Allgemeines:
Titel: Shai´lanhal
Autor: Susanne Gavénis
Verlag: Susanne Gavénis; Auflage: 3 (7. April 2016)
Genre: Fantasy
ISBN: B01DZSC5RY
Seitenzahl: 590 Seiten
Preis: 3,99€ (Kindle - Edition)
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Inhalt:
Shaan wäre gern ein ganz gewöhnlicher Junge, doch das
Schicksal hat ihm einen anderen Weg vorherbestimmt: Er ist der Shai'lanhal, der
Beschützer der Lanhal, der Inkarnation des Guten, die alle zwanzig Generationen
in Gestalt eines gewöhnlichen Mädchens wiedergeboren wird.
In einer alles entscheidenden Schlacht wird die Lanhal mit
dem Yinyal, der Verkörperung des Bösen, um die Zukunft der Menschheit ringen,
doch solange ihre wahre Macht noch nicht erwacht ist, ist die Lanhal allen
Angriffen schutzlos ausgeliefert. Mit seiner Fähigkeit, Wind und Wasser zu
beherrschen, muss Shaan sie vor seiner schrecklichen Gegenspielerin beschützen,
die ebenfalls über zwei Elemente gebietet – Feuer und Erde. Angesichts der
unvorstellbaren Grausamkeit seiner Gegnerin kommen dem sechzehnjährigen Shaan
jedoch schnell Zweifel, ob er seiner Aufgabe tatsächlich gewachsen ist. Nur eines
ist sicher: Sollte er versagen, wird nicht nur die Lanhal sterben, sondern die
ganze Welt für die nächsten vierhundert Jahre in Dunkelheit versinken.
Bewertung:
Von diesem Buch war ich regelrecht begeistert! Schon nach
dem ersten Satz dachte ich einfach nur "WOW", denn es beginnt mit dem
gewaltigsten Gewitter, das man sich nur vorstellen kann. Ich wusste sofort, das
dieses Buch noch einiges zu bieten hat...
"Gezackte Blitze spalteten den Himmel, leckten wie
gierige Feuerzungen dem Boden entgegen und rissen das Land für
Sekundenbruchteile aus der tiefen Finsternis, die es schon vor Tagen
verschlungen hatte..."
Das Cover des Buches zeigt eine Frau mit langen wallenden
Haaren, welche den Leser mit glühend roten Augen anzustarren scheint. An ihren
Händen sind orangene Flammen zu sehen, welche aufgrund des dunkel gehaltenen
Hintergrunds noch stärker aufzuleuchten scheinen. In ihrem gepanzerten Anzug
sieht sie fast ein bisschen aus wie ein Insekt, wirkt aber vor allem eines:
Böse!
Und das passt auch perfekt, denn das Wesen, das dort
abgebildet ist soll die Shai´yinyal darstellen, die Beschützerin der
Inkarnation des Bösen. Sie kann die Elemente des Feuers und der Erde
beherrschen.
Das Cover passt eigentlich recht gut, ich hätte aber eher
Shaan oder Deleja abgebildet, da die beiden eben die Hauptcharaktere sind. Es
wirkt so zwar interessant und bedrohlich, doch für den Buchinhalt meiner
Meinung nach viel zu Manga mäßig. Mit den grellen Farben und dem unechten Wesen,
passt es nicht wirklich zu der beinahe mittelalterlichen Stadt, den
realistischen Charakteren und den interessanten Szenerien.
Das Buch beginnt mit einem recht langen Prolog schon sehr
interessant. Man nimmt als Leser an der Nacht von Shaans Geburt teil und
erfährt gleich den Grund für das abweisende Verhalten von Shaans Vater, Gefflan
Geyseré. Seine Frau Sheena stirbt im Kindbett während draußen außerhalb der
Burg die Elemente toben und sich auf den kosmischen Kampf vorbereiten und sein
somit einziger Sohn Shaan wird vom Schicksal dazu auserwählt der Lanhal im
kosmischen Kampf beizustehen und sie mit seinem Leben zu beschützen.
"Warum er?", schluchzte Gefflan gequält.
"Warum mein Sohn?"
