Dienstag, 14. November 2017

Fimempfehlung: Dead Man Walking - sein letzter Gang

 
Wie geht man aufrecht in den Tod?

Das unter der Regie von Tim Robbins entstandene Justizdrama „Dead Man Walking - sein letzter Gang“ aus dem Jahr 1995, ist ein US-amerikanischer Spielfilm, der sich mit dem Thema der Todesstrafe auseinandersetzt. Der Film basiert auf den wahren Erlebnissen der Ordensschwester Helen Prejean, die ihre Geschichte in Form eines Buches festgehalten hat. Mich hat der Film stark beeindruckt, mitgenommen und zum Nachdenken angeregt, weshalb ich ihn nun kurz vorstellen will.


Darum geht´s:

Ein Brief von einem Todgeweihten. Für Schwester Helen Prejean ein Hilferuf und gleichzeitig die Eintrittskarte in eine Welt voller Grauen und Furcht. Sie, die Wohlbehütete, soll ihn, Matthew Poncelet, den Mörder und Vergewaltiger bis zur Vollstreckung des Todesurteils betreuen. Angst und Verzweiflung, Wut und Trauer, Freude und Scham sind von nun an ihr Begleiter. Als sie sich schließlich gemeinsam auf den Weg zur Vollstreckung des Urteils machen, glaubt Schwester Prejean all ihre Kraft und ihren Glauben zu verlieren. Bis er ihr, in der Stunde des Todes und am Ende eines schicksalhaften Dramas, endlich seine Schuld gesteht...


Darsteller: Susan Sarandon, Sean Penn, Robert Prosky, Raymond J. Barry, R. Lee Ermey
Studio: Twentieth Century Fox
Erscheinungstermin: 14. Juni 2013
Produktionsjahr: 1998
Spieldauer: 117 Minuten

 
Warum sollte ich mir den Film ansehen?



Tim Robbins packendes Drama packende um Schuld und Sühne ist ganz klar eine flammende Anklage gegen die Todesstrafe, wobei er die Situation der Opfer nicht übergeht und für den Wunsch nach Rache unter den Hinterbliebenen durchaus Verständnis zeigt. So zeichnet er ein kontroverses Bild rund um dieses umstrittene Thema und weiß die Zuschauer zu schockieren und mitzureißen. Das exzellente Kinohighlight wurde mit 750.000 Besuchern ein wahrer Kassenschlager und hat für viele Diskussionen geführt.

Es geht um den Straftäter Matthew Poncelet, der aufgrund einer Vergewaltigung und zweifachen Mordes in der Todeszelle eines Gefängnisses in Texas sitzt und seit sechs Jahren auf seine Hinrichtung wartet. Angesichts seines herannahenden Todes wendet er sich an die Nonne Helen, die vor Gericht erreichen soll, dass seine Strafe in lebenslange Haft abgemildert wird. Während ihrer Bemühungen lernt sie die Familie des Täters, der Opfer und Poncelet selbst näher kennen. Als schließlich alle Berufungen und Anträge abgelehnt werden, entscheidet sich Schwester Helen dazu, Matthew auf seinem letzten Weg beizustehen.

Besonders spannend ist, dass de Zuschauer im Laufe des Filmes Mitleid mit Matthew Poncelet bekommt, auch wenn zu Beginn nichts dafür spricht, den respektlosen und unsympathischen Verbrecher ins Herz zu schließen. Dennoch erreicht der Film irgendwie, dass man gegen Ende mit fiebert und bis zum Ende auf ein Happyend hofft, ohne dass Poncelet beschönigt dargestellt wird. Im Gegenteil: Die ständigen Einspielungen aus den Medien (Radio, Fernsehen,…) und auch die Aussagen der Familien der Opfer, stellen Poncelet als skrupelloses Monster dar, während Matthews Mutter jedoch immer wieder beteuert, dass er eigentlich ein ganz lieber Junge sei und auch aus den Gesprächen zwischen Helen und Poncelet hervorgeht, dass er auch eine gute Seite besitzt. Dass der arrogante und rassistische Matthew aber erst im Angesicht des direkten Todes seine Straftat gesteht und beginnt Reue zu zeigen, lässt Platz für die Bildung einer eigenen Meinung. So lässt der Film offen, ob man Poncelet als Zuschauer verzeiht oder nicht. Dass der Film einen dazu bringt, seinen Tod zu verabscheuen, ist jedoch nicht diskutabel.

