Freitag, 2. April 2021

The Story of a Love Song



Allgemeines:

Titel: The Story of a Love Song
Autorinnen: Vi Keeland und Penelope Ward
Genre: New Adult
Verlag: LYX (26. März 2021)
Seitenzahl: 384 Seiten
ISBN-10: 3736314442
ASIN: B087RRBX24
ISBN-13: 978-3736314443
Originaltitel: Dirty Letters
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Broschiert)



Inhalt:

"Ich will dein Licht sein, Luca, bis du dein eigenes wiederfindest. Das machen Menschen, wenn sie verliebt sind."

Griffin und Luca waren Brieffreunde, doch nach einem schrecklichen Ereignis bricht Luca den Kontakt ab. Seither meidet sie Menschenmengen und hat sich zurückgezogen. Als sie Jahre später ein Brief von Griffin erreicht, gibt Luca sich einen Ruck, und sie knüpfen da an, wo sie als Teenager aufgehört haben: Sie schreiben sich, vertrauen sich alles an. Aber jetzt will Luca mehr, sie will Griffin endlich auch persönlich kennenlernen und überwindet ihre größte Angst. Luca macht sich auf den Weg nach Kalifornien, um ihn aufzusuchen. Was sie nicht weiß: Griffin ist der Sänger einer der bekanntesten Bands der Welt ...


 Bewertung:

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance zu geben, mich so richtig abzuholen. "The Story of a Love Song" hat dann aber bestätigt: Penelope Ward, Vi Keeland und ich werden keine Freunde mehr. Ich bin im Genre New Adult mittlerweile bis zu einem gewissen Grad bereit, über Ungereimtheiten hinwegzusehen, aber wenn sich die Augenroll-Momente dann häufen und man sieht, dass es anderen (in dem Fall Tomke von Throughsioux_Books, mit der ich die Geschichte im Buddyread gelesen habe) genauso geht, man also nicht komplett überreagiert und sich reinsteigert, dann war's das einfach. 

Doch beginnen wir wie immer beim Cover. Jenes gefällt mir mit dem angeschnittenen Motiv eines Gitarristen im Scheinwerferlicht definitiv besser als das amerikanische Original, da zumindest keine Gesichter zu sehen sind, könnte aber zu jeder beliebigen Rockstar-Romance passen. Auch der Titel "The Story of a Love Song" klingt meiner Meinung nach eher wie die Bezeichnung eines ganzen Genres und hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der Handlung zu tun. Der Originaltitel "Dirty Letters" trifft es da einfach besser - denn wenn die Geschichte eines zu bieten hat, dann eine Menge Briefe mit sexuellen Anspielungen...Hier kommen wir auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt, denn auch wenn es sehr vielversprechend begann, ahnte ich schon nach etwa 70 Seiten, dass "The Story of a Love Song" und ich keine Freunde mehr werden... 

Erster Satz: "Oh Mann, es geht wieder los."

Den Einstieg in die Geschichte wird einem mit vielen süßen wie verrückten Ideen wie das Hausschwein Hortencia, Angst-Scrabble oder einen exzentrischen Therapeuten sehr leicht gemacht. Luca und Griffin sind leicht ins Herz zu schließen und mit ihren Eigenheiten und besonderen Lebensumständen haben sie mir schon auf den ersten Seiten das ein oder andere Lachen entlockt. Auch ihre erste Kontaktaufnahme, als Luca beim Ausmisten nach Jahren einen ungeöffneten Brief von Griffin findet und ihm daraufhin schreibt, ist zuerst einfach hinreißend. "Zuerst" ist dabei absichtlich fett gedruckt, denn von ungefähr zwei Seiten "schön, mal wieder von dir zu hören, wie geht es so?" ist der Weg über "warum hast du mir damals nicht geschrieben?" bis hin zu "was sind deine intimsten Fantasien?" einfach viel zu kurz. Anstatt nach Jahren der Funkstille behutsam wieder Vertrauen und Nähe aufzubauen, nehmen die Autorinnen eine krasse Abkürzung und setzen uns von jetzt auf gleich Briefe voller Sextalk vor. Dass die beiden schnell den Mut finden, ehrlich über verschiedenen Themen zu reden, ist ja schön und gut, aber nach so vielen Jahren erschien mir eine solche Öffnung über Briefe mehr als unglaubwürdig.

Ich bin es von Vi Keeland und Penelope Ward gewohnt, dass die beiden für den Unterhaltungswert ihrer Geschichten gerne mal übers Ziel hinausschießen und weit im Unrealistischen, Übertriebenen landen. Hier fand ich jedoch nicht nur die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung gekippt, einige Szenen fand ich mehr als nur drüber (Stichwort: Mee Mees für alle, die es gelesen haben). Sehr schade ist auch, dass durch den lockeren Ton und die Fixation auf Sex die emotionale Nähe der Figuren vollkommen auf der Strecke blieb. Klar, hier wurde an einigen Stellen wiederholt, dass die beiden sich besser kennen als alle anderen und schon als Kinder verliebt waren - beim Leser kommt von dieser Instant-Love-Nähe-Vertrautheit-Idee jedoch nicht besonders viel an. So erscheinen die plötzlich ausschweifenden Liebeserklärungen, die noch im ersten Drittel auftauchen, genauso haltlos aus der Luft gegriffen, wie der zuvorige Sextalk. Allgemein entwickelten sich die Figuren ausgehend vom ersten positiven Eindruck kaum weiter. Der Fokus liegt hier zu 100% auf der Beziehung von Griffin und Luca, sodass für Familie, Freunde, Bandkollegen oder weitere Informationen zu deren Alltag einfach kein Platz ist, weshalb mir zu viele Hintergrundinfos gefehlt haben, um die Figuren rund wirken zu lassen.

