Über ein halbes Jahr begleitet hat mich die US-amerikanische Romantasy-Serie The Vampire Diarys des Fernsehsenders The CW auf der Basis der gleichnamigen Buchserie von L. J. Smith. Dementsprechend schwer fiel mir der Abschied, als ich vorgestern die letzte Folge der insgesamt 8 Staffeln geschaut habe. Nach 171 Folgen voller Höhen und Tiefen, Drama, Liebe, Freundschaft, Verrat und Tod kommt jetzt meine abschließende Meinung zur Serie.
Worum geht´s?
Warum sollte ich mir die Serie unbedingt anschauen?
"The Vampire Diarys"? Ist das nicht eine trashige Teenieserie voller Klischees? Das habe ich mir auch gedacht, als ich die Serie aus einer Laune heraus begonnen habe. 8 Staffeln später bin ich immer noch überrascht, dass ich von der Geschichte so begeistert und emotional involviert wurde, dass ich bis zum Ende dabei geblieben bin. Doch was Kevin Williamson und Julie Plec hier aus der Basis von von L. J. Smiths Buchsaga gemacht haben, ist absolut süchtig machend. Jaaa, es gibt Wiederholungen, Übertreibungen und Logiklücken, aber darüber täuschen der atmosphärisch-düstere Look, der sarkastische und oftmals auch selbstironische Humor der Figuren (vor allem Damons) und die Leidenschaft der Liebesgeschichten gut hinweg. Und rückblickend muss ich ganz klar sagen, dass die Serie deutlich weniger kitschig und oberflächlich als befürchtet und dafür actionreicher und dynamischer als erwartet ist.
Klar, wir haben es hier mit einer Teenie-Serie zu tun, in der der natürlich immer perfekt gestylte Cast dem Highschool-Alter längst entwachsen ist und sich ein Klischee ans nächste reiht. Dennoch ist hier mehr Schmunzeln als Augenrollen angebracht. Denn den Serienmachern scheint klar gewesen zu sein, über welches klischeegespickte Pflaster die Handlung holpert und haben mit Leichtigkeit und selbstironischem Augenzwinkern dafür gesorgt, dass man zusammen mit den Figuren über die teilweise absurden Entwicklungen lacht. Daraus ergibt sich eine ganze Menge an ikonischen Zitaten (ich könnte einen ganzen Beitrag allein mit Damons Best-Of-Zitaten füllen), witzigen Dialogen (Damon + willkürliche fremde Person = Monsterdialog) und genialen Szenen (auch hier oft dabei: Damon), die als Memes und Reels meine Instagram-Startseite überrollen. Auch wenn die Serie mitten im Twillight-Hype gestartet ist, hat "The Vampire Diarys" außer dem Fokus auf den Romanzen der Figuren, kaum etwas mit Stephenie Meyers romantisierten Darstellung des Vampir-Mythos´ gemein. Denn auch wenn die wechselnden Liebschaften der Serie einen zusätzlichen Pepp verleihen, liegt der Schwerpunkt doch stark auf der Handlung und es geht weitaus düsterer (zumindest wenn man über die eher verschlafenen ersten Folgen hinaus ist) zu, als man das auf den ersten Blick erwartet.
"The Vampire Diarys" legt schon früh ein sehr hohes Erzähltempo an den Tag. Eine Katastrophe jagt die nächste, über die Staffeln tauchen eine ganze Menge übernatürlicher Gegenspieler auf, die besiegt, Opfer, die gebracht und Kämpfe, die gekämpft werden müssen und zwischenmenschliche Probleme werden oftmals zwischen einer Stadtevakuierung und einem mörderischen Ritual geklärt. Neben neu auftauchenden und wieder verschwindenden Figuren (die Serienmacher kennen hier leider keine Gnade und lassen liebgewonnene Figuren im Game-of-Thrones-Takt sterben), werden die Vorgeschichten der bleibenden immer weiter auserzählt, der Ursprung des Vampir-Mythos ergründet und weitere Legenden wie Werwölfe, Hexen oder Mischwesen zum Leben erweckt. Langweile kommt hier also definitiv nicht auf und wenn man schon dachte, dass jetzt man wieder ein guter Zeitpunkt für eine kleine Verschnaufpause sei, bekommt man eine neue Überraschung oder unerwartete Wendung vor den Latz geknallt. Das ist also eine große Stärke der Serie: die ständige Dynamik und Spannung.
Inhaltlich weicht die Serie stark von der Buchvorlage ab, was ich jedoch nicht schlimm finde, da ich die Bücher selbst nicht gelesen habe. Man merkt stark, dass dieselben Produzenten für alle acht Staffeln am Werk waren, da sich die Handlung immer einen roten Faden behält, auch wenn schon mal die Hölle auf Erden losbricht, die Zeit durcheinander gerät, oder Figuren von den Toten zurückkehren. Zugegebenermaßen ist die Handlung an einigen Stellen etwas an den Haaren herbeigezogen, andauernd versterben Darsteller, werden verschleppt oder gefoltert, dann wieder im Jenseits besucht oder neu zum Leben erweckt, irgendwann ist man aber so gefangen von diesem spannenden Mix, dass man darüber gerne hinwegsieht. Neben magischen Kämpfen mit übernatürlichen Wesen an schaurigen Schauplätzen wie Ruinen, Gruften, Friedhöfen, alte Gebäude oder Gemäuer werden auch alltäglichere Settings wie die Highschool (natürlich mit dem ein oder anderen netten Ball), Stadtfeste (in Mystic Falls gibt es beinahe jeden zweiten Tag etwas zu feiern), später das College oder die Häuser der Figuren zur Bühne der großen und kleinen Dramen auserkoren. Zusammen mit den gekonnten Schauplatzwechseln, tun auch plötzliche Kameraschnitte, einfache Special-Effekts und der gelegentliche Einsatz von Nebel und Dunkelheit ihr übriges und kreieren ohne viel Aufwand eine schaurige Atmosphäre.
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