Allgemeines:
Titel: Bunker Diary
Autor: Kevin Brooks
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (1. März 2014)
Genre: Thriller
ISBN: 978-3423740036
Seitenzahl: 300 Seiten
Preis: 12,00€ (gebundene Ausgabe)
12,95€ (broschiert)
6,99€ (Kindle-Edition)
9,60€ (Taschenbuch)
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Inhalt:
Sechs Personen in einem Bunker, festgehalten von einem namenlosen Entführer, dessen Identität ebenso unklar ist wie sein Motiv. Der sechzehnjährige Linus ist der Erste. Die neunjährige Jenny sowie vier Erwachsene folgen. Der Willkür des unbekannten Täters ausgesetzt, suchen Linus und seine Mitgefangenen nach einem Weg, in dieser gnadenlosen Situation das zwangsweise Miteinander erträglich zu machen. Doch als der Entführer beginnt, sie aufeinanderzuhetzen und anbietet, einen von ihnen um den Preis des Lebens eines der anderen freizulassen, eskaliert die Situation...
Bewertung:
"Hallo? Herr Brooks, wovon träumen sie nachts?"
Zu aller erst muss ich darauf hinweisen, dass das vom Hersteller empfohlene Alter bei 16 Jahren liegt obwohl es als Jugendbuch ausgeschrieben ist. Zartbeseelte sollten das also gar nicht erst lesen!
Mit "Bunker Diary" hat Kevin Brooks angeblich sein Lebenswerk abgeliefert. Jahre hat er an der Geschichte gearbeitet.
Und so ist eigentlich schon vor dem Lesen klar, dass es sich beim dem Buch nicht nur bloß um einen Thriller handelt, sondern dass die Handlung über sich selbst hinausweist. Dass man zwischen den Zeilen lesen muss, interpretieren, aufpassen - auch auf scheinbare Kleinigkeiten.
Das Erstaunliche schließlich ist, dass die Story trotz eines keineswegs offenen Endes bei alldem dennoch offen für eine jeweils individuelle Interpretation bleibt. Und daher sind meine Zeilen ebendies - absolut subjektiv und völlig ohne Anspruch auf Richtigkeit, denn der nächste Leser mag das Buch vollkommen anders interpretieren.
Und so ist eigentlich schon vor dem Lesen klar, dass es sich beim dem Buch nicht nur bloß um einen Thriller handelt, sondern dass die Handlung über sich selbst hinausweist. Dass man zwischen den Zeilen lesen muss, interpretieren, aufpassen - auch auf scheinbare Kleinigkeiten.
Das Erstaunliche schließlich ist, dass die Story trotz eines keineswegs offenen Endes bei alldem dennoch offen für eine jeweils individuelle Interpretation bleibt. Und daher sind meine Zeilen ebendies - absolut subjektiv und völlig ohne Anspruch auf Richtigkeit, denn der nächste Leser mag das Buch vollkommen anders interpretieren.
Bereits das Buchcover des „Bunker Diary“ bringt die Trost- und Ausweglosigkeit des Daseins im Bunker zum Ausdruck: kahle graue Wände, kein Entkommen möglich, das rote Kameraauge an der Decke. Wenn man das Buch in der Hand hält, wirkt es unglaublich dreidimensional, sodass man das Gefühl hat wie durch ein Fenster in den Bunker zu blicken, was ich sehr gelungen finde. Linus zeichnet in sein Tagebuch für den Leser eine Skizze des Bunkers, was ich sehr gut fand. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ihn mir um einiges kleiner vorgestellt.
Der 16-jährige Linus beschreibt seine Erlebnisse in Tagebuchform. Hier findet man auch ziemlich am Anfang den schockierenden Satz: "
"Wenn es dich gibt und du das hier liest, bin ich wahrscheinlich tot."
"Wenn es dich gibt und du das hier liest, bin ich wahrscheinlich tot."
Man erhält einen dichten Einblick in seine Gedanken und Gefühle und erfährt auch einiges aus seiner Vergangenheit.
Er lebt seit einigen Monaten auf der Straße, nachdem er vor seinem eigentlich recht guten Leben als Sohn eines reichen Comiczeichners geflohen ist. Eines Tages wird er am helllichten Tag gekidnappt und kommt in einem unterirdischen Bunker wieder zu sich. Er glaubt zunächst an eine Lösegelderpressung, doch dann folgen weitere Personen: ein 9-jähriges Mädchen, eine junge Frau und drei Männer unterschiedlichen Alters.
Zu sechst sitzen sie jetzt in diesem Gefängnis fest und niemand kennt den Grund dafür. Sie unterhalten sich, bekommen zu essen - und sie schmieden Fluchtpläne. Doch diese Fluchtversuche bleiben natürlich nicht ohne Bestrafung und der Entführer ist da sehr erfinderisch. Essensentzug gehört noch zu den vergleichsweise harmlosen Dinge.
