Dienstag, 10. April 2018

Die Gefährtin des Wolfs

 
Allgemeines:
 
Titel: Die Gefährtin des Wolfs
Autor: Christopher Ross
Verlag: Weltbild (2012)
Genre: Roman
ISBN-10: 3764170441
ISBN-13: 978-3764170448
ASIN: B019MV1PLA
Seitenzahl: 224 Seiten
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,95€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Das Geheimnis der Wölfe
Die Rückkehr der weißen Wölfe
 
 
Inhalt:
 
Lara will in Grand Forks an der kanadischen Grenze studieren und eine unglückliche Liebe vergessen. Als eisige Stürme über das Land fegen und Wölfe in der kleinen Stadt auftauchen, bricht Panik aus. Bald wird Paul, ein indianischer Student, der den kältesten Winter aller Zeiten vorausgesagt hat, von den aufgebrachten Bürgern bedroht. Lara rettet ihn vor dem Mob und flieht mit ihm in die Berge. Doch die Temperaturen sinken weiter und die Verfolger kommen immer näher.
 
 
Bewertung:
 
Ich hatte den Roman aufgrund des ansprechend klingenden Klapptexts aus einem Wanderpaket behalten. Zum Glück erinnere ich mich nicht mehr, was ich stattdessen weggegeben war, denn nun würde ich mich wahrscheinlich grämen: egal was ich eingetauscht hatte, das hier war es auf keinen Fall wert!
 
Das Cover meiner Weltbild-Ausgabe wirkt für mich wie das typische Abziehbild eines Schnulli-Bulli-Romans. Die Bergwelt mit dem Sonnenuntergang passt als Setting eigentlich nicht so ganz, da der Roman nicht aus dem kleinen Grand Forks herauskommt. Auch über den Wolf bin ich nicht ganz so glücklich, da dieser im Buch mehr eine symbolische Stellung einnimmt und der wirkliche Wolf hier nicht ganz den mystischen Schein des Schutzgeistes verkörpert. Und natürlich bin ich auch über das große Mädchengesicht nicht glücklich. Wer meinen Blog verfolgt weiß, dass ich ganz abgebildete Gesichter, die Protagonisten zeigen, absolut nicht ausstehen kann. Einzig der Schnee ist ein gut angebrachtes Detail, denn den gibt es neben lahmen Dialogen und fehlgeleiteten Handlungssträngen eine Menge in der Geschichte.
 
 
Erster Satz: "Lara blickte angestrengt in die Dunkelheit"
 
 
Dieser erste Satz formuliert meine Beziehung zu dieser Geschichte glaube ich recht deutlich. Ich habe sehr lange in die Dunkelheit geblickt, versucht etwas in der Geschichte zu erkennen und drauf gehofft, dass endlich die versprochene Handlung eintritt. Auch wenn die Geschichte auf positiven Grundzügen gebaut war und nicht komplett für die Tonne ist, hat sie mich doch sehr enttäuscht.

Wir lernen die junge deutsche Studentin Lara kennen, die in der kalte Einöde North Dakotas Indian Studies studiert, um später einmal an einer Universität in den USA lehren zu können. Als sie bei einem Unfall den jungen Indianer Paul kennenlernt, der ihre Notlage vorhergesehen zu haben scheint und ihr breitwillig beim Abschleppen ihres alten Chevys behilflich ist, stellt sich ihr Leben auf den Kopf. Langsam wird sie in die Familie von Paul eingeführt, lernt den geistigen Führer, den heiligen Mann seines Stammes kennen und wird mit den Traditionen der sich im Aufbruch befindlichen Dakota vertraut. Als Paul jedoch einen weiteren Unfall vorhersagt und außerdem im Fernsehen verkündet, der Frostriese würde sich nun an den Menschen für ihre Umweltsünden rächen und einen so heftigen Winter schicken, wie sie ihn in North Dakota noch nie erlebt haben, werden jedoch eine Menge Menschen unruhig. Nachdem dann wirklich ein verheerender Blizzard wie aus dem Nichts erscheint, beginnen sich böse Geister im Dorf zu wecken, die auf der Suche nach einem Sündenbock sind...
 
Anders als der Klapptext suggeriert, geht es hier vor allem um die Diskriminierung von Indianern und Laras Beziehung zu den alten Mythen und Legenden, denen sie durch ihre Bekanntschaft mit Paul näher kommt. So plätschert die Handlung langsam und gemächlich vor sich hin, immer wieder unterbrochen von scheinbar willkürlich und eher fragwürdig wirkenden Spannungsakzenten, die jedoch die einzigen Momente bleiben, in denen so etwas wie ein Spannungsbogen zu erahnen ist. Der auf dem Klapptext angekündigte Mob ereignet sich auf den letzten 10 Seiten und die anschließende Flucht ist in einer Seite abgeschlossen. Was aus den Verfolgern wird, die laut Klapptext immer näher kommen wird ebenfalls nur in homöopathischen Dosen geklärt, sodass die gesamte Buchrückseite eigentlich nur eine Farce ist, um unaufmerksame Käufer auf eine falsche Fährte zu locken. Im Nachhinein würde ich das Buch weder "romantisch" noch ein "Abenteuer" nennen, weshalb mich die hier angewandte Marketing Strategie durchaus nervt.
 
