Mittwoch, 8. Mai 2024

Serienempfehlung: My Life With The Walter Boys

"My Life With The Walter Boys" ist eine weitere Serie aus dem Hause Netflix, die letzten Winter erschienen ist und die es erst jetzt auf meine Watchlist geschafft hat. Die Young Adult-Serie ist eine Adaption eines gleichnamigen Jugendromans von Ali Novak und läuft unter dem Deutschen Titel "Ich und die Walter Boys". 

Darum geht´s:


Jackie (Nikki Rodriguez) hasst unvorhersehbare Ereignisse. Als perfekte Tochter hat sie ihr Leben in New Yorks High Society fest im Griff und sonnt sich in der Aussicht auf eine erfolgreiche Zukunft. Doch dann schlägt das Schicksal zu. Mit einer Lawine unvorhersehbarer Ereignisse: 1. Jackie steht nach einem tragischen Unfall plötzlich alleine da. 2. Sie muss zu ihrer Vormundfamilie, den Walters, nach Colorado ziehen. 3. Die Walters haben nicht nur Pferde, sondern auch zwölf Söhne! Mitten in der Pampa, allein unter Jungs von 6 bis 21, für die Privatsphäre ein Fremdwort ist, lautet Jackies erster Gedanke: Nichts wie weg. Und ihr zweiter: Moment ... ein paar der Kerle sehen unfassbar gut aus, allen voran Alex (Ashby Gentry) und Cole Walter (Noah LaLonde)!


Das denke ich zur Serie:

Bevor ich erkläre, weshalb ich die Serie eher mittelmäßig fand, muss ich sagen, dass ich das Buch nicht gelesen habe und die Serie demnach nur als Serie und nicht als Adaption bewerten kann. Die Buchvorlage von "My Life With The Walter Boys" wurde von Ali Novak mit 15 Jahren geschrieben und zuerst auf Wattpad veröffentlicht. Das ist der Grund, weshalb mich das Buch nie angesprochen hat und ebenfalls eine gute Erklärung für die an einigen Stellen doch sehr klischeebehaftete, flache Handlung. 

Schon bei "The Summer I Turned Pretty" habe ich mich gefragt: Warum graben Streaming-Dienste wie Netflix oder Prime für neue Buchverfilmungen immer uralte Bücher mit Dreiecksgeschichten aus und verfilmen nicht eine der vielen neueren, spritzigen Reihen, die es mittlerweile in diesem Genre gibt? Auch wenn die Diversität deutlich aufgestockt und die Geschichte modernisiert wurde, stammt die Rahmenhandlung eindeutig aus den 2010er Jahren. Ein Mädchen, das nach dem Verlust ihrer Familie zu einer Freundin ihrer Mutter in die Pampa geschickt wird und fortan mit deren vielen Söhnen auf einer Farm den Kleinstadt-Traum lebt? Da muss man kein Experte sein, um zu erkennen, dass das Konzept nicht von 2024 ist. 

Während das Setting in einer Kleinstadt Colorados auf einer liebevollen Farm umgeben von wogenden Wiesen, grasenden Pferden und Country-Festen so süß und ergreifend umgesetzt ist, dass man ihm die Klischees wie Rodeos oder eine 08/15 Highschool verzeiht, sind die drei Hauptfiguren aber leider hoffnungslos plakativ und stereotyp angelegt. Zunächst zur Hauptfigur Jackie, zu der mir vor allem zu Beginn leider völlig der Zugang gefehlt hat. Nachdem ihre gesamte Familie gestorben ist und sie ans andere Ende des Landes zu einer völlig fremden Familie verfrachtet wurde, hätte ich damit gerechnet, dass zumindest etwas der Sendezeit für die emotionale Verarbeitung des von ihr Erlebten draufgehen würde. Aber weit gefehlt, bis auf wenige ausgewählte Szenen präsentiert sich Jackie immer gut gelaunt, strebsam und zukunftsorientiert. Denn wieso sollte sich die junge Frau auch unwohl fühlen und mit negativen Gefühlen kämpfen- sie ist ja jetzt im "Boy Heaven", wie es eine Mitschülerin taktlos ausdrückt. Während ich die Darstellung ihrer Figur zu Beginn also einfach unglaubwürdig fand, zeigte sie mir im Anschluss zu wenig Rückgrat, denn während sie wild Reden schwingt und gute Ratschläge verteilt, verpasst sie es, für sich selbst einzustehen und eine Entscheidung zu treffen, als die beiden Jungs um sie buhlen. Dabei geht es mir ausdrücklich nicht um die Leistung der Darstellerin, sondern darum wie die Figur durch die Buchvorlage und das Drehbuch angelegt ist. Spätestens seit Serien wie "Never Have I Ever" hat sich gezeigt, dass Young Adult Serien durchaus sowohl eine locker-leichte Liebesgeschichte erzählen und eine authentische, glaubwürdige Hauptfigur, die mit Mental Health Themen kämpft, darstellen können.