Ein Aufzug, der sich zu ganz bestimmten Zeiten öffnet und schließt, ist die einzige Möglichkeit, aus dem Bunker zu entkommen. Licht, Strom, Temperatur, sogar die Zeit wird von dem gesichtslosen Entführer gesteuert, der eine besonders perfide Imitation von Gott gibt.
Irgendwann finden die Entführten darin eine Botschaft, die besagt, dass derjenige, der einen Anderen tötet, frei kommen würde. Was werden die Gefangenen tun?
Mit der Ankunft der zweiten entführten Person im Bunker ist bereits klar, dass die Handlung weit mehr unter die Haut geht, als zunächst vermutet. Und so ist es dann auch. Den Launen ihres Entführers, ihren eigenen Ängsten und dem Irrsinn der Mitgefangenen ausgesetzt wird der Bunker zum Inbegriff einer Hölle.
Es geht um Zerstörung. Ich denke die Hauptaussage in diesem Buch ist die Zerstörung: Wir zerstören uns selbst, mal langsam und unbemerkt, mal zielgerichtet und bewusst, mal zerstört uns eine Krankheit, mal geschieht die Zerstörung von außen - einfach so und ohne Sinn. Gibt es einen Gott? Die Frage wirft Brooks hier nicht konkret auf. Eine Bibel, eine der wenigen Utensilien, die von Beginn an im Bunker sind, ist bar jeder Funktion. Einmal liest Linus darin, weil ihm langweilig ist. Doch schnell legt er sie beiseite:
"... so langweilig nun auch wieder nicht."
"Nicht einmal essen kann man sie!".
Er lebt seit einigen Monaten auf der Straße, nachdem er vor seinem eigentlich recht guten Leben als Sohn eines reichen Comiczeichners geflohen ist. Eines Tages wird er am helllichten Tag gekidnappt und kommt in einem unterirdischen Bunker wieder zu sich. Er glaubt zunächst an eine Lösegelderpressung, doch dann folgen weitere Personen: ein 9-jähriges Mädchen, eine junge Frau und drei Männer unterschiedlichen Alters.
Zu sechst sitzen sie jetzt in diesem Gefängnis fest und niemand kennt den Grund dafür. Sie unterhalten sich, bekommen zu essen - und sie schmieden Fluchtpläne. Doch diese Fluchtversuche bleiben natürlich nicht ohne Bestrafung und der Entführer ist da sehr erfinderisch. Essensentzug gehört noch zu den vergleichsweise harmlosen Dinge.
Ein Aufzug, der sich zu ganz bestimmten Zeiten öffnet und schließt, ist die einzige Möglichkeit, aus dem Bunker zu entkommen. Licht, Strom, Temperatur, sogar die Zeit wird von dem gesichtslosen Entführer gesteuert, der eine besonders perfide Imitation von Gott gibt.
Irgendwann finden die Entführten darin eine Botschaft, die besagt, dass derjenige, der einen Anderen tötet, frei kommen würde. Was werden die Gefangenen tun?
Mit der Ankunft der zweiten entführten Person im Bunker ist bereits klar, dass die Handlung weit mehr unter die Haut geht, als zunächst vermutet. Und so ist es dann auch. Den Launen ihres Entführers, ihren eigenen Ängsten und dem Irrsinn der Mitgefangenen ausgesetzt wird der Bunker zum Inbegriff einer Hölle.
Es geht um Zerstörung. Ich denke die Hauptaussage in diesem Buch ist die Zerstörung: Wir zerstören uns selbst, mal langsam und unbemerkt, mal zielgerichtet und bewusst, mal zerstört uns eine Krankheit, mal geschieht die Zerstörung von außen - einfach so und ohne Sinn. Gibt es einen Gott? Die Frage wirft Brooks hier nicht konkret auf. Eine Bibel, eine der wenigen Utensilien, die von Beginn an im Bunker sind, ist bar jeder Funktion. Einmal liest Linus darin, weil ihm langweilig ist. Doch schnell legt er sie beiseite:
"... so langweilig nun auch wieder nicht."
"Nicht einmal essen kann man sie!".
Der zweite Gegenstand, der von Anfang an im Bunker ist, ist ein leeres Tagebuch. Dies scheint für Linus sehr viel nützlicher zu sein. Er beginnt zu schreiben. Bunker Diary.
Es hilft ihm, seine Gedanken zu ordnen, ein Gefühl von Selbstbestimmung aufrecht zu erhalten. Auch dann noch, als die ersten Fluchtversuche misslingen und die Situation schier hoffnungslos wird.
