Freitag, 13. März 2020

Das Licht von tausend Sternen


Allgemeines:

Titel: Das Licht von tausend Sternen
Autorin: Leonie Lastella
Genre: Young Adult
Verlag: dtv (13. März 2020)
ISBN-10: 3423740574
ISBN-13: 978-3423740579
ASIN: B07ZRTGXJT
Seitenzahl: 384 Seiten
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,95€ (Broschiert)


Inhalt:

Als sie Ashton zum ersten Mal in die Augen sieht, stellt er Harpers Welt völlig auf den Kopf. Doch egal wie stark ihr Herz auch klopfen mag, sie kann sich nicht auf einen Flirt mit Ashton einlassen. Denn jeden Abend schlüpft sie aus ihrem sorglosen Studentenleben in die Rolle der fürsorglichen Schwester, die sich um ihren autistischen Bruder kümmert. Harper hat keine Zeit für Abenteuer, für Spontaneität, für Kompromisse. Und doch erobert Ashton nach und nach ihr Herz. Zum ersten Mal ist ihr etwas wichtiger als ihre Familie – und plötzlich steht Harper vor der wohl schwersten Entscheidung ihres Lebens …



Bewertung:

Seid ihr auch immer auf der Suche nach DIESEN Geschichten? Die, die euch beim Lesen alles vergessen lassen, die ihr in Gedanken den ganzen Tag mit euch herumtragt und in eure Träume mitnehmt? Die, die voller bittersüßer Momente von der ganz undefinierbaren Sorte sind, bei denen man sich nicht genau entscheiden kann, ob man vom Glück überwältigt oder von der Traurigkeit gerührt sein soll. Wegen diesen Büchern lese ich - und in dieser unscheinbaren Geschichte habe ich so eine seltene Perle gefunden! 

Doch bevor ich es schon in der Einleitung zu sehr übertreibe schnell zum Cover... Besonders an der Gestaltung ist, dass der gesamte Einband nur aus rauer, schwarzer Pappe besteht und Titel, Schrift und Motiv in silbernem und goldener Prägung wirken wie eines dieser Metallic-Kratzbilder, die ich vor einigen Jahren so geliebt habe. Zu sehen sind nur die vorsichtigen Umrisse eines Mädchens und eines Jungen, die sich umarmen und gekonnt rund um den Titel platzierte goldene Lichtpunkte. Doch das reicht aus, um auf den ersten Blick zu faszinieren und gerade dass die Schrift und die Punkte so toll im Licht leuchten und schimmern passt gut zum Titel. Warum der Roman ausgerechnet "Das Licht von tausend Sternen" heißt, war mir zuerst unklar, mit der Zeit enthüllt sich jedoch langsam, auf was angespielt wird. Die 381 Seiten werden in 65 kurze Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Harper und Ashton und einen Epilog geteilt. 

Erster Satz: "Das Treiben auf dem Campus wird durch die dicken Wände der Mansfiled Library ausgesperrt."

Zu Beginn treffen die beiden Protagonisten ganz unspektakulär in der Bibliothek aufeinander wie ungefähr schon 1000 Buchpaare vor ihnen. Was sich nicht nach dem großen Anfang von etwas Besonderen liest, bekommt dann jedoch bald viel mehr Tiefe und Gefühl, ans ich erwartet hätte. Der Playboy Ashton überrascht sich selbst mit seinen Gefühlen und wächst dem Leser durch seine charmante Hartnäckigkeit sofort ans Herz. Während er sich nach dem Kontaktabbruch zu seinen Eltern alleine mit zwei Jobs über Wasser zu halten versucht und zwischendurch seine Sorgen mit Partys ertränkt, bedeutet Harpers Familie alles für sie. Familie bedeutet ihren kleinen autistischen Bruder Ben und ihre chronisch überarbeitete Mutter, die Nachtschichten im Krankenhaus schiebt, um ihrer Tochter das Studium zu finanzieren seid ihr Mann durch einen Unfall gestorben ist. Familie bedeutet Verantwortung, keine Abenteuer, keine Spontanität und keine Kompromisse. Doch als Ashton in ihrem Leben auftaucht, will sie wenigstens einmal egoistisch sein...

"Die Erkenntnis, dass ich vermutlich nie frei sein werde, einfach das zu tun, wonach mir ist, brennt in meiner Brust. Tränen treten in meine Augen, aber ich wische sie trotzig weg und eile zurück ins Wohnzimmer. Nur einmal will ich die Wahl haben."