Auch die beiden männlichen Hauptfiguren sind ein Witz - der eine ist ein Klischee-Bad-Boy, der regelmäßig mit der roten Flagge winkt, der andere ein Klischee-Nerd, der aber häufig wie ein Trottel wirkt und gerne im Selbstmitleid versinkt. Auch wenn beide immer wieder ihre guten Momente haben, hätte ich an Jackies Stelle die Geduld mit ihnen verloren und mir einen der unproblematischen und süßen Brüder ausgesucht - Danny zum Beispiel! 

So konnten mich die Entwicklungen rund um Alex, Cole und Jackie also nur wenig begeistern. Zum Glück erzählt die Serie in den 10 Folgen der ersten Staffel neben der Dreiecksgeschichte und Jackies Eingewöhnen in der Familie Walter noch einige Nebenhandlungsstränge, die mir alle wesentlich besser gefallen haben. Gespannt verfolgt habe ich beispielsweise wie die beiden Walter Eltern um das Bestehen der Farm kämpfen, wie Danny (Connor Stanhope) seinen Traum, Schauspieler zu werden verfolgt, wie sich Nathan (Corey Fogelmanis) und Skylar (Jaylan Evans) annähern, wie Lehrerin Tara (Ashley Holliday) mit einem Kollegen anbandelt, oder wie der älteste Walter Bruder Will (Johnny Link) gemeinsam mit seiner Verlobten Haley (Zoe Soul) herausfinden muss, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Leider bekommen aufgrund der limitierten Screentime und dem großen Fokus auf Jackies Dreiecksdrama nicht alle der Nebenfiguren eine eigene Storyline und so bleiben viele der Walter Geschwister und auch Figuren aus der Schule wie zum Beispiel Grace (Ellie O´Brien) noch sehr blass. Meine zwei besonderen Highlights waren aber Sarah Rafferty als überarbeitete aber liebende Mutter Katherine Walter und Alisha Newton als Oberzicke Erin, die sich langsam emanzipiert und das Bild sprengt, das wir von ihr hatten. Aber tja, eine zweite Staffel ist schon bestellt und vielleicht gebe ich der Serie dann nochmal eine zweite Chance…

Mein Urteil:

Eine mittelmäßige Young-Adult-Serie mit Feelgood-Setting, etwas abgedroschener Handlung und klischeehaften Hauptfiguren. Wirklich überzeugen konnten mich nur die Nebenhandlungsstränge.


Zum Trailer:


Bild-Quellen: Moviepilot

2 Kommentare:

  1. Hi Sophia,

    ich muss zugeben, ich bin auf der Serie hängen geblieben, obwohl ich nur was gesucht habe, um nach einem sehr langen Tag was zum Berieseln gesucht habe. Ich gebe dir mit den Klischees und der "altmodischen" Grundlage recht, aber irgendwie hats mir Spaß gemacht. Ich konnte Jackie, trotz das zwischen mir und ihr etliche Jahre dazwischen liegen, an vielen Stellen verstehen, beispielsweise als sie sich in die Arbeit und Ablenkung stürzte statt sich ihrer Trauer zu stellen. Auch den Zwiespalt bei den Kerlen, auch wenn ich teilweise genauso mit den Augen rollte.

    Liebe Grüße
    Tina

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    1. Hey Tina,

      haha ich bin ja offensichtlich auch trotz allem hängen geblieben und habe die Serie zu Ende geschaut ;-) Also so schlecht fand ich sie nicht. Ich ärgere mich nur immer etwas, weil es SOOOO viele unfassbar tolle Bücher da draußen gibt, die eine Verfilmung verdient hätten und dann werden immer dieselben oberflächlichen alten Schinken ausgegraben...
      Aber unterhaltsam und schön inszeniert fand ich die Serie trotzdem. Dass Jackie sich gezielt abzulenken versucht, habe ich schon auch gesehen. Aber mir hat einfach der Zeitpunkt gefehlt, an dem dann trotzdem alles zurückkommt und sie sich damit aktiv auseinandersetzen muss. Aber vielleicht passiert das ja auch noch in Staffel 2...

      Liebe Grüße
      Sophia

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