn aus ihrem Leben und ihrem gebrochenen Herzen herauszuhalten. Doch Pierre lässt sich nicht so einfach abschütteln. Nur wovor läuft er davon? Louises Leben ist wundersam auf den Kopf gestellt und doch droht ihr dieses kleine Glück wieder zu entgleiten...

 
Weshalb sollte ich mir den Film unbedingt ansehen?

"Birnenkuchen mit Lavendel" ist eine liebevoll erzählte romantische Komödie über eine zauberhafte Anziehungskraft, die auf wunderbare Art ganz anders ist. Der Film entführt uns in eine Welt voll kleiner Wunder – gefüllt mit dem Duft von Birnen und Lavendel der Provence.

Landwirtin Louise (Virginie Efira), die nach dem Tod ihres Mannes den Verkauf und Anbau von Birnen- und Lavendelprodukten auf einer wunderschönen, bäuerlichen Bio-Farm übernommen hat, wohnt mit ihrer pubertierenden Tochter Emma (Lucie Fagedet) und ihrem aufgeweckten Sohn Felix (Léo Lorléac'h) in einem großen Landhaus. Als sie eines Tages vom Markt in der nächsten Ortschaft zurückkehrt, läuft ihr der gutaussehende Pierre und gutmütige Asperger-Patient (Benjamin Lavernhe) vors Auto – und obwohl er nahezu unverletzt bleibt, nimmt Louise den verschlossenen Sonderling mit nach Hause. Während Pierre sich beängstigend gut mit Zahlen und Literatur auskennt, wächst Louise ein Bankkredit über den Kopf. Und dann wäre da ja noch Paul (Laurent Bateau), der sich ebenfalls für Louise interessiert, doch irgendetwas zieht sie immer mehr in Pierres verrückte Welt,...

 Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, weiß eigentlich schon von Anfang an, wie er eigentlich ausgehen muss, doch das ist in Ordnung.

Auf wunderschöne Art und Weise dürfen wir dabei zusehen, wie sich die gesunde, aber von Existenzängsten geplagte Louise in den an Autismus erkrankten aber wunderbar liebenswürdigen
Pierre verliebt. Vor allem der köstlichen Situationskomik und der realistischen Darstellung des Krankheitsbildes ist es anzurechnen, dass die Geschichte, die in der sonnendurchfluteten Kulisse der Provence im Frühling nie in den Kitsch abdriftet. So entsteht ein wunderschön fotografierter kleiner französischer Film mit Herz, der zwar nicht mit spannenden Blockbustern mithalten kann, aber definitiv etwas Besonderes ist.

Besonders Pierre ist das Herzstück dieses Films und hat sofort die Sympathie des Publikums. Die Art und Weise wie der Film mit seiner Krankheit umgeht ist wirklich beeindrucken - sensible und humorvolle, sehr positiv ohne sie zu verharmlosen. Es wird ein Mann gekennzeichnet, der nicht unter diesem Syndrom leidet, sondern mehr mit ihm lebt. Mit seiner überdurchschnittlichen Intelligenz, der nur gering ausgeprägte Empathie, seinem Bedürfnis nach durchstrukturierten Abläufe und Ordnung, seiner uneingeschränkten Ehrlichkeit und seinem Nichtverständnis von Ironie oder anderen Zwischentönen ist es nicht leicht für sein Umfeld, auf ihn ganz normal zu reagieren. So entstehen verwirrende, erschreckende, aber auch amüsante Momente, die Éric Besnard, Regisseur und Drehbuchautor des Films, wunderbar in einer perfekten Mischung zwischen Komik und Dramatik, einzufangen versteht. So ist Louise anfangs überfordert mit Pierre und seinen seltsamen Angewohnheiten und Wesenszügen. Doch Pierre kann sehr beharrlich sein, wenn er etwas will und durch viel Geduld und Empathie gelingt es schließlich Louise und dem Konsumenten des Filmes, Pierre zu verstehen, seine Krankheit nachzuvollziehen, in ihm aber auch einfach nur ein liebenswerter Sonderling zusehen. Besonders durch seine besondere Vorliebe für bunte Klebepunkte, die sich schon bald im ganzen Haus wiederfinden, ist er mir ans Herz gewachsen.
 
"Birnenkuchen mit Lavendel" ist ein wunderschöner Film über eine ungewöhnliche Liebe: träumerisch, herzerwärmend, berührend, humorvoll und vielleicht ein wenig märchenhaft, aber dennoch realistisch. Einfach grandios!
 
 
Neugierig geworden? Hier der Trailer:
 

2 Kommentare:

  1. Das klingt nach einem herrlichen Film! Ich verfolge die aktuellen Kinofilme nicht so, bin nicht so der Gucker, aber dieser klingt wirklich gut. Von französischen Filmen bin ich oft positiv überrascht. Danke für die Vorstellung!
    Daniela v. Buchvogel

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  2. Liebe Daniela,

    Ja, der Film ist wirklich empfehlenswert! Im Kino gelaufen ist er aber schon 2015, ich verfolge die Kino-Hits auch nicht so aufmerksam. Diesen Film habe ich per Zufall entdeckt und angeschaut, hat sich wirklich gelohnt ;-)

    Liebe Grüße
    Sophia,

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