Dienstag, 17. März 2020

"Siramir und der Onyxdrache" - Die Entstehungsgeschichte



Die Entstehungsgeschichten von Büchern haben immer etwas Magisches an sich, finde ich. Wie "Siramir und der Onyxdrache" entstanden ist, welches ich in der letzten Woche vorgestellt hatte (zur Rezension geht´s HIERLANG), ist aber eine besonders erzählenswerte Geschichte, die ich euch aus vielerlei Gründen unbedingt erzählen muss.

Die Geschichte beginnt am 1. Februar 2017, als mich auf dem 50. Geburtstag meines Onkels eine Frau ansprach, die gehört hatte, dass ich Bloggerin bin. Ob ich mir mal ihre Geschichte anschauen möchte und ihr rückmelden kann, ob sie Potential hat, fragte sie mich. Mein damals 15jähriges Ich fühlte sich natürlich geschmeichelt, dass jemand Wert auf meine Einschätzung legt und mich um Rat fragt. Klar, habe ich gesagt, die Geschichte mitgenommen, gelesen und mich sofort verliebt. Ich habe die damalig ausgedruckte Rohversion an einem Tag beendet, ein Kilo Notizzettel geschrieben und wurde sofort bezaubert von den originellen Ideen und der kindlichen Unschuld und Fantasie, die von Anfang an in der Geschichte steckten. Trotz dass ich nicht gerade der Zielgruppe des Kinderbuchs entspreche, wurde ich geradezu in die Welt von Siri, Drago, Sophie, Sam und all den anderen Figuren hineingezogen und konnte es bis zum Ende nicht mehr beiseite legen. Entsprechend begeistert fiel dann auch meine Rückmeldung per Email aus und so begann ein sehr inspirierender Austausch bestehend aus insgesamt 196 hin und her geschriebenen Mails, etlichen What´sApp-Nachrichten, stundenlangen Telefongespräche und mehreren persönlichen Treffen.


Natürlich hat die wirkliche Entstehungsgeschichte von "Siramir und der Onyxdrache" schon begonnen, bevor ich ins Spiel kam. Die erste Ideen entwickelte die Autorin aus Freiburg bei einer Heilpflanzenausbildung, bei welcher sie sich kleine Geschichten, Märchen oder Gedichte als Merkhilfen überlegte. Sie hat mir erzählt, dass sie diese später als Lehrerin für den Schulunterricht von verschiedenen unteren Klassenstufen nutzbar machen wollte und sich hierfür Mitmachoptionen, Rezepte und versuche überlegt hat. Die Schauplätze der Geschichte sind vor allem durch lange Spaziergänge in der Umgebung von Wittnau inspiriert, sodass viele der in dem Buch beschriebenen Plätze tatsächlichen Orten am Schönberg bei Freiburg zuzuordnen sind. So entstanden die ersten Entwürfe der Geschichte um Siri und ihren Drachen Drago, welche über die Jahre immer wieder Veränderungen durchlief, neue Charaktere erhielt und andere verlor, bis das Buch schließlich den Weg zu mir fand.


Da für mich nach dem Lesen sofort feststand: diese Geschichte, muss die Welt zu lesen bekommen, habe ich versucht, Noreen, wie Noca Kresch eigentlich heißt, so gut ich konnte, mit meinem Wissen und meinen Kontakten zu unterstützen. Immer wieder habe ich Verbesserungsvorschläge geschickt, über Erzählperspektiven, Figuren und die Erzählweise mit ihr diskutiert und bin so schleichend ein immer wichtigerer Teil dieses tollen Projekts geworden. Mit jedem Lesen bin ich ein bisschen mehr in der Welt von Siri und Co versunken, mit jeder Mail wurde das Mitarbeiten ein bisschen selbstverständlicher und mit jeder Überarbeitungsrunde wurde die Geschichte auch ein bisschen zu meinem Baby. Am Ende habe ich dann das Endlektorat durchgeführt, die Covergestaltung und die Formatierung des Bonusmaterials und des Buchsatzes übernommen und mit ihr zusammen das Manuskript bei BoD hochgeladen.

Zusammen mit Noreen habe ich entdecken müssen, dass es ganz und gar nicht einfach ist, ein Buch zu veröffentlichen und dass es etliche Fallstricke gibt, die man als Leser hinter den Kulissen gar nicht vermutet. Die Kosten von Lektorat, Coverdesign, Agentur, Verlagsbewerbungen und Co hatte ich fatal unterschätzt, genau wie die Zeit und die Geduld, die es kostet, ein Roman immer und immer wieder zu überarbeiten. Mir war nicht bewusst, welche rechtlichen Kriterien man einhalten muss, wie hoch die Anforderungen der großen Verlage sind und einen wie hohen Prozentsatz Buch-Agenturen vom späteren Gewinn abzwacken. Von dem her konnte ich alle Selfpublisher, die es auf eigene Faust probieren und von Verlag und Lektorat absehen, immer mehr verstehen und habe begonnen, Selfpublisher mit ganz anderen Augen zu sehen. Auch Noreen und ich haben uns schlussendlich für diesen Weg entschieden - blieb noch die Frage nach der Plattform. Epubli, Amazon Direct Publishing, Tredition, BOD,... alle haben sie ihre Vor- und Nachteile und das muss gut abgewogen sein, denn falsch gemacht kann Selfpublishing ein ziemlicher Geldfresser sein.


