Allgemeines:
Titel: Herrscherin des Lichts
Autorin: Jennifer L. Armentrout
Verlag: MIRA Taschenbuch (2011)
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3899419450
Originaltitel: Queene of Light
Seitenzahl: 352 Seiten
Preis: 4,99€ (Kindle-Edition)
7,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Child of Darkness;
Veil of Shadows
(Veröffentlichungsdatum der deutschen Ausgaben: nicht bekannt)
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Inhalt:
"Was macht dich so sicher, dass die Ende bald gekommen ist?" Der Wind legte sich plötzlich, die Wasseroberfläche kam zur Ruhe. (...)
"Vielleicht bist du hier, weil ein neuer Anfang bevorsteht!"
Elfen, Dämonen, Drachen und Vampire sind durch die Zerstörung des Walls in die Welt der Menschen gekommen, doch sie wurde zurück gedrängt. Nun leben sie seit langer Zeit tief unter die Städte verbannt. Hier herrschen nun die Elfen in der Lightworld, alle anderen Kreaturen leben in der Darkworld. Die beiden Welten leben in beständigem Kampf gegeneinander. Licht oder Dunkelheit? Die Entscheidung wird kommen...
Als die Halbelfe Ayla in der Darkworld einen Auftrag erfüllen soll, trifft sich auf den Todesengel Malachi, der die Unterwelt auf Seelenjagd durchstreift. Eine Elfe? Leichte Beute, denkt er, doch sein Angriff geht anders aus, als erwartet. Die bloße Berührung Aylas wird dem mächtigen Geschöpf zum Verhängnis, das Menschenblut, welches in ihr fliest, verwandelt ihn in einen Sterblichen, der Macht und Unsterblichkeit beraubt. Der nun zum menschlichen Ausgestoßenen verdammte, früher gottgleiche, muss sich nun mit menschlichen Gebräuchen und Gefühlen herumschlagen und sinnt nach Rache. Er schwört, sie mit ihrem Leben bezahlen zu lassen. Doch bei ihrer nächsten Begegnung ist es Ayla, die ihm das Leben rettet und er ist sich des Hasses nicht mehr ganz sicher.
Ein Pakt zwischen Hass und Liebe wird geschlossen - und auf den dunklen Schwingen ihres Verlangens, scheint sich eine alte Prophezeiung zu erfüllen...
Bewertung:
"Es ist eine Prophezeiung und erzählt von einer Zeit, in der wir zusammengepfercht unter den Städten der Menschen hausen und unser Dasein als Diebe und Plünderer bestreiten müssen, um nicht zu verhungern. Abgeschnitten von der Natur und Sonnenlicht, begraben, als wären wir schon tot. (...) Doch die Prophezeiung spricht auch von einem Befreier, jemandem, der unsere Rasse aus diesem Elend retten wird. Eine mächtige Kriegerin, eine Königin, die Anführerin eines gewaltigen Feldzuges, der die Erdoberfläche reinwaschen und endlich unser Leid beenden wird."
Dieses Buch gammelte schon eine ganze Weile auf meinem SuB vor sich hin und als ich es zu Ende gelesen hatte, habe ich mich wirklich geärgert, es nicht schon früher gelesen zu haben.
