Allgemeines:
Titel: Gen-Tattoo
Autor: L. J. Adlington
Verlag: Carlsen (14. Februar 2011)
Genre: Dystopie
Taschenbuch: 192 Seiten
ISBN-10: 3794170369
ISBN-13: 978-3794170364
Originaltitel: The Diary of Pelly D
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Preis: 6,95€ (Taschenbuch)
Inhalt:
Pelly lebt auf dem Planeten »Home for Home« wie im Paradies. Ihr Leben dreht sich nur um Klamotten, Partys und Jungs. Doch das ändert sich, als ein Gen-Tattoo eingeführt wird und man Pelly aufgrund ihrer Gene als »Galrezi« einstuft. Denn eine winzige DNA-Abweichung macht die Galrezi zu perfekten Sündenböcken für die Probleme des Planeten - die plötzlich immer größer werden. Man beginnt sogar, sie zu deportieren. Eines Tages bricht auch Pellys Tagebuch abrupt ab …
Bewertung:
Dieses Buch steht schon eine ganze Weile in meinem Regal, ich habe es vor kurzem nur mal wieder zur Hand genommen, weil ich in einer Rezension gelesen habe, die "Pretty-Ugly-Special"-Reihe, die ich ja vor kurzem gelesen habe, sei komplett auf der Idee dieses Romans aufgebaut worden. Das wollte ich natürlich überprüfen und da das Buch nur knappe 200 Seiten hatte, habe ich es kurzerhand geschnappt und angefangen zu schmökern.
Die verschiedenen Ausgaben des Buches und vor allem deren fehlende Verfügbarkeit haben mich ein wenig verwirrt, als ich begonnen habe, über diesen Roman zu recherchieren. Die Carlsen-Ausgabe ist die Neuauflage der Geschichte, welche schon 2005 im Sauerländer Verlag herausgekommen ist. Seltsamerweise lässt sich die Geschichte aber im Carlsen-Repertoire nicht finden. Alles was ich nun habe ist das Coverbild und das Buch, welches es aber so gar nicht mehr zu bestellen gibt. Auch von einem ominösen zweiten Teil habe ich gelesen, welcher anscheinend nicht übersetzt wurde. Auf eine englische Fortsetzung bin ich aber nicht gestoßen. Ihr müsst mir meine Verwirrung verzeihen, falls irgendjemand besser bescheid weiß als ich wäre es super, wenn er/sie mich aufklären könnte! Naja, was soll´s. Ich finde das Cover auf jeden Fall sehr ansprechend! Mit dem leuchtend-pixeligen DNA-Doppelstrang, welcher sich vor dem resignierten Gesicht eines windet, passt es gut zum Inhalt der Geschichte und der dunkle Hintergrund lässt das Ganze ein wenig geheimnisvoll wirken. Auf jeden Fall kommt aber eine Science-Fiction-Stimmung auf, was ein großer Fortschritt zum letzten Cover des Sauerländerverlags ist, auf dem nur eine Hand und Wasser zusehen ist. Auch der Titel passt wunderbar.
Die verschiedenen Ausgaben des Buches und vor allem deren fehlende Verfügbarkeit haben mich ein wenig verwirrt, als ich begonnen habe, über diesen Roman zu recherchieren. Die Carlsen-Ausgabe ist die Neuauflage der Geschichte, welche schon 2005 im Sauerländer Verlag herausgekommen ist. Seltsamerweise lässt sich die Geschichte aber im Carlsen-Repertoire nicht finden. Alles was ich nun habe ist das Coverbild und das Buch, welches es aber so gar nicht mehr zu bestellen gibt. Auch von einem ominösen zweiten Teil habe ich gelesen, welcher anscheinend nicht übersetzt wurde. Auf eine englische Fortsetzung bin ich aber nicht gestoßen. Ihr müsst mir meine Verwirrung verzeihen, falls irgendjemand besser bescheid weiß als ich wäre es super, wenn er/sie mich aufklären könnte! Naja, was soll´s. Ich finde das Cover auf jeden Fall sehr ansprechend! Mit dem leuchtend-pixeligen DNA-Doppelstrang, welcher sich vor dem resignierten Gesicht eines windet, passt es gut zum Inhalt der Geschichte und der dunkle Hintergrund lässt das Ganze ein wenig geheimnisvoll wirken. Auf jeden Fall kommt aber eine Science-Fiction-Stimmung auf, was ein großer Fortschritt zum letzten Cover des Sauerländerverlags ist, auf dem nur eine Hand und Wasser zusehen ist. Auch der Titel passt wunderbar.