Aber er fand kein Mitleid, sondern nur Ernst in den Augen seines Vaters. "Du solltest diese Frage nicht stellen, Gefflan, denn du wirst keine Antwort darauf finden. Akzeptiere dein Schicksal. Du kannst von dem Weg, der dir vorbestimmt ist, ebenso wenig abweichen wie Shaan. Und vergiss nicht: Die Bürde, die dein Sohn tragen muss, ist weitaus größer als deine!“
Aber er fand kein Mitleid, sondern nur Ernst in den Augen seines Vaters. "Du solltest diese Frage nicht stellen, Gefflan, denn du wirst keine Antwort darauf finden. Akzeptiere dein Schicksal. Du kannst von dem Weg, der dir vorbestimmt ist, ebenso wenig abweichen wie Shaan. Und vergiss nicht: Die Bürde, die dein Sohn tragen muss, ist weitaus größer als deine!“
Alle 20 Generationen werden in einer Nacht der böse Yinyal
und die gute Lanhal in der Gestalt eines gewöhnlichen Jungen und Mädchen
geboren sowie jeweils ihre Shais. Der Shai´lanhal, Beschützer der Lanhal und
die Shai´yinyal, Beschützerin des Yinyals. Der Shai´lanhal beherrscht die
Elemente Wind und Wasser während der Shai´yinyal Feuer und Erde untertan sind.
Beide könne außerdem noch Menschen beeinflussen, spüren aber, wenn der jeweils
andere ihre oder seine Magie einsetzt. Auch wenn diese Namen jetzt erstmal
verwirrend klingen, sind sie einfach auseinanderzuhalten und nach den 603
Seiten kommen sie einem ganz normal vor. Ich finde diese Begriffe sehr
interessant gewählt, da es sie so noch nicht gibt und es eine Sache ist, die
das Buch einzigartig macht. Die Shais wissen von Anfang an über ihre Bestimmung
bescheid und werden bis zu ihrem sechzehnten Geburtstag von ihrem Sarn, ein
Elternteil, darauf vorbereitet. So muss der junge Shaan mutterlos nur mit
seinem verbitterten Vater in einem einsamen Gebirgstal aufwachsen.
"Das klare, tragende Lied des Morgensängers, mit dem
der winzige, unscheinbare Vogel auf unnachahmliche Weise die aufgehende Sonne
begrüßte, hallte durch das Tal, brach sich an den Felsen zu einem vielfachen
Echo und wehte durch das geöffnete Fenster des kleinen Backsteinhauses, über
dem noch die Schatten de Nacht hingen. Die verspielte Melodie weckte Shaan, so
wie jeden Morgen..."
Das sind die ersten zwei Sätze des ersten Kapitels, welche
meiner Meinung nach gut den Schreibstil der Autorin widerspiegeln. Sie versteht
es meisterhaft, auf verspielte und unglaublich detailgetreue Art die Umgebung
der Charaktere darzustellen, womit sie einen angenehmen und lockeren Flair über
den Plot legt, während das Ausmaß der Handlung immer epischer und gewaltiger
wird. Die vorindustrielle Welt in der die Charaktere leben ist zwar wie auch
das mit dem kosmischen Kampf nichts direkt Neues, doch einfach super umgesetzt.
nicht zuletzt durch den Schreibstil erwacht das Tal und später die Stadt
Golgamat zum Leben.
In dem einsamen Tal Hallagat ist aber für Shaan nicht viel
Zeit, die Schönheiten der Natur zu genießen, denn er wird von seinem Vater
gelehrt, seine Magie einzusetzen, sein Körper auf außergewöhnliche Leistung
getrimmt und sein Gehirn mit Wissen und verschiedenen Szenarien des Kampfes
vollgestopft. Sein Vater lässt keinen Platz für etwas anderes als den Kampf und
macht ihm immer wieder klar, dass das sein einziger Daseinszweck ist und wenn
er ihn nicht zu genüge erfüllt, die Welt für 20 Generationen in die absolute
Dunkelheit gestürzt wird. Denn wenn die Lanhal vor dem Kampf stirbt oder der
Yinyal siegt, wird das Böse die Welt beherrschen bis das nächste Gespann etwa
400 Jahre danach den Kampf erneut entscheidet. Für mich sieht das nach einer
ganz schönen Motivation aus, also ist es kein Wunder, das Shaan ständig an sich
zweifelt. Trotz seiner Fähigkeiten und Stärken ist er unglaublich unsicher und
schüchtern, was ihn menschlich und sehr jung wirken lässt. Er beweist immer
wieder seinen Mut, Durchhaltevermögen und trotzdem Moral und Köpfchen, was ihn
für mich sehr sympathisch gemacht hat. Er hat diesen unverbesserlichen Drang,
allen und nicht nur der Lanhal zu helfen, auch wenn das seiner Gesundheit nicht
gerade förderlich ist. Da man sehr viel von seinem Innenleben mitbekommt auch
wenn es "nur" aus der Er-Perspektive geschildert ist und das Buch ja
wahrlich lang genug ist, kennt man ihn als Leser zum Ende hin fast wie eine
richtige Person. Seine Gefühle, Gedanken und Ängste werden realistisch wiedergegeben
und so muss man sich einfach in ihn verlieben.