Denn während der fortlaufenden Handlung wird die Debatte, ob die Todesstrafe gerechtfertigt ist, von allen möglichen Perspektiven ausgeleuchtet, der Film bleibt jedoch ein klarer Apell gegen die Vollstreckung einer Tötung im Namen des Gesetzes. Die wichtigsten Argumente für und gegen diese Strafe kommen in geistreichen Dialogen zur Sprache. So sind sich zum Beispiel die Elternteile des verstorbenen Pärchens sicher, glücklicher zu sein, wenn der Mörder ihrer Kinder erst einmal tot ist und verlangen endlich Gerechtigkeit, weshalb sie Schwester Helen mit Ablehnung und Unverständnis begegnen. Mit der Meinung eines Gefängniswärters bringt Robbins ein weiteres Argument für die Todesstrafe mit ein. „Auge um Auge…“, meinte er. „Ein Leben für ein Leben!“ Schwester Helen dagegen ist der Überzeugung, der Tod eines Menschen sei niemals gerechtfertigt und dürfe auf keinen Fall vom Staat ausgeführt werden, der sonst für Recht und Ordnung steht und sich so auf die Ebene von Mördern herablässt. Wie man sich am Ende des Filmes in der Debatte selbst platziert, wird durch die bewegenden Bilder, das dramatische Ende, die ruhige Musik und andere Effekte, die eine traurige Stimmung erzeugen, bestimmt beeinflusst, dennoch kann man sagen, das der Film relativ Spielraum für eine eigene Meinung offen lässt.

 Ich persönlich schließe mich der Meinung Helens an und denke, der Mord an Matthew Poncelet ist alles andere als gerechtfertigt. Seine Hinrichtung macht die Opfer nicht wieder lebendig, sondern sorgt nur dafür, dass der Staat mit Mördern auf einer Stufe steht. Kein Mensch sollte über Leben und Tod entscheiden können und niemand ein Todesurteil vollstrecken müssen.

 Ich denke, dass das Engagement von Schwester Helen im Endeffekt erfolgreich war, denn auch wenn sie Poncelets Hinrichtung nicht verhindern kann, erreicht sie mit ihrer Arbeit schließlich trotzdem sowohl beim Mörder als auch bei den Eltern der Opfer ein Umdenken. Ich denke ihre Besuche waren wichtig für seinen Umgang mit seiner Schuld und seinem bevorstehenden Tod und haben auch die Einstellungen der Eltern geprägt. Earl Delacroix kommt gegen Ende zu Matthews Beerdigung, was zumindest darauf schließen lässt, dass er sich mit Matthew und dessen Bitte um Vergebung beschäftigt hat.

Abschließend kann ich nur sagen, dass der Film den Konflikt um dieses Thema glaubwürdig darstellt und zum Nachdenken anregt. Dank der authentischen Handlung und nicht zuletzt der guten Leistung der Schauspieler hat mir der Film persönlich sehr gut gefallen. Aufgrund der wirklich überwältigenden schauspielerischen Leistung von Sean Penn und Susan Sarandon wird ein unglaublich intensives Bild eines Mörders gezeichnet, der selbst zum Todeskandidaten wird.
Alles in allem also ein auf Fakten beruhendes, ans Herz gehendes Drama über die Beziehung zwischen einer Nonne und einem zum Tode verurteilten Mörder.


Neugierig geworden? Hier der Trailer:

 

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