Die Story ist also sehr düster und alles andere als vorhersehbar. Normalerweise geht man davon aus, dass am Ende eines solchen Buches sowieso alles gut wird und die Hauptpersonen mit vielleicht ein oder zwei Verlusten frei kommen doch etwa in der Hälfte bekam ich so meine Zweifel.
Die Charakter wären eigentlich schnell erzählt - es gibt immer hin nur sechs - doch die unglaubliche Vielschichtigkeit macht es mir nicht einfach.
Da wären die neunjährige Jennifer und die Erwachsenen: Fred (der große, zottelige, starke Bauarbeiter mit Drogenerfahrung), Anja (Ende zwanzig, selbstsicher, selbstgerecht, egoistisch, gewohnt zu bekommen, was sie möchte), Bird (der dicke, arrogante Anzugträger) und Russel (der alte, dunkelhäutige, homosexuelle Philosoph).
Keiner von ihnen hat eine Ahnung, aus welchem Grund er gefangen wurde. Auch dem Leser wird nie ein Grund genannt, es reicht, dass wir aus Linus' Perspektive miterleben, wie die sechs da unten miteinander klarkommen -bzw. nicht klarkommen. Denn das ist bei so verschiedenen Leuten alles andere als einfach. Ein Junkie, ein Geschäftsmann, ein Todkranker, ein Ausreißer und verlorener Sohn, eine Tussi und ein kleines, armes Mädchen. Ich kann nichts an den Charakteren aussetzen, denn diese gravierenden Unterschiede zwischen den einzelnen Personen geben dem Buch das gewisse Etwas!
Anja und Bird halten sich für etwas Besseres und kooperieren nur selten, Fred kämpft mit Entzug und seinem Temperament, Russel ist todsterbenskrank. Die kleine Jenny - so hat man den Eindruck -, erträgt alles noch am leichtesten. Auch Linus arrangiert sich irgendwie. Die anderen benehmen sich typisch erwachsen. Schimpfen, jammern, beklagen sich, gehen aufeinander los.
Dass ihr Entführer sie auch noch auf Schritt und Tritt beobachten kann, macht alles schlimmer. Wenn sie Fluchtpläne schmieden, werden sie hart bestraft: mit Kälte, mit Wärme, Essensentzug, unerträglichen Lärm. Sie müssen um alles schriftlich betteln, ob sie es von dem Unbekannten bekommen, ist eine andere Sache. Kevin Brooks schafft es, ohne lange Charakterumzeichnungen, passende und authentische Personalitäten zu formen. Linus ist mir ans Herz gewachsen. Er ist sehr sympathisch, reflektiert, hat sein Herz am rechten Fleck und scheint die gute Seele unter den Entführten zu sein.
Da wären die neunjährige Jennifer und die Erwachsenen: Fred (der große, zottelige, starke Bauarbeiter mit Drogenerfahrung), Anja (Ende zwanzig, selbstsicher, selbstgerecht, egoistisch, gewohnt zu bekommen, was sie möchte), Bird (der dicke, arrogante Anzugträger) und Russel (der alte, dunkelhäutige, homosexuelle Philosoph).
Keiner von ihnen hat eine Ahnung, aus welchem Grund er gefangen wurde. Auch dem Leser wird nie ein Grund genannt, es reicht, dass wir aus Linus' Perspektive miterleben, wie die sechs da unten miteinander klarkommen -bzw. nicht klarkommen. Denn das ist bei so verschiedenen Leuten alles andere als einfach. Ein Junkie, ein Geschäftsmann, ein Todkranker, ein Ausreißer und verlorener Sohn, eine Tussi und ein kleines, armes Mädchen. Ich kann nichts an den Charakteren aussetzen, denn diese gravierenden Unterschiede zwischen den einzelnen Personen geben dem Buch das gewisse Etwas!
Anja und Bird halten sich für etwas Besseres und kooperieren nur selten, Fred kämpft mit Entzug und seinem Temperament, Russel ist todsterbenskrank. Die kleine Jenny - so hat man den Eindruck -, erträgt alles noch am leichtesten. Auch Linus arrangiert sich irgendwie. Die anderen benehmen sich typisch erwachsen. Schimpfen, jammern, beklagen sich, gehen aufeinander los.
Dass ihr Entführer sie auch noch auf Schritt und Tritt beobachten kann, macht alles schlimmer. Wenn sie Fluchtpläne schmieden, werden sie hart bestraft: mit Kälte, mit Wärme, Essensentzug, unerträglichen Lärm. Sie müssen um alles schriftlich betteln, ob sie es von dem Unbekannten bekommen, ist eine andere Sache. Kevin Brooks schafft es, ohne lange Charakterumzeichnungen, passende und authentische Personalitäten zu formen. Linus ist mir ans Herz gewachsen. Er ist sehr sympathisch, reflektiert, hat sein Herz am rechten Fleck und scheint die gute Seele unter den Entführten zu sein.