"Seine Stimme verstummte plötzlich, als hätte sich von
einem Moment auf den anderen eine unendlich tiefe Kluft zwischen ihnen
aufgetan. kein Geräusch der Umgebung drang mehr an Shaans Ohren. Seine Augen
standen weit offen, doch er nahm nichts wahr, lauschte allein dem hellen,
glockenklaren Lied, das mit einem Mal seine Seele erfüllte. Eine Melodie,
zarter und lieblicher als alles, was er je zuvor vernommen hatte, hallte rein
und licht in ihm wider und machte ihm das Herz schwer und weit zugleich. (...)
"Ich kann es fühlen. Sie ruft mich. Sie wartet auf
mich!"
An seinem sechzehnten Geburtstag vernimmt er dann den Ruf
der Lanhal in seinem Inneren, der ihn direkt zu ihr führen wird und so macht er
sich mit seinem Vater auf den Weg zu der großen Stadt Golgamat in der sie als
älteste Tochter eines sehr reichen Kaufmans lebt. Erst nach etwa 80 Seiten
taucht dann Deleja, die Lanhal und zweite Hauptcharakterin zum ersten Mal auf.
Ab diesem Moment switchen die Perspektiven immer wieder zwischen Shaan und
Deleja.
Auch sie ist ein sehr interessanter Charakter. Als älteste
Tochter einer reichen Familie mit zwei jüngeren und bildhübschen Schwestern
muss auch sie mutterlos aufwachsen und die Rolle eines Sohnes einnehmen. Auch
wenn ihr der Handel nicht sehr viel Spaß macht und sie lieber wallende Kleider
getragen hätte, bereitet sie sich vor, das Erbe ihres Vaters antreten zu
können. Auch sie hat mit ihrer Unsicherheit und einer Bürde zu kämpfen, die sie
gar nicht wollte, vor allem da ihr Vater vorhat sie gegen ihren Willen zu
verheiraten. Sie ist ein Charakter, der sehr schwierig zu beschreiben ist, da
Susanne Gavénis es geschafft hat, durch leise Untertöne ihr Innenleben zu
zeichnen. Sie glänzt durch das, was sie nicht sagt, einfache Gedanken, die
Ruhe, die sie im Rosengarten findet und ihre Liebe zum Meer. Ihre Entwicklung
ist unglaublich, ganz langsam Schritt für Schritt bewegt sie sich auf das
Verstehen zu und lernt dabei auch mehr über sich und das Leben. Wenn sie am
Anfang noch sehr zurückhalten ist, wird sie immer mutiger, selbstständiger,
lernt ihre Meinung zu sagen und steht Shaan tatkräftig zur Seite bis es zum
finalen Kampf kommt. Es macht viel Spaß ihr praktisch dabei zuzusehen, wie es
in ihrem Köpfchen rattert, wobei es auch manchmal fast unaushaltbar ist, sie
eine Dummheit begehen zu sehen und nichts sagen zu können.
"Das leise Rauschen der Brandung empfing sie wie einen
lange vermissten Freund, als Deleja ihre Hände auf die Brüstung der Terrasse
legte und ihren Blick versonnen über das weite Meer schweifen ließ. Der raue
Stein war dunkel vor Nässe, und überall auf den Dächern, Erkern und Straßen
glitzerten Pfützen wie Diamanten im Licht der untergehenden Sonne..."
Auch andere Charaktere sind gut dargestellt, doch die beiden
stehen eindeutig im Vordergrund, sodass andere etwas verschwinden.
Die beiden scheinen perfekt zu einander zu passen und
natürlich kommen sie sich immer näher und entwickeln Gefühle. Diese bleiben bei
diesem Buch etwas im Hintergrund, doch das passt perfekt zu den beiden
Charakter die sehr zurückhaltend, zartbesaitet und unsicher sind.
Sie hat zu Beginn überhaupt gar keine Ahnung von der Rolle,
die sie noch spielen soll und so hat es Shaan sehr schwer an sie heran zu
kommen. Er schleust sich mit Hilfe seiner Fähigkeiten in den Hof ein und
beschützt sie vor der drohenden Gefahr. Denn auch die Shai´yinyal ist in
Golgamat eingetroffen und beginnt rücksichtslos mordend nach den beiden zu
suchen. Für Shaan beginnt also ein Wettlauf gegen die Zeit bei dem er versuchen
muss, nicht aufzufliegen, Deleja zu beschützen, sie an ihre wahre Identität
heran zu führen, den Yinyal zu finden und die Shai´yinyal aufzuhalten.