Leonie Lastella schreibt hier von Studium, WG-Alltag, Familienleben, Partys, Träume, Verantwortung, Trauer, Kunst, Selbstverwirklichung und vor allem … über die große Liebe. Viele Themen, die junge Menschen beschäftigen, halten hier Einzug und werden stimmig zu einer berührenden, echten Geschichte verarbeitet. Auch was es bedeutet, mit einem Kind mit Autismus zusammenzuleben, was es bedeutet, die zweite Geige zu spielen, Opfer bringen zu müssen und dieser Person nicht böse sein zu können weil man sie liebt, wird sehr deutlich und authentisch beschrieben. Am besten hat mir aber nicht der tolle Themenmix gefallen sondern die wundervolle Romanze von Ashton und Harper, bei der ich mir zum ersten Mal seit längerem gut vorstellen konnte, dass sie genau so passiert ist. Hier geht es nicht zu schnell, nicht zu langsam, nichts ist unrealistisch, weit hergeholt oder langweilig - man kann die Gefühle der Figuren und die Chemie zwischen ihnen zu jedem Zeitpunkt der Geschichte nachempfinden und indem die Beiden sich gegenseitig Halt geben, aufeinander Rücksicht nehmen und das Beste im jeweils anderen zum Vorschein bringen, machen sie vor, wie eine wirklich gesunde Beziehung aussehen kann. Natürlich gibt es auch hier Missverständnisse, Dramas, Geheimnisse und das Leben, was sich zwischen die beiden zu drängen versucht. Doch anders als im typischen Young-Adult-Buch geht es hier endlich mal nicht nur um heiße Leidenschaft und anziehende Protagonisten mit sexualisierten Gedanken und großem Lebenstraumata, sondern um zwei Protagonisten die einfach unfassbar süß zusammen sind und gut als Paar funktionieren auch wenn ihre Welten scheinbar nicht kompatibel sind.

"Ich habe erwartet, dass Harper zu küsse der Hammer sein würde, aber auf die Explosion, die sie in mir auslöst, bin ich nicht vorbereitet. Nicht darauf, das mein Herz sich mitten in deren Epizentrum stürzt."

Auch wenn auch diese Handlung recht vorhersehbar ist, wir durch die beiden Ich-Erzähler schon alle Geheimnisse, Lebensumstände und Gefühle der beiden Figuren kennen und die Protagonisten zur Abwechslung mal ganz "normale" Sachen machen wie ins Kino zu gehen, am See mit Freunden abzuhängen oder zusammen wegzufahren, wird es zu keinem Zeitpunkt der Handlung langweilig. Das ist unter anderem auch Leonie Lastellas atmosphärischem Schreibstil zu verdanken, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" -Colleen Hoover- schafft, sämtliche Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren. Die Autorin braucht nicht viele Worte um Harpers Hin- und Her-Gerissenheit zwischen der Liebe zu ihrem Bruder und der Schuld ihrer Mutter gegenüber, die alles für sie aufgibt, und ihrer Sehnsucht nach einem eigenen, freien, ganz normalen Leben zu beschreiben. Es ist auch nicht viel nötig, um uns nahezubringen, wie eine tote Person auch nach Jahren noch Ashtons Leben durcheinander bringt. All der Schmerz, die Sehnsucht nach dem Leben und der Zwiespalt der Protagonistin haben mir fast das Herz gebrochen, all die süße Liebe hat es wieder geheilt. Die geballten Emotionen haben mich ein paar Mal ordentlich schlucken lassen.

"Ein paar Minuten habe ich noch." Hat sie nicht. Sie zwackt sie sich ab, um mir etwas Gutes zu tun. Mir ist übel. Und anstatt es wenigstens zuzugeben und sie um eine Entschuldigung zu bitten, bleibe ich stumm. Ich bin episch feige und wünschte inbrünstig, ich wäre mehr wie Mom. Weniger ich selbst."

Ordentlich punkten konnte der Roman auch dadurch, dass alle Protagonisten eine tolle Entwicklung durchmachen und nebenher auch noch Platz für die Geschichten süßer Nebenfiguren wie zum Beispiel die von Ashtons bester Freundin Becca und dessen Freund Will, oder Ashtons Schwester Emma oder Harpers Mutter ist. Dass ich die Protagonisten Harper und Ashton zusammen mochte, habe ich ja schon gesagt, doch auch jeder für sich sind sie vielschichtig, etwas verkorkst, zerbrechlich und doch stark und somit authentische Identifikationsfiguren. Wohin ihr Weg am Ende nun genau führt und wie sie ihre Probleme vollends lösen wollen, wird am Schluss natürlich nicht komplett geklärt - das wäre ja auch viel zu unrealistisch. Dadurch dass einiges offen gelassen wird, macht die Autorin deutlich, dass es sich hier nicht um ein Ende, sondern erst um einen Anfang handelt. Dass ich diesem beiwohnen durfte hat mich sehr gefreut - das wird also nicht mein letztes Buch von der Autorin gewesen sein... ;-)

"Es riecht nach feuchter Erde, frischem Gras und klarer Luft. Genauso hat Ashton gerochen. Wie ein perfekter Sommertag in Montana. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und sehe nichts als azurblauer Himmel, der mich unwillkürlich an Ashtons Augen erinnert. Ben hat recht. Blau ist wirklich eine Knallerfarbe."



Fazit:

Wunderbar zart und voller süßer Details erzählt Leonie Lastella von zwei vielschichtigen, etwas verkorksten, zerbrechlichen und doch starken Protagonisten, die sich gegenseitig Halt geben, aufeinander Rücksicht nehmen, das Beste im jeweils anderen zum Vorschein bringen und so vormachen, wie eine wirklich gesunde Beziehung aussehen kann.

Eines der schönsten YA-Bücher, die ich jemals gelesen habe! Den halben Stern Abzug gibt´s nur für den gewöhnlichen Beginn ;-)


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*unbezahlte WERBUNG* 
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar und die Einladung zur Book-Preview-Party
 (zu der ich leider nicht gehen konnte), 
was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. 
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