 
"Der Blizzard", brachte er unter leisem Schluchzen hervor, "der Blizzard war nur der Anfang. Es kommt noch ein Sturm und es wird kälter als in Alaska. So kalt und eisig, dass alles Leben in unserer Stadt zusammenbricht und sogar Menschen sterben. Der Frostriese will sich für die Verbrechen rechen, die wir der Mutter Erde angetan haben. Weiße und Indianer."
 
 
Neben meinem offensichtlichen Problem mit Handlung und Spannung der Geschichte, fand ich den Rest darum herum eigentlich gar nicht schlecht aufgebaut. Obwohl die Begründung mit der Rache von Mutter Erde aufgrund von Umweltverschmutzung ein wenig auf die Moralkeule deutet, wird hier durchaus ein wichtiger Punkt gemacht: wir beuten die Erde immer weiter aus und wundern uns dann, wenn wir mit den Konsequenzen zu rechnen haben müssen.
 
Gerade aber die heutige Situation der alten Indianerstämme finde ich hier jedoch sehr spannend porträtiert. Zwar lassen sich auch hier wieder eine Menge Oberflächlichkeit und Klischees finden, allgemein wird jedoch ein recht kontroverses Bild gezeichnet, dass die Indianer ganz klar als Opfer der heutigen Gesellschaft darstellt. Auch die hohe Arbeitslosigkeit in den Reservaten und die damit einhergehende Hoffnungslosigkeit und der drohende Abrutscht in Drogen und Alkohol wird angesprochen. Obwohl die meisten in der modernen Welt angekommen sind und ihre Kinder studieren und einer Zukunft entgegen sehen, kann man doch noch die tiefe Verwurzelung in alten Traditionen spüren, welche viele der Weißen nicht nachvollziehen und nur spöttisch abtuen können. Auch wenn ich mich eigentlich schon immer für die Kultur der Indianer interessiert hatte, konnte ich hier noch etwas lernen und musste feststellen, dass ich tatsächlich einige der Klischees geglaubt hatte, die hier aufgeklärt werden. So heißt es nicht "Medizinmann" und auch Wörter wie "Manitu" oder "Großer Geist" rühren von falschen Übersetzungen her.
 
 
"Er nahm sie in den Arm und küsste sie zum ersten Mal. In der Kälte spürte sie seien Lippen kaum, aber es war schön, seinen Atem zu fühlen. Er zog sie an sich. "Weißt du, was Großvater kurz vor seinem Tod gesagt hat?" Sie blickte ihn fragend an und er antwortete: "Dass er gesehen hat, wie wir zusammen in den Sonnenuntergang reiten."
 
 
Ein Aspekt der Geschichte, dem ich wiederum ein wenig unsicher gegenüberstehe, sind die spirituellen Elemente, die hier durch Träume, die wahrwerden und Wölfe die sprechen können, mit eingebracht werden. Der Hauch Fantasie und Mysterium ist meiner Meinung nach hier ein wenig fehl am Platz und konnte in meinen Augen die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit des Plots nicht gerade steigern. Natürlich kann ich akzeptieren, dass einige Indianer glauben, das "zweite Gesicht" zu haben und dass vielleicht auch die Schutzgeistsache ein schöner Glaube ist, dass Lara, die aber gar nicht aus diesen Kulturkreisen kommt, nie an der Wahrheit zweifelt und die magischen Elemente hier als Tatsachen verkauf werden, hat mich dann aber schon ein wenig gestört.
 
Der größte Kritikpunkt, den ich außerhalb des falschen Plots noch anzubringen habe, sind jedoch die fehlenden Gefühle. Die entstehende Liebe zwischen der Studentin Lara und dem Indianer Paul ist absolut unglaubwürdig und teilnahmslos beschrieben. Den größten Teil der Geschichte erscheinen die zwei wie zwei vertraute Bekannte und äußern nie etwas von körperlicher Anziehung oder andere Anzeichen, dass ihre Beziehung über die Freundschaft hinausgeht. Und dann, schwups, sagt Lara Paul, dass sie ihn liebt, sie küssen sich einmal und fertig. Also wenn schon die Spannung am Boden ist, hätte ich wenigstens noch auf einen Hauch Romantik gebaut. Doch Fehlanzeige. So bleibt das Buch mir mit seiner vorhersehbaren Handlung, den schwülstigen Dialogen und der kitschigen, unglaubwürdigen Liebesgeschichte suspekt.
 
 
 
Fazit:
 
Auch wenn das Buch interessante Themen darstellt und ein kontroverses Bild rund um die heutige Situation der Indianer zeichnet, konnte mich das Buch aufgrund fehlender Spannung, vorhersehbaren Handlungselementen, den schwülstigen Dialogen und der kitschigen, unglaubwürdigen Liebesgeschichte absolut nicht überzeugen.
 
 


2 Kommentare:

  1. Huhu,

    so erging es mir auch als ich ein Buch von diesem Autor gelesen habe. Da kam die Liebe auch plötzlich und die ganze Handlung wirkte einfach sehr unrund. :( Schade ist so was.

    Tintengrüße von der Ruby

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    1. Hey Ruby,

      Ja das finde ich auch! Ich kann wirklich nicht verstehen, warum der Autor so gehyped wird. Vor allem weil ich schon von einigen anderen Lesern gehört habe, dass sie dieselben Probleme hatten...
      Und dabei hat es gar nicht schlecht angefangen.

      Liebe Grüße
      Sophia

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