Liebe große Publikumsverlage,
ich finde es bedauerlich, wohin sich die Zusammenarbeit mit klassischen BuchbloggerInnen in den letzten Jahren entwickelt hat. In den letzten Monaten habe ich mehrfach erlebt, dass Verlage die Zusammenarbeit mit mir und anderen BloggerInnen beendet haben, mit der Begründung, dass klassische Blogs nicht mehr im Fokus stehen und stattdessen nur noch auf Social-Media-Plattformen mit hoher Interaktionsrate gesetzt wird. Zuletzt hat der Piper Verlag eine über siebenjährige Zusammenarbeit mit mir mit einer automatisch generierten Nachricht beendet und gestern musste ich erkennen, dass auch beim KYSS Verlag eine zeitweise veränderte Engagement-Rate auf Plattformen wie Instagram ausreicht, um aus bisherigen Kooperationen ausgeschlossen zu werden – selbst nach vielen Jahren zuverlässiger Zusammenarbeit. Diesen Mangel an Wertschätzung finde ich traurig, ist aber auch Ausdruck eines größeren Problems. Denn auch wenn ich diese zwei Beispiele nun wörtlich genannt habe, betrifft es die gesamte Verlagslandschaft. Während ich vor 3 Jahren noch mit neun verschiedenen Großverlagen zusammengearbeitet habe, sind es mittlerweile (bei gleichem oder sogar größerem Engagement meinerseits) nur noch zwei.
Natürlich verstehe ich, dass soziale Medien, insbesondere TikTok und Instagram, aktuell einen enormen Einfluss auf den Buchmarkt haben. Die potenzielle Reichweite von kurzen, visuell ansprechenden Inhalten ist oft deutlich höher als die von ausführlichen Texten und Verlage sind nunmal Wirtschaftsunternehmen, die auf Verkaufszahlen angewiesen sind. Dennoch finde ich es persönlich sehr schade, dass die Qualität von Rezensionen, inhaltliches Auseinandersetzen und das Pflegen einer wirklichen Community über Jahre (!!!) hinweg nicht mehr wertgeschätzt werden.
Ich blogge seit 2016, was einem Zeitraum von über neun Jahren entspricht, auf meinem persönlichen Blog, poste auf zahlreichen Rezensionsplattformen, bin Teil von verschiedenen eng vernetzten Buchcommunitys und habe außerdem einen Instagram und Facebook Account, der jeweils regelmäßig bespielt wird und eine große Leserschaft (2k+) erreicht. Außerdem gehe ich auf Messen und Buchveranstaltungen, pflege Kontakte in ganz Deutschland und lese gezielt in allen Genres, von allen Verlagen und in verschiedenen Sprachen. Das bedeutet es für mich, Bloggerin zu sein. Kurze TikTok-Videos, in denen das Cover in die Kamera gehalten wird, können das aus meiner Sicht nicht ersetzen. Es stimmt mich traurig, dass diese Art der langfristigen, qualitativen Buchbegeisterung immer weniger Anerkennung findet. Kurze Videos und trendbasierte Posts mögen für den schnellen Erfolg sorgen, aber sie ersetzen nicht die tiefe, kontinuierliche Beschäftigung mit Literatur, die Buchblogs seit Jahren leisten.
Mir ist bewusst, dass sich Marketingstrategien ändern müssen. Dennoch hoffe ich, dass Verlage nicht ausschließlich auf schnelle Social-Media-Effekte setzen, sondern auch weiterhin BloggerInnen unterstützen, die sich mit Herzblut, Kompetenz und jahrelanger Hingabe für Bücher einsetzen.
Mit besten Grüßen,
Sophia