"Wie viele Menschen waren bereits gestorben, nur weil
er zu dumm oder, wieder einmal, zu langsam gewesen war? Er kannte die genaue Zahl. Sie brannte in seiner Seele wie
eine Feuerlohe der Shai´yinyal."
Die Spannung ist trotz der langsamen Entwicklungen und
genauen Beschreibungen die ganze Zeit vorhanden. Natürlich ist es eigentlich
schon von Anfang an klar, wie der Kampf enden wird, doch trotzdem ist der Weg
dorthin sehr steinig und es ist nicht klar, ob beide noch leben, wenn der Kampf
erst losgeht. Die Handlung entwickelt sich rasant und es passiert ständig etwas
anderes.
Natürlich gibt es einige kleine
"Logikproblemchen", die sich bei mir aufgetan haben. Das mit den
Regeln beim Kampf habe ich nicht ganz nachvollziehen können und auch wann genau
der jeweils andere Shai jetzt spürt, wenn der andere seine Magie einsetzt und
wann nicht, habe ich nicht verstanden. Es klang manchmal etwas konstruiert.
Doch dafür, das die Handlung so gewaltig und allesumgreifend ist, ist sie sehr
gut und logisch umgesetzt.
Im Umgang mit der Inkarnation der eigenen Seite gibt es klare Regeln:
- Die Lehrer dürfen die Shais nach der Begegnung mit den Inkarnationen nicht mehr unterstützen.
- Die Shais dürfen den Inkarnationen nichts über ihre Bedeutung und Kräfte sagen.
- Die Beschützer dürfen ihre eigene Rolle nicht preisgeben.
- Die Beschützer dürfen vor ihrer Inkarnation ihre Magie niemals so einsetzen, dass sie sie als Urheber der Magie erkennen könnten.
- Die Beschützer dürfen niemals über Magie Kontrolle auf die Inkarnationen ausüben.
- Wer die Regeln missachtet, hat verloren.
Die Länge des Buches wird vielleicht den ein oder anderen
abgeschreckt haben, doch nur so ist den Charakteren genug Zeit gelassen sich zu
entwickeln und auch wir können schön mit rätseln. Für mich verging die Zeit wie
im Flug und nach einem Tag war ich beim finalen Kampf angekommen, bei dem die
Spannung und Action noch einmal gipfelt.
"Wind und Feuer fochten einen elementaren Kampf aus,
brüllten, tosten und schrien, und doch rückten alle Laute von Deleja ab, als
sei sie in die tiefste Tiefen des Ozeans hinabgesunken, an einen Ort, der weder
Licht noch Tönen jemals Zutritt gewährte."
Das Ende danach war zwar schön zu lesen, doch meiner Meinung
nach nicht zufriedenstellend. Das und das Cover sind wirklich die einzigen
Kritikpunkte, die mich davon abhalten, diesem tollen Roman 5 Sterne zu geben.
Ich finde, die Autorin hat sich genau am Ende viel zu wenig
Zeit gelassen. Direkt nach dem Höhepunkt ist plötzlich alles gut und schön, und
manche würden vielleicht sagen - kitschig. Es werden kaum übrige Fragen
beantwortet und ich habe nicht genau verstanden, wer jetzt genau alles
vergessen hat und wer wen jetzt kennt und was denkt und warum. Außerdem wurden
außer Deleja und Shaan so ziemlich alle anderen Charakter plötzlich
weggelassen. Ein paar mehr Erklärungen hätte ich mir also gewünscht.
Trotzdem würde ich sehr gerne weitere Bücher der Autorin
lesen und möchte ihr an dieser Stelle danken, dass sie uns ihr Buch als
Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat und es somit erst möglich für
mich gemacht hat, Shaan, Deleja und all die anderen kennenzulernen.
Fazit:
"Shai´lanhal" ist wie schon der Titel ein
einzigartiger Fantasy-Roman, der uns Leser in eine wunderschöne Welt mit zwei
tollen Charakteren entführt. Mit einem unglaublichen Schreibstil, durchgehender
Spannung und einer gut durchdachten Handlung ist dieses Buch wohl die
Überraschung des Sommers.
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*unbezahlte WERBUNG*
Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat.
(Quelle- Information und Coverbild: Amazon.de. Die Bilder und Cover, sowie die Inhaltsbeschreibungen und Klappentexte sind Eigentum des jeweiligen Verlages bzw. Schriftstellers oder anderweitigen Rechteinhabers.)
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