Aufgrund vieler durchwachsener Kritiken bin ich mit nicht allzu großen Erwartungen an das Buch herangegangen, obwohl Jennifer L. Armentrout definitiv zu meinen absoluten Lieblingsautoren gehört. Dank dieser Zurückhaltung, war ich sehr positiv überrascht und bin nun fest entschlossen, das Buch entgegen der schlechten Bewertungen zu verteidigen! ;)
Das Cover wirkt schon gleich leuchtend und irgendwie magisch. Zu sehen sind zwei orangene Flügel, die zugleich durch die kräftigen Knochen robust und stark, dank der dünnen und schillernden Haut aber zart und hübsch wirken. Sie scheinen zu leuchten und man blickt automatisch zuerst auf sie, wenn man das Buch in der Hand hält. Der Hintergrund ist dunkel gehalten, nur um die strahlenden Flügel kann man rote Schlieren erkennen. Über den Schwingen schwebt der Titel in weiß, wobei kunstvolle Rauchschwaden die Buchstaben verzieren, was man aber nur auf den zweiten Blick sehen kann. Verwirrend ist der Name der Autorin. Auf allen anderen Büchern heißt die gute Frau "Jennifer L. Armentrout" und hier also "Jennifer Armintrout" - mit einem "i" und ohne einen abgekürzten Zweitname. Der Klapptext klingt zwar interessant und vielversprechend, ist aber meiner Meinung nach etwas zu kryptisch und sagt wenig über die eigentliche Handlung aus. Das muss man aber mehr dem Mira-Verlag ankreiden und weniger der Autorin.
Das Buch beginnt aus der Sicht von Ayla geschrieben, direkt bei der Erfüllung ihres Auftrags, bei dem sie auf Malachi trifft. Das Buch hat mich sofort gefesselt, die dunkle, düsteren Tunnel, die geheimnisvollen Wesen, die Charakter und die neue Welt, all diese Komponente haben ihr Übriges getan und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Auch dass man zu Beginn noch sehr im Dunkeln gelassen wird, was die Geschichte der Welt anbelangt, in der unsere Protagonisten leben, haben mich trotz einiger Verwirrung angespornt weiterzulesen.
"Leb wohl, Darkworlder."
Sie ließ hinter sich die Tür ins Schloss fallen und folget dem Echo, das wie dumpfes Totengeläut durch die Tunnel hallte und sie zurück in ihre Welt bringen würde."
Als die Menschen den Wall zerstörten, der alles, was sie für Fantasie oder Träume gehalten hatten, von ihrer Realität trennte, kamen all diese Geschöpfe auf die Erde. Doch das Verhältnis zwischen den beiden komplett fremden Realitäten war zu sehr von Fremdheit, Machtgier und Argwohn geprägt um freundschaftlich zu werden. In ihrer Überlegenheit vertrieben, als es zum Krieg kam, zuerst die magischen Gestalten die Menschen in den Untergrund, wo sie die Kanalisation zu einem gigantischen Tunnelsystem ausbauten, ganze Städte und Paläste errichteten, schlugen dann aber in einem zweiten Kampf die magischen Geschöpfe, sodass sie seitdem ein trostloses Dasein unter der Erde fristen müssen. Diese Unterwelt ist noch einmal unterteilt in das gut organisierte Reich der Elfen, die Lightworld, und die chaotischen Tunnelsysteme, in denen alle anderen wohnen, die es dorthin verschlagen hat, die Darkworld. In der Darkworld leben auch Menschen, die aufgrund der Ausübung von Magie verbannt worden sind, während die Lightworld alle Menschen verabscheut. Diese beiden Welten halten also nicht viel voneinander und bekämpfen sich andauernd.
Wie es so kommt, kommen unsere beiden Hauptpersonen einer aus der Lightworld und der andere aus der Darkworld. Keine guten Voraussetzungen also, für ein gutes Verhältnis, schon gar nicht wenn die eine für den Verlust der Unsterblichkeit des anderen verantwortlich ist, eigentlich gezwungen wäre, ihn zu töten und der andere deshalb Blutrache schwört. In dieser Situation befinden wir und nach einigen Kapiteln. Abwechselnd durch einen personalen Er-Erzähler, wird man in die gegensätzlichen Welten von Ayla und Malachi eingeführt und natürlich bemerkt man erst gegen Ende, dass die beiden Welten gar nicht so verschieden sind, wie sie denken...
