Donnerstag, 8. September 2016

Weine nicht, Prinzessin!



Allgemeines:

Titel: Weine nicht, Prinzessin!
Autorin: Carolin Philipps
Verlag: Ueberreuter (2012)
Genre: Roman
ISBN: 978-3800056668
Seitenzahl: 128 Seiten
Preis: 9,95€ (Taschenbuch)
7,99€ (Kindle-Edition)



Inhalt:

Natürlich liebe ich dich, aber …“
„Ich liebe dich mit einem ‚aber‘ gibt es nicht. Entweder ganz oder gar nicht. Was hast du denn auf einmal? Es ist doch normal, mit den Freunden ins Bett zu gehen. Und was ist dabei, Männern ein wenig Spaß zu verschaffen, wenn es gut bezahlt wird?“

Wenn die Suche nach Liebe zur Sucht wird. Ihre Eltern haben keine Zeit für Urlaub, alle Freundinnen sind weggefahren – Lara hockt alleine zu Hause und langweilt sich im Restaurant ihrer Eltern, welches sie erst kürzlich von der verstorbenen Großmutter übernommen haben. Bis sie eines Nachmittags Henk trifft, der sich um sie und ihre Langeweile kümmert und ihr kaum von der Seite weicht. Sie ist direkt von seiner Art fasziniert und stört sich nicht am Altersunterschied von knapp 7 Jahren. Lara lässt sich voll und ganz auf Henk ein, erlebt mit ihm ihr erstes Mal.  Als Henk von seinen Schulden erzählt, ist Lara sofort bereit, ihm zu helfen. Bevor sie weiß, wie ihr geschieht, verkauft sie für ihn ihren Körper. Er bittet sie immer wieder darum, seine Freunde kennenzulernen, die für sie bezahlen, als Begründung gibt er Schulden an, die sie sehr gerne für ihn begleichen möchte...



Bewertung:

Selten ist mir eine Rezension so schwergefallen, denn ich weiß ehrlich gesagt überhaupt nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Ich habe es ziemlich schnell durchbekommen, wusste aber bis zum Ende nicht so ganz, wie ich den Inhalt jetzt finden sollte. Es geht um Kinderprostitution, was mich im ersten Moment erst mal extrem abgeschreckt hat. Dennoch fand ich es sehr gut thematisiert. Ich fand das Buch ehrlich gesagt scheußlich, aber es sollte ja weniger unterhalten und eher informativ und abschreckend wirken und das hat es wirklich! Carolin Philipps Geschichte eines jungen Mädchens, das in psychische Abhängigkeit zu einem Mann, einem sogenannten „Loverboy“, gerät und diese Abhängigkeit mit Liebe verwechselt, fesselt und berührt von der ersten bis zur letzten Seite. Dabei zeigt sie auf, wie das junge Mädchen sie die Schuld für das gewalttätige und demütigende Verhalten ihres Freundes immer bei sich selbst sucht. Wir erleben auch wie schlechtes Gewissen und Scham sie dazu bringen, ihr Doppelleben vor ihren Freunden und selbst ihrer Familie zu verbergen. Je tiefer sie in die Abhängigkeit zu ihrem Loverboy gerät desto mehr entfernt sie sich von den Menschen, die ihr helfen könnten.


Die Covergestaltung ist zwar schlicht und nicht besonders schön, jedoch passt es wirklich gut zur Geschichte, auch wenn Lara nur bedingt sichtbar ist. Der blaue Fleck am Hals ist jedoch deutlich zu sehen. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen und weist direkt darauf hin, wie naiv und unbeholfen Lara an die Sache geht.

Die Gefühle und Gedanken werden glaubhaft beschrieben und auch die Abhängigkeit liest sich an vielen Stellen sehr authentisch. Zwar fragt man sich als Außenstehende, wieso Lara das alles freiwillig mit sich machen lässt und wieso sie sich immer wieder auf Henk einlässt, aber dennoch konnte ich das junge Mädchen verstehen. 


Die Autorin beschreibt Ortschaften sehr genau und lässt bei den Charakteren immer einen kleinen Spielraum, sodass man sich die einzelnen Figuren selbst vorstellen muss. Lara ist ein ganz besonderes Mädchen, dass mit ihren fast 14 Jahren mitten in der Pubertät steckt. Sie war eigentlich immer ein ganz normales Mädchen, das gerne etwas mit ihren Freundinnen unternommen hat und auch mit großer Leidenschaft Harfe gespielt hat. Doch als Henk in ihr Leben tritt, merkt man als Leser wirklich sehr, wie sie sich verändert und wie sie nach und nach auch ihre Freundinnen völlig vernachlässigt. Sie wird sehr authentisch dargestellt, auch wenn sie mich oft in den Wahnsinn trieb. Immer wieder habe ich mich gefragt, wieso sie so viel von Henk hält, ihn auch nach Prügeleien und Wutanfällen liebt und bedingungslos zu ihm hält. Sie nimmt ihn vor jedem in Schutz und gibt sich selbst an den Prügeleien die Schuld, weil sie geweint habe und er dies nicht ertragen könne. Ich hätte Lara gerne mehrfach geschüttelt und ihr "Wach auf!" zugerufen, aber leider ist man als Leser vollkommen hilflos und muss mit ansehen, wie ein junges Mädchen in ihr Unglück läuft. Außer ihr und Henk kommen nicht viele nennenswerte weitere Charakter vor, sie ist ihm ganz alleine ausgeliefert ohne das auch zu bemerken. Zu ihm muss ich gar nichts weiter sagen -er ist ein absolut widerlicher Fiesling!

Die Handlung ist sehr verwirrend, da sie direkt mittendrin beginnt und erst etwa in der Hälfte der Anfang erzählt wird! Manchmal musste ich das Buch kurz weglegen, das es mich einfach zu sehr aufgewühlt hat. Besonders erschreckend fand ich, dass Laras Freunde und auch ihre Familie überhaupt nichts von dem Ganzen mitbekommen und auch nicht merken, wie sehr Lara sich zum Negativen hin verändert.
Auch das Ende ist für mich vollkommen unverständlich und hat mich zum Teil sogar richtig wütend gemacht. Dabei ist dies noch nicht einmal die Schuld der Autorin, sondern vielmehr eine logische Folge des gesamten Verlaufs. Lara ist vollkommen süchtig nach Liebe und Geborgenheit und nimmt daher Schmerzen und Scham vollkommen hin, ohne dies nur ansatzweise zu hinterfragen. Das Ende - ohne zu viel zu verraten - lässt einen fassungslos und traurig zurück. Von daher noch einmal ein großes Kompliment an die Autorin, dass sie sich einen solchen Schritt gewagt hat und die Geschichte authentisch beendet hat. 


Fazit:

Kein leichtes aber dafür umso fesselnderes Buch, das nicht nur jugendliche Leserinnen und Leser in ihren Bann ziehen und zum Nachdenken anregen wird.

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