Insgesamt drei Jahre hat es gedauert, bis das Buch letzte Woche, am 11. März 2020 auf den Markt kam und es jetzt in der Hand halten zu können ist ein wirklich tolles Gefühl, auch wenn die Freude und der Stolz, den ich empfinde eher bittersüß ist, weil Noreen nicht mehr da ist, um sie mit mir zu teilen.

Ich wusste es lange nicht und hätte es bei diesem Sonnenschein von Persönlichkeit auch nicht vermutet, aber Noreen hatte hartnäckigen, gemeinen Krebs, gegen den sie im letzten Sommer nach langem Kampf verloren hat. Unsere Bekanntschaft war viel zu kurz, doch in den drei Jahren, in denen wir uns kannten, hat sie mich immer wieder mit ihrer Kraft, ihrer positiven Lebenshaltung und ihrer Zuversicht beeindruckt. Trotz dass sie es nicht leicht und nicht viel Glück in ihrem Leben hatte, habe ich sie immer positiv gestimmt und voller Lebensfreude erlebt, was sie zu einem absoluten Vorbild für mich gemacht hat. Dass ich ihr helfen konnte, ihren letzten Wunsch zu erfüllen, war mir wirklich eine Ehre!
www.nocakresch.de

Dass nach ihrem Tod, der Weg der Geschichte nicht zuende war, ist vor allem ihrem Ehemann Hubert zu verdanken, der sich zusammen mit mir trotz seiner Trauer, vieler unbeantworteter Fragen und seiner zwei Kinder den Hürden der Veröffentlichung gestellt hat. "Siramir und der Onyxdrache" sollte das erste Buch einer Reihe werden, wobei der Handlungsstrang für den zweiten Band in Grundzügen schon feststand und den Titel "Siramir und das Drachensiegel" bekommen sollte. Leider war es Noreen nicht mehr möglich, dieses Werk zu beenden. Trotz ihrer schweren Krankheit schaffte sie es gerade noch, den ersten Band in Auftrag zu geben, und das gedruckte, fast fertige Belegexemplar in den Händen zu halten, bevor sie verstarb. Dass unsere inspirierende, spannende und manchmal auch lustige Zusammenarbeit ein so tragisches, dramatisches Ende nehmen würde, hätte ich nicht gedacht und ich denke, dass sie darüber lachen würde, welch pathetische, nachrufartige Züge meine kleine "Entstehungsgeschichte" nun angenommen hat. Mir war es aber wichtig, euch genau zu schildern, welcher Hintergrund und welcher Geist diesen Roman geformt hat und aus welchen Gründen mir diese Geschichte so am Herzen liegt.

Noreen war eine großartige Frau und eine großartige Autorin - leider könnt ihr sie nicht mehr kennenlernen, was ihr aber machen könnt, ist ihre unfassbar süße Geschichte zu lesen, die sie zurückgelassen hat. Ich bin mir sicher, das würde sie sehr freuen!

Liebe Grüße
Sophia

zu meiner Rezension...



PS: Wenn es jemanden noch interessiert, welche Schritte genau notwendig waren, bis wir das Buch veröffentlichen konnten, auf was man genau achten muss, oder warum wir uns am Ende für BoD entschieden haben, schreibt mich gerne an, dann kann ich noch meine Erfahrungen in einem weiteren (weniger emotionalen, weniger persönlichen) Beitrag weitergeben.

4 Kommentare:

  1. Liebe Sophia,
    vielen Dank für Deine tollen Worte, ich weiß Sie hätten Noreen gefallen, bestimmt hätte sie an der einen oder anderen Stelle geschmunzelt, wenn nicht sogar gelacht oder aber sie hätte wie ein paar Tränen unterdrückt. Ich danke Dir für Deine Hilfe, ohne Dich wäre Sramir wahrscheinlich nie veröffentlicht worden.
    Danke Hubert

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    1. Lieber Hubert,

      vielen Dank, das freut mich unendlich, das zu hören!
      Ich habe ganz vergessen, dir den Link zu schicken ;-/ ich hoffe, es ist in Ordnung, was ich geschrieben habe, ich hatte aber das starke Bedürfnis nach meiner Rezension auch meine Seite der Geschichte zu erzählen!!

      Liebe Grüße
      Sophia

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  2. Schönen guten Morgen!

    Nachdem ich diesen Beitrag über die Montagsfrage bei dir entdeckt hatte, musste ich ihn unbedingt in meiner Stöberrunde mit aufnehmen.
    Ein sehr tragischer und trauriger Hintergrund, und umso schöner, dass du hier die Autorin und ihr Buch in Erinnerung behältst <3

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hey Aleshanee,

      es freut mich immer sehr, wenn es ein Beitrag von mir in deine Stöberrunde schafft. Bei diesem hier ist es mir aber nochmal eine viel größere Freude, da ich mich wirklich riesig freuen würde, wenn ein paar Personen noch auf das Buch aufmerksam werden!!! Vielen vielen Dank dir also!!!

      Liebe Grüße
      Sophia

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