Dienstag, 13. April 2021

Kurzrezension: Mit dir bin ich unendlich


Die Fakten

Titel: Mit dir bin ich unendlich
Autor: Mila Summers
Verlag: ONE (26. Februar 2021)
Genre: Young Adult
Seitenzahl: 400 Seiten
Weitere Bände: Verloren sind wir nur allein
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Der Inhalt

Die 17-jährige Olivia hat alles, was man mit Geld kaufen kann. Doch glücklich ist sie nicht. Seit sie denken kann, kämpft sie mit Versagensängsten. Als sie von der Privatschule fliegt und an eine öffentliche Highschool wechselt, wird Olivia dort schnell abgestempelt. Ihre Unsicherheit deuten die anderen als Arroganz. So auch Nathan, dem es eigentlich gar nicht ähnlich sieht, Menschen in Schubladen zu stecken. Doch als die beiden gemeinsam an einem Schulprojekt arbeiten müssen, blickt er hinter Olivias Fassade und entdeckt dort so viel mehr ...


Die Eindrücke

Handlung: Mit "Mit dir bin ich unendlich" wollte ich Mila Summers nochmal eine Chance geben, nachdem ich von "Verloren sind wir nur allein" letztes Jahr eher enttäuscht wurde. Leider konnte mich auch der zweite Teil der Dulogie alles andere als überzeugen, da für mich viele Punkte unrund oder gar unglaubwürdig wirkten und auch viel zu wenig Spannung aufkam, um mich durch die 400 Seiten zu tragen. Schon relativ schnell nach der Einführung kamen Handlung und Entwicklung der Figuren wieder zum Stocken. Statt einer Annäherung von Olivia und Nathan kommt es zu einem ewigen Hin und Her an gegenseitigen Vorwürfen, vorschnellen Interpretationen und Missverständnissen. Rückblickend kann ich mich an drei richtige Szenen erinnern, die bei mir Eindruck hinterlassen haben, der Rest ist eine Mischung aus Alltag, Wiederholungen, zufälligen Flur-Zusammenstößen und an den Haaren herbeigezogenen Hindernissen. 

Figuren: Auch wenn Nathan und Olivia auf den ersten Blick interessant erscheinen, muss ich leider anprangern, dass sie viel zu oberflächlich geblieben sind und einige Widersprüche beinhalten. Nehmen wir mal Nathan. Jener scheint auf dem Papier ein absoluter Traumtyp zu sein, setzt er sich doch für die Umwelt und für sozialschwächere Jugendliche ein, ist dann aber sofort dabei, andere auf den ersten Blick zu verurteilen, geht gerne mal unnötigerweise in die Luft und steckt andere vorschnell in die klassische Schublade, ohne sich die Gegenseite anzuhören. Das hat für mich einfach nicht gepasst. Auch Olivia konnte ich nicht ganz verstehen. Sie erscheint mir zu Beginn viel zu reflektiert für ihr Verhalten. Wenn sie genau weiß, was sie sich ersehnt und die Dynamiken um ihre Eltern durchschaut, warum spricht sie dann nicht schon viel früher mit ihrer Mutter? Wenn sie ihr Problem kennt, warum tut sie nichts dagegen? So wirkt sie nicht nur schüchtern, sondern blass, nicht nur leise, sondern rückgratlos und das ist wohl nicht das, was die Autorin uns mit ihr sagen wollte...
Dazu kommt, dass ihre Beziehung, ihre Gefühle, ihre Entwicklung viel zu schnell abgehandelt und kaum zum Leser transportiert wurden. So muss ich nach den knapp 400 Seiten feststellen, dass nicht nur ich als Leserin die beiden kaum kenne, sondern auch Olivia und Nathan sich fast völlig fremd sind. 

Schreibstil: Grundsätzlich mochte ich den Stil von Mila Summers sehr - leicht, herzlich und so routiniert und zielstrebig, dass man bald bemerkt, dass dies nicht ihr erster Roman ist. Mit viel Einfühlungsvermögen bringt sie uns näher, was Olivia beschäftigt und verpackt schwierige Themen mit viel Herz und Humor, sodass wir hier eine leichte Lektüre genießen können, obwohl nicht alles eitel Sonnenschein ist. Aber leider wirkt auch der Stil genau wie die Handlung an manchen Stellen ein wenig unrund. Fast alle Probleme werden durch Kommunikationsprobleme und Missverständnisse unnötig lange aufgebauscht werden, nur um am Ende alle im Handumdrehen gelöst zu werden. Ich meine High-School-Drama + Familiendrama + Liebesdrama = ziemlich viel Drama und dass das Ende es sich dann sehr einfach macht und das Hauptproblem einfach ins Off verschiebt, sodass es sich im letzten Kapitel schon erledigt hat, war mir ein wenig zu trivial. Hier hätte ich mir ein etwas langsameres Umdenken gewünscht (gerade die Auflösung der Familienproblematik lässt die Mutter als wahnsinnig unglaubwürdige Figur zurück), weniger konstruiertes Drama (I mean, was sollte das mit Lucas?) und mehr Kommunikation zwischen den Figuren. 


Die Zitate:


"Mein Leben ist ein Trauerspiel in fünf Akten. Ich spiele die weibliche Hauptrolle in einem Stück, das ich mir nie ausgesucht habe. Und ich bin mir ganz sicher, dass Nathan genau wegen dieser Rolle ein Bild von mir hat, das nicht stimmt."
"Ich will das nicht länger. Mein Leben soll nicht wie der dünne Strich einer Zeichnung aussehen. Es soll bunt sein. Und voller Lebensfreude."

"Man kann sich an so viele erste Male im Leben erinnern. Das erste Mal bei einem Baseballspiel, der erste Kinobesuch oder wie man das erste Mal mit wackligen Beinen auf der Eisbahn stand. Auch der heutige Kuss mit Nathan wird für mich unvergesslich bleiben. Bei letzten Malen wird es schon schwieriger. Wann haben Mom und ich uns zum letzten Mal gesagt, dass wir uns liebhaben? Wann hat sie mich das letzte Mal angelächelt und mir gesagt, dass ich alles schaffen kann, dass sie stolz auf das ist, was aus mir geworden ist? Wann hat sie aufgehört zu lächeln? Und wann genau ist all das zerbrochen, was wir einmal Familie nannten?"

"Ohne Stimme ist ein Mensch wie ein Schatten, der sich je nach Sonnenstand vergrößert oder gar ganz verschwindet. Er ist da. Und dann wieder nicht. Aber es scheint kaum jemanden zu interessieren. Erst unsere Worte machen uns zu dem, was wir sind."

Das Urteil

Unrund, unglaubwürdig, uninteressant - das ist leider mein Urteil zu "Mit dir bin ich unendlich". Der nette Schreibstil und die guten Grundlagen konnten mir leider nicht darüber hinweghelfen, dass die Figuren zu oberflächlich, das Drama zu konstruiert und die Handlung zu plätschernd war. Schade!


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Quelle Informationen: Amazon.de. Klapptexte und Zitate sind Eigentum des Verlags oder jeweiligen Rechtinhabers. Das Buch wurde mir von der Lesejury gegen Bonuspunkte zur Verfügung gestellt. 

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