Man möchte meinen, dass es dort nicht viel gibt, das Spannung erzeugt, doch das Gegenteil ist der Fall. Dadurch, dass sich alles auf einem Fleck und auf eine Gruppe Menschen konzentriert, wird alles intensiver. Geradezu schmerzlich schält Brooks die Menschlichkeit von den Rippen der Eingesperrten, erzählt den Verlust von Würde, Stolz und Anmut geradezu grausam in genauer Betrachtung. Er nimmt uns mit auf einen Seelentrip, erschüttert unsere Grundwerte, rüttelt an unseren Gittern des menschlichen Verstandes. Und ich hatte nie das Gefühl, dass er übertreibt, dass so etwas nicht möglich wäre. Dass es nicht viel braucht, um uns all unsere Überzeugungen und Werte zu nehmen, uns auf bloße Instinkte zu reduzieren bis wir wie Tiere fast alles tun würde. Und dass unglaublich viel Kraft, Disziplin und Humanität nötig sind, um sich in den schlimmsten aller Verhältnisse, der Situation und den Mitgefangenen nicht ohne jedes Mitgefühls entgegenzustellen, das fand ich echt erschreckend an diesem Roman. Man kommt nicht umhin, an ähnliche menschenverachtende Experimente der Nazis zu denken oder auch an Sozialstudien in der Art des Milgram-Experimentes oder des Stanford-Prison-Experiments. Nur das ihr wisst, von welcher Stufe an Grausamkeit ich spreche!
Bis hierher hätte es eigentlich klar 5 Sterne verdient, aber da wäre dann das Ende - und die Bezeichnung als "Jugendroman".
Abgesehen davon, dass es aus der Sicht eines 16-jährigen verfasst wurde, ist es meiner Meinung nach nicht wirklich für Jugendliche geeignet. Es hat echtes Potential für beklemmend reale Alpträume. Der Plot erinnerte mich auch stellenweise erschreckend an die Horrorfilmreihe "Saw". Ich würde es auf gar keinen Fall als Jugendroman ausschreiben, da es unfassbar hart ist und manche Jugendliche wahrscheinlich nicht damit umgehen können.
Auch mit dem Ende konnte ich mich nicht anfreunden. Natürlich ist es umwerfend gut aber nach dieser Story hätte ich doch ein kleines Bisschen mehr Auflösungen erwartet. Ein kleiner Epilog hätte da vielleicht noch einiges erklärt. Und so musste ich das Buch leider mit einem unguten Gefühl weglegen. Dies ist aber sicher kein Buch, das man nach dem Lesen einfach zurück ins Regal stellt. Es hallt nach, bringt uns zum Nachdenken. Das Ende des Buches bedeutet für den Leser noch nicht das Ende der Geschichte: ihre Eindrücke werden ihn noch eine Weile verfolgen.
Abgesehen davon, dass es aus der Sicht eines 16-jährigen verfasst wurde, ist es meiner Meinung nach nicht wirklich für Jugendliche geeignet. Es hat echtes Potential für beklemmend reale Alpträume. Der Plot erinnerte mich auch stellenweise erschreckend an die Horrorfilmreihe "Saw". Ich würde es auf gar keinen Fall als Jugendroman ausschreiben, da es unfassbar hart ist und manche Jugendliche wahrscheinlich nicht damit umgehen können.
Auch mit dem Ende konnte ich mich nicht anfreunden. Natürlich ist es umwerfend gut aber nach dieser Story hätte ich doch ein kleines Bisschen mehr Auflösungen erwartet. Ein kleiner Epilog hätte da vielleicht noch einiges erklärt. Und so musste ich das Buch leider mit einem unguten Gefühl weglegen. Dies ist aber sicher kein Buch, das man nach dem Lesen einfach zurück ins Regal stellt. Es hallt nach, bringt uns zum Nachdenken. Das Ende des Buches bedeutet für den Leser noch nicht das Ende der Geschichte: ihre Eindrücke werden ihn noch eine Weile verfolgen.
Fazit:
Kevin Brooks gelingt es bravourös, den Gedanken und Gefühlen des Jugendlichen Linus Ausdruck zu verschaffen. Die Charaktere erscheinen so lebendig und man fiebert sofort mit. Auch die bedrückende Atmosphäre und die Umgebung kann man sich als Leser sehr gut vorstellen.
Die Geschichte hat mich sofort gefesselt und ich habe das Buch praktisch in einem Rutsch durchgelesen.
Erschütternd, zu Tränen rührend, ohne einmal ins Klischee abzurutschen und mit einem erschreckend authentischen Ende.
Ganz sicher keine leichte Lektüre!