"Geld beeindruckt die faulen Mädchen. Kluge Mädchen sind reich, wenn sie etwas haben, das sie nicht kaufen können."

Tomke und ich hatten dann gehofft, dass sich das ändert, wenn Griffin und Luca sich zum ersten Mal begegnen, leider wurde das Problem, dass die beiden als Paar kaum ernst zunehmen oder nachzuempfinden waren, dadurch aber nur noch sichtbarer. Viele Dialoge fühlten sich unnatürlich an, bei ihrer ersten Begegnung wimmelt es nur so von Stolpersteinen (Stichwort: Schweinebraten) und nach einem Tag beschließen sie einfach aus dem Nichts heraus, dass sie jetzt zusammen sind. Alle Emotionen wurden hier beschrieben, statt für den Leser erlebbar gemacht, sodass die beiden für mich auch nach 200 Seiten immer noch zwei wunderschöne Fremde (jaaa, natürlich sehen beide auch aus wie Supermodels) waren, die sich erst vor wenigen Tagen getroffen haben und plötzlich eine Beziehung führen. Weshalb das für mich als Leserin nicht so gut funktioniert hat, muss ich denke ich nicht mehr ausführlicher erklären...

Von da an fielen mir immer mehr Ungereimtheiten auf und ich wurde von Leseabschnitt zu Leseabschnitt genervter von der Geschichte. Wo ich zuvor noch amüsiert über gelegentlich eingestreute Witze und Anspielungen grinsen konnte, haben diese im weiteren Verlauf nur noch für ein müdes Stirnrunzeln gereicht (Spoiler: Mir fällt gerade die Szene ein, in der Luca einen richtigen Tiefpunkt durchlebt und was macht Griffin? Schickt ihr komische Sexwitze - das sagt ja schon alles über ihre Beziehung, oder?) Rund um das Problem mit den fehlenden Emotionen habe ich mich an manchen Stellen auch über die Darstellung von Lucas Ängsten geärgert. Grundsätzlich finde ich Mental Health Themen in Büchern wahnsinnig wichtig, da ist aber meiner Meinung nach noch mehr Präzision gefragt, als bei anderen Themen. Vielleicht ist es auch meinem besonderen Blickwinkel geschuldet, doch ich kann es einfach nicht vertragen, wenn wild Diagnosen vermischt werden oder (noch schlimmer) die Therapien nicht passend sind. 

"Hab keine Angst vor mir. Vertrau auf das, was du in deinem Herzen spürst(...). Wenn du das tun kannst, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dich nicht zu enttäuschen, das verspreche ich dir."
"Blindes Vertrauen."

In "The Story of a Love Song" bin ich an einigen Stellen über Äußerungen gestoßen, die ein Fragezeichen aufgeworfen haben und für mich überhaupt nicht zu den beschriebenen Beschwerden gepasst haben. Das was Luca beschreibt, würde ich als Psychologiestudentin eher als Posttraumatische Belastungsstörung einordnen, da es ja einen klaren Auslöser für ihre agoraphoben Ängste gibt und sie auch unter kognitiven Verzerrungen wie Schuldgefühlen leidet. Auch wie sich der Doc, also Lucas Therapeut an einigen Stellen verhalten hat, empfand ich als weit jenseits von unprofessionell. Ich mochte den schrägen Vogelliebhaber als Figur total, er füllt hier aber mehr die Rolle eines verschrobenen Großvaters, der ab und zu eine Lebensweisheit vom Stapel lässt und versucht, den Kuppler zu spielen und weniger die Rolle eines professionellen Therapeuten aus, der den Genesungsprozess seiner Patientin im Sinn hat. So gab es leider die ein oder andere Szenen, bei der ich nur den Kopf darüber schütteln konnte, wie man diese gelegentliche Lebensberatung Therapie nennen kann. Ich würde mir bei solchen Themen einfach mehr Präzision und Fingerspitzengefühl wünschen!