Erster Satz: "Als der Staub sich legte, nahm Toni V für einen Moment die Schutzbrille ab und rieb sich die Augen."
Direkt zum Beginn werden wir mit zwei verschiedenen Handlungsstränge konfrontiert, die vor und nach einem ominösen Krieg spielen, bei dem man aber nie erfährt was genau passiert und wer warum gegen wen kämpft. Mit den ersten Seiten steigen wir ein in das Leben des ärmlichen Toni V, welcher als Arbeiter beim Abrissteam die futuristische City 5 auf den kommenden Aufschwung und Neubau vorbereitet. Um der wachsenden Stadt Komfort und Luxus zu ermöglichen, welchen er sich niemals würde leisten können, muss der junge Mann täglich Schwerstarbeit leisten. Doch das stört ihn noch nicht einmal - der Lärm seines Presslufthammers verdrängt jeden kritischen Gedanken und die Müdigkeit lässt keinen Platz für Rebellionsgeist. Das ändert sich jedoch schlagartig, als er eines Tages bei Graben auf der alten Plaza ein Tagebuch findet. Verpackt in einem Plastikkanister hat das kleine Büchlein mit den innersten Gedanken und dem Schicksal von Pelly D den Krieg überstanden und findet jetzt den Weg zu Toni V. Wo Toni V am Anfang noch über die luxuriöse Lebensweise des jungen Mädchens staunt, verändert sich ihre Situation durch das Aufkommen von Gen-Tests und anderen fanatischen Ideen jedoch langsam und ihre Geschichte wird ein reißender Abwärtsstrudel, angetrieben von Rassismus, Fanatismus und der Suche nach einem Sündenbock...
"Das ist genau der Punkt, Pelly, sagte er. Es geht nicht um Wasser. Es ging nie darum. Sie werden uns nirgendwo hinbringen. Sie werden...
-"Hör auf!"
Sehr bald nach Beginn der Geschichte stellte sich bei mir Ernüchterung ein. Vor allem der flapsige Tagebuchstil, welcher bald über drei Viertel der Handlung dominiert und in erster Linie die vielen &-Zeichen, die das dafürstehende Wort vollkommen ersetzen, raubten mir den letzten Nerv. Auch scheint Pelly Ds Geschichte kein besonders spannendes Buch zu füllen vermögen. Sie lebt ein sorgenfreies Dasein mit mehr Geld als sie jemals an sehen kann und hohem Ansehen als "Queen Bee" ihrer Schule. Sie braucht sich über nichts Gedanken machen - außer vielleicht darüber, ob ihre neuste Markenmode vielleicht schon wieder out ist - und lässt sich auch gerne auf Sticheleien gegen weniger bemittelte Mitschülern, wie zum Beispiel Marek T ein. Kurzum: sie ist ein naives, nerviges, verwöhntes, eingebildetes und oberflächliches Miststück. Obwohl die Handlung eigentlich in seiner Zeit spielt, liegt der Fokus eindeutig auf Pelly und er ist nur eine Art blasse Randfigur. Indem sich die Handlung vor allem auf ihn konzentriert und seine Lebensumstände unklar bleiben, wird sehr viel Potential verschenkt.
Der Tagebuchstil hat aber auch eine positive Seite: dadurch, dass wir durch die Tagebuchform nur sehr bruchstückhaft aus ihrem Leben erfahren, bleibt die Entwicklung der politischen Lage spannend und undurchsichtig. Wir wissen nur das, was Pelly weiß oder was durch Tonis Alltag offensichtlich ist. So ist von Anfang an klar, dass es einen Krieg geben muss. Warum und wer gegen wen kämpft, bleibt jedoch erstmal unklar.
"Ich bin FEST ENTSCHLOSSEN. Ich werde es NICHT zulassen, dass diese dämliche Politik mir meinen Tag versaut. Ich werde allen zeigen, was wahre KLASSE ist. Die Atsumisi können mich mal! Ihre hämischen Blicke sind mir so was von egal. Schreite den Schulkorridor entlang, als gehöre er dir alleine, Pelly D! Blick nach vorn in die Zukunft, Pelly D!"