Diese Idee mit den beiden verschiedenen Welten fand ich sehr geistreich, vor allem da ich zuerst dachte, dass die Lightworld automatisch die Guten und die Darkworld die Bösen sein müssen, denn dem ist keineswegs so. Die Elfen sind nicht so geordnet, gerecht und ihr Leben so schön, wie es scheint und auch in der Darkworld leben eigentlich vorzugsweise arme Geschöpfe, die nirgends sonst geduldet werden. Was mir wieder sehr zugesagt hat, was auch die Beschreibung der Engel. Sie sind herzlos, führen Befehle aus und warten ... naja, bis ihr Schöpfer zurück kommt oder das Ende der Zeit naht.
"Zeit. Dazu hatte er bisher keinerlei Bezug gehabt. Mit nichts als der Ewigkeit als Maßstab war so etwas wie Zeit vollkommen bedeutungslos gewesen. Sie kamen. Irgendwo im Labyrinth der Tunnel waren sie und bewegten sich auf ihn zu. Er erwartete sie.(...)
Malachi glaubte zu wissen, was sie empfanden, und er erkannte, dass sie nichts empfanden."
Ayla ist eine zierliche Halbelfe mit flammend roten Haaren. Sie wurde auf dem Streifen geboren, der schmalen und neutralen wie gesetzlosen Grenze zwischen der Dark- und der Lightworld, hatte also eine schwierige Kindheit. Als sie alt genug war um sich unabhängig versorgen zu können, hat sie in der Lightworld als Assassine der königlichen Gilde eine Ausbildung begonnen und in kämpferischen Aufträgen die Drecksarbeit des Königreiches erfüllt. Sie ist also ein sehr selbstständiger und kampfbereiter Charakter, der vielen durchstehen musste, was sie stark gemacht hat. Auch in diesem Buch wird sie immer wieder geprüft, von einer Extremsituation zur nächsten befördert, und doch hält sie immer durch, tut was sie für richtig hält und lässt sich nicht entmutigen. Sie leidet jedoch sehr unter ihrem Makel, nur eine halbe Elfe zu sein und verabscheut die menschliche Hälfte in ihr. Sie hält sich für hässlich und weniger wert, was ihr Selbstvertrauen nicht sonderlich steigen lässt. In dieser Angelegenheit entwickelt sie sich und lernt zu sich zu stehen. Ihr Charakter hat mir sehr gut gefallen, da sie von Anfang an eine starke Seite in sich getragen hat und immer wieder durch Mut und Moral überzeugte. Viele kritisieren, in den knapp 350 Seiten sei nicht genug Zeit für die ausreichende Charakterisierung der Protagonisten gewesen, doch ich hatte schon nach etwa 50 Seiten das Gefühl, eine unglaubliche Persönlichkeit kennengelernt zu haben.
Ihr Leben verläuft zuerst noch in recht geordneten Bahnen, eine sichere Anstellung, Zukunftsaussichten, doch bald manövriert sie sich in immer tiefere Schwierigkeiten. Ihr Mentor Garret steht auf sie und will, dass sie seine Gefährtin wird (etwa ein elfisches Pendant zur Heirat), doch natürlich ist dem Leser von Anfang an klar, dass das für ihren selbstständigen und freiheitsliebenden Charakter nicht das Richtige ist. Auch fühlt sie sich immer mehr von dem geheimnisvollen Darkworlder angezogen, den sie -eine wichtige elfische Regel brechend- verschont hatte und als sie ihn wieder trifft, kann sie ihm nicht widerstehen...
"Das Wort jagte ihr einen Schauer der Abscheu über den Rücken.
Mitleid.
Es gab nicht den geringsten Grund, dieses Wesen zu bemitleiden, diese bösartigen, verdorbenen Bestien, deren jämmerliches Dasein sich kaum von dem der Insekten in ihren dreckigen Löchern unterschied. Wenn dieser Darkworlder starb, gäbe es einen weniger von ihnen. Das war alles.
Warum aber, wenn es so leicht war, bereitete ihr der bloße Gedanke solchen Schmerz?"
Denn mit ihm ist es ähnlich, wie mit Ayla. Auch er hat