Wenn man das Mental-Health-Thema und den Sextalk beiseitelässt, bleiben noch eine Menge Themen, die einem ziemlich bekannt und in fast jeder Rockstar-Romance vorkommen. Von den typischen "mimimi, er hatte schon sooo viele Frauen und ich bin soo unerfahren"-Unsicherheiten über den "du bist zu gut für mich"-Konflikt, bis zur obligatorischen Trennung vor der Tournee und der noch obligatorischeren Versöhnung durch ein Liebeslied war alles dabei, was man auch sonst so kennt. Das war es jedoch leider noch lange nicht mit den holpernden Stellen. Unkommentiert kann ich auch fast nicht lassen, dass es für Luca überhaupt kein Problem zu sein scheint, dass Griffin einen Privatdetektiv engagiert hat, der sie wochenlang heimlich verfolgt, beobachtet und fotografiert hat. Er will ihr kein Bild schicken, da er nicht will, dass sie erfährt, dass er ein Rockstar ist, aber da er trotzdem neugierig ist, wie sie aussieht, lässt er sie heimlich beschatten? Wem kommt das noch ein bisschen übergriffig vor? Luca jedenfalls nicht - darüber reden die beiden nämlich einfach nicht. Allgemein wird ab der Hälfte nicht mehr so viel geredet. Luca und Griffin haben ungefähr die Hälfte der Zeit Sex oder reden zumindest davon, welchen zu haben und die andere Hälfte liest sich, als hätten sich die beiden AutorInnen überlegt "hm, was könnte wohl alles passieren, um Luca maximal zu verstören und alles möglichst kaputt zu machen?" und dann genau das umgesetzt (Spoiler: Nein ernsthaft. Eingesperrt im Dunkeln, Feueralarm und Menschenmengen? Wenn das nicht ein biiiiisschen konstruiert war.) 

"Sie gaben mir Hoffnung, dass Träume wirklich wahr werden können - selbst unsere wildesten Träume. Ich meine, wie kommt die behütete kleine Luca, die irgendwo in der Provinz von Vermont lebt, mit einem Superstar zusammen? Und dann stellt sich heraus, dass er ihr Brieffreund aus Kindertagen ist? Das ist der Stoff, aus dem Märchen sind, Luca. Aber das ist Ihr Leben. Ihr verflixtes Leben! Bitte werfen Sie das nicht weg, weil Sie Angst haben. Sie werden es niemals zurückbekommen. Und es ist... Magie. Reine Magie."

Dann fallen mir auch noch eine Menge weiterer Szenen ein, in denen mir die Dynamik zwischen den beiden nicht gefallen hat und was gar nicht angesprochen wurde (Spoiler: Beispielsweise ihr erstes Mal auf dem Schreibtisch, das hatte was von "ja jetzt ist er schon extra hergekommen und auch so erschöpft, dann revanchiere ich mich jetzt halt mal". Oder auch die Szene, in der sie sich entschieden hat, mit auf die Reise zu gehen... Sie wollte ja erst nicht und hat es dann irgendwie doch gemacht, um ihm was zu beweisen...) Dass Luca sich bald unter Druck gesetzt fühlt, ihre Ängste für Griffin in einem Tempo überwinden zu müssen, das absolut unrealistisch ist, trug natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass man die beiden als tolles und funktionierendes Paar wahrnimmt. Als die beiden sich dann getrennt haben, erschien es mir nur logisch und zumindest von Lucas Seite aus nachvollziehbar. Wie die beiden Autorinnen das Grundproblem jedoch lösen wollen, ohne dass Griffin seine Karriere aufgibt und vor allem ohne die Spontanheilungs-Karte zu ziehen, war mir lange Zeit unklar. 

Am Ende wird klar: das Problem wird einfach gar nicht gelöst (Spoiler: Luca fällt einfach plötzlich ein, dass sie Griffin liebt und ihre Beziehung jede Schwierigkeit wert ist). Die beiden klären weder ihrer Zukunft noch ihre Probleme so richtig, sind jetzt aber trotzdem glücklich zusammen. Da stellt sich die Frage, warum das Drama davor nötig war und es fehlt einfach jegliche innere Entwicklung bevor wir zum typischen und von Beginn an erwarteten Ende inklusive Hochzeit und Kinder übergehen (Spoiler: Die einzige Überraschung, die das Ende beinhaltet, ist der Tod des Docs. Hier fand ich es aber sehr schade, dass das gar nicht für die Handlung genutzt wurde und da die Information mitten im Happy End ohne Konsequenzen fallen gelassen wurde, hätte man es auch irgendwie weglassen können). 

Alles in allem habe ich wirklich versucht, die Geschichte zu mögen und eine ganze Weile (und auch zusammen im Buddyread) überlegt, wie ich "The Story of a Love Song" bewerten soll. Versteht mich nicht falsch, es war nicht alles schlecht. Das erste Drittel fand ich ganz nett, das Ende in Ordnung aber nicht gerade einfallsreich und einige Ideen süß, aber insgesamt sind einfach viel zu viele problematischen Stellen vorhanden und die Geschichte hat mich viel zu wenig emotional erreicht, um mehr als 2 Sterne in Betracht zu ziehen. Das ist natürlich ziemlich traurig, da nun jeder Buddyread von Tomke und mir in einem Flop geendet ist... Da das mit uns beiden und New Adult wohl nichts mehr wird, werden wir es demnächst vielleicht mit Fantasy versuchen... Wünscht uns Glück!





Fazit:

Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte. "The Story of a Love Song" hat zwar einige süße Ideen, konnte mich aber alles in allem emotional nicht abholen und schon gar nicht inhaltlich überzeugen. Schade!

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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers.

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