Wenn die Geschichte zuvor noch spielerisch aus Pellys Leben erzählt hat, ändert das sich erst schleichend und dann immer drastischer als neue Gesetze vorschreiben, dass jeder Bürger bei einem Gentest seine Genkategorie erkennen lässt und sich je nach Güte ein andersfarbiges Tattoo auf die Hand stechen lässt. Rot für die privilegierten Atsumisi, Träger des geheimnisvollen Epi-Gens, von dem keiner so wirklich weiß, was es bewirken soll. Silber für die Mazzini, die dieses Gen zwar in sich tragen, es jedoch nicht ausgeprägt ist. Und Grün für die unterste Klasse, die Galrezi, denen auch Pellys Familie angehört. Als Pelly mit einem grünen Tattoo durch ihren Alltag läuft ist es, als sei sie stigmatisiert. Auch wenn sich alle einreden, dass der Genstatus egal ist, beginnt sie ihre Vormachtstellung in ihrer Clique zu verlieren und sieht sich auch so immer weiter abstürzen. So lange es geht, versucht sie ihre Not zu leugnen und ihr mit schicken Outfits und beißender Ironie zu begegnen, als sie jedoch gezwungen wird, ihr Zuhause zu verlassen und in ein kleines Appartement am anderen Ende des Plazas zu ziehen und auch weitere Sanktionen gegen Galrezis angekündigt werden, muss sie sich eingestehen, dass ein Krieg beginnt. Nicht nur die Bomben, die die Stadt immer wieder erschüttern, können ein Lied davon erzählen, auch das Verschwinden der Obdachlosen Moma Peg, welche Pellys langjährige Freundin war, spricht Bände. Und schließlich geht Pelly auch auf, was mit den Galrezis passiert, die angeblich nach City 1 beordert werden: auf dem Weg in eine strahlende Zukunft ist für sie kein Platz, weshalb sie entsorgt werden...
"Es liegen immer noch einzelne Schuhe auf der Plaza, neben zerfetzten Spruchbändern und Plakaten, die niemand mehr in die höhe halten wird. Es war wie eine Szene aus einem Film über unsere Vergangenheit auf unserer Erde. Bisher dachte ich, die Menschen seien gerade deshalb Lichtjahre bis zu Home for Home gereist, weil sie einem solchen Albtraum entfliehen wollten."
Als Pellys Tagebuch schließlich zu Ende geht, muss sich Toni V eingestehen, dass alles, woran er geglaubt hat Lügen sind und er eigentlich nichts weiß. Die Notiz "Grabt, grabt überall" weißt auf viele andere Schicksale hin, die nur noch auf Postkarten, Fotografien oder Tagebüchern existieren. Geschichten von ermordeten Familien, von einer ganzen ausgelöschten Rasse machen Toni klar, dass er auf einem Friedhof arbeitet....
An dieser Stelle, die leider erst ganz am Ende der Geschichte eintritt, beginnt sich dann endlich das wahre Potential der Story zu zeigen. Wenn es zuvor noch um Diskriminierung und Rassismus geht, wird nun klar, wie schnell es von einer scheinbar normalen Gesellschaft zu einem kompletten Unrechtssystem ist, welches mit faschistischen Mitteln eine hilflose Minderheit missachtet, ausgrenzt und schließlich sogar zu vernichten beginnt. Die Autorin zeigt hier sehr gewagt viele Parallelen zum Dritten Reich, dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust auf und erinnert mit dem Tagebuch an die Geschichte der Anne Frank. Angepasst an dieses Science-Fiction-Universum ergibt sich daraus eine Gänsehaut-verursachende Geschichte, deren schockierende Wahrheit über den Plot hinausgeht.
"Das geht nicht", sagte ich. "Es ist mein Leben!" Er wandte sich um und sah mich seltsam an. "Das stimmt nicht. Es ist nur geliehen. Eines Tages musst du es zurückgeben."
"Das ist ja lächerlich. Das ist unser Zuhause. Hier leben wir."
"Du weißt wie es läuft, Pelly D. Jetzt wollen andere das gute Leben für sich."
"Glaubst du es wird so weitergehen? Die Atsumisi machen die Gesetze und wir müssen gehorchen?" Big Bro sah mir direkt in die Augen. Er weinte - zwei Tränen schimmerten auf seinem Gesicht. "Nein, Pelly D", sagte er. "Es wird nicht so weitergehen. Es wird noch viel schlimmer."
Angesichts der Tatsache, dass die Autorin nach bescheidenem Beginn noch so viel Tiefe und Tragik aus der Geschichte herausholen konnte, hätte ich mir für die 200 Seiten gerne noch ein wenig mehr Ausschmückungen und Details gewünscht, mehr über die Hintergründe der Science-Fiction-Welt und über andere Schicksale aus anderen Bevölkerungsschichten erfahren. Durch das Tagebuch haben wir eine sehr einseitige, wenn auch eindrückliche Sicht auf das Geschehende, das mahnend den Zeigefinger hebt und daran erinnert, dass alles immer wieder passieren kann - selbst wenn die Menschheit sich auf einem neuen Planeten eine eigentlich ideale Version des Lebens aufgebaut zu haben scheint. Man darf nie damit aufhören, alles zu hinterfragen. Wenn das genügend Leute tun und dann die Stimme erheben, würde es zu solchen wie in diesem Buch beschriebenen Fällen nicht kommen.
"Das ist genau der Punkt, Pelly, sagte er. Es geht nicht um Wasser. Es ging nie darum. Sie werden uns nirgendwo hinbringen. Sie werden...
-"Hör auf!"
Sehr bald nach Beginn der Geschichte stellte sich bei mir Ernüchterung ein. Vor allem der flapsige Tagebuchstil, welcher bald über drei Viertel der Handlung dominiert und in erster Linie die vielen &-Zeichen, die das dafürstehende Wort vollkommen ersetzen, raubten mir den letzten Nerv. Auch scheint Pelly Ds Geschichte kein besonders spannendes Buch zu füllen vermögen. Sie lebt ein sorgenfreies Dasein mit mehr Geld als sie jemals an sehen kann und hohem Ansehen als "Queen Bee" ihrer Schule. Sie braucht sich über nichts Gedanken machen - außer vielleicht darüber, ob ihre neuste Markenmode vielleicht schon wieder out ist - und lässt sich auch gerne auf Sticheleien gegen weniger bemittelte Mitschülern, wie zum Beispiel Marek T ein. Kurzum: sie ist ein naives, nerviges, verwöhntes, eingebildetes und oberflächliches Miststück. Obwohl die Handlung eigentlich in seiner Zeit spielt, liegt der Fokus eindeutig auf Pelly und er ist nur eine Art blasse Randfigur. Indem sich die Handlung vor allem auf ihn konzentriert und seine Lebensumstände unklar bleiben, wird sehr viel Potential verschenkt.
Der Tagebuchstil hat aber auch eine positive Seite: dadurch, dass wir durch die Tagebuchform nur sehr bruchstückhaft aus ihrem Leben erfahren, bleibt die Entwicklung der politischen Lage spannend und undurchsichtig. Wir wissen nur das, was Pelly weiß oder was durch Tonis Alltag offensichtlich ist. So ist von Anfang an klar, dass es einen Krieg geben muss. Warum und wer gegen wen kämpft, bleibt jedoch erstmal unklar.
"Ich bin FEST ENTSCHLOSSEN. Ich werde es NICHT zulassen, dass diese dämliche Politik mir meinen Tag versaut. Ich werde allen zeigen, was wahre KLASSE ist. Die Atsumisi können mich mal! Ihre hämischen Blicke sind mir so was von egal. Schreite den Schulkorridor entlang, als gehöre er dir alleine, Pelly D! Blick nach vorn in die Zukunft, Pelly D!"
Wenn die Geschichte zuvor noch spielerisch aus Pellys Leben erzählt hat, ändert das sich erst schleichend und dann immer drastischer als neue Gesetze vorschreiben, dass jeder Bürger bei einem Gentest seine Genkategorie erkennen lässt und sich je nach Güte ein andersfarbiges Tattoo auf die Hand stechen lässt. Rot für die privilegierten Atsumisi, Träger des geheimnisvollen Epi-Gens, von dem keiner so wirklich weiß, was es bewirken soll. Silber für die Mazzini, die dieses Gen zwar in sich tragen, es jedoch nicht ausgeprägt ist. Und Grün für die unterste Klasse, die Galrezi, denen auch Pellys Familie angehört. Als Pelly mit einem grünen Tattoo durch ihren Alltag läuft ist es, als sei sie stigmatisiert. Auch wenn sich alle einreden, dass der Genstatus egal ist, beginnt sie ihre Vormachtstellung in ihrer Clique zu verlieren und sieht sich auch so immer weiter abstürzen. So lange es geht, versucht sie ihre Not zu leugnen und ihr mit schicken Outfits und beißender Ironie zu begegnen, als sie jedoch gezwungen wird, ihr Zuhause zu verlassen und in ein kleines Appartement am anderen Ende des Plazas zu ziehen und auch weitere Sanktionen gegen Galrezis angekündigt werden, muss sie sich eingestehen, dass ein Krieg beginnt. Nicht nur die Bomben, die die Stadt immer wieder erschüttern, können ein Lied davon erzählen, auch das Verschwinden der Obdachlosen Moma Peg, welche Pellys langjährige Freundin war, spricht Bände. Und schließlich geht Pelly auch auf, was mit den Galrezis passiert, die angeblich nach City 1 beordert werden: auf dem Weg in eine strahlende Zukunft ist für sie kein Platz, weshalb sie entsorgt werden...
"Es liegen immer noch einzelne Schuhe auf der Plaza, neben zerfetzten Spruchbändern und Plakaten, die niemand mehr in die höhe halten wird. Es war wie eine Szene aus einem Film über unsere Vergangenheit auf unserer Erde. Bisher dachte ich, die Menschen seien gerade deshalb Lichtjahre bis zu Home for Home gereist, weil sie einem solchen Albtraum entfliehen wollten."
Als Pellys Tagebuch schließlich zu Ende geht, muss sich Toni V eingestehen, dass alles, woran er geglaubt hat Lügen sind und er eigentlich nichts weiß. Die Notiz "Grabt, grabt überall" weißt auf viele andere Schicksale hin, die nur noch auf Postkarten, Fotografien oder Tagebüchern existieren. Geschichten von ermordeten Familien, von einer ganzen ausgelöschten Rasse machen Toni klar, dass er auf einem Friedhof arbeitet....
An dieser Stelle, die leider erst ganz am Ende der Geschichte eintritt, beginnt sich dann endlich das wahre Potential der Story zu zeigen. Wenn es zuvor noch um Diskriminierung und Rassismus geht, wird nun klar, wie schnell es von einer scheinbar normalen Gesellschaft zu einem kompletten Unrechtssystem ist, welches mit faschistischen Mitteln eine hilflose Minderheit missachtet, ausgrenzt und schließlich sogar zu vernichten beginnt. Die Autorin zeigt hier sehr gewagt viele Parallelen zum Dritten Reich, dem 2. Weltkrieg und dem Holocaust auf und erinnert mit dem Tagebuch an die Geschichte der Anne Frank. Angepasst an dieses Science-Fiction-Universum ergibt sich daraus eine Gänsehaut-verursachende Geschichte, deren schockierende Wahrheit über den Plot hinausgeht.
"Das geht nicht", sagte ich. "Es ist mein Leben!" Er wandte sich um und sah mich seltsam an. "Das stimmt nicht. Es ist nur geliehen. Eines Tages musst du es zurückgeben."
"Das ist ja lächerlich. Das ist unser Zuhause. Hier leben wir."
"Du weißt wie es läuft, Pelly D. Jetzt wollen andere das gute Leben für sich."
"Glaubst du es wird so weitergehen? Die Atsumisi machen die Gesetze und wir müssen gehorchen?" Big Bro sah mir direkt in die Augen. Er weinte - zwei Tränen schimmerten auf seinem Gesicht. "Nein, Pelly D", sagte er. "Es wird nicht so weitergehen. Es wird noch viel schlimmer."
Angesichts der Tatsache, dass die Autorin nach bescheidenem Beginn noch so viel Tiefe und Tragik aus der Geschichte herausholen konnte, hätte ich mir für die 200 Seiten gerne noch ein wenig mehr Ausschmückungen und Details gewünscht, mehr über die Hintergründe der Science-Fiction-Welt und über andere Schicksale aus anderen Bevölkerungsschichten erfahren. Durch das Tagebuch haben wir eine sehr einseitige, wenn auch eindrückliche Sicht auf das Geschehende, das mahnend den Zeigefinger hebt und daran erinnert, dass alles immer wieder passieren kann - selbst wenn die Menschheit sich auf einem neuen Planeten eine eigentlich ideale Version des Lebens aufgebaut zu haben scheint. Man darf nie damit aufhören, alles zu hinterfragen. Wenn das genügend Leute tun und dann die Stimme erheben, würde es zu solchen wie in diesem Buch beschriebenen Fällen nicht kommen.
"Egal was passiert, wir werden zusammenbleiben.
Diese Gewissheit macht mir das Herz leichter.
Ich hielt seine Hand. Ganz fest.
"Wohin werden sie uns bringen?", fragte ich.
Ich hielt seine Hand. Ganz fest.
"Wohin werden sie uns bringen?", fragte ich.
Er küsste meine Augen
"Werden wir zurückkommen?"
Er küsste meinen Mund."
"Werden wir zurückkommen?"
Er küsste meinen Mund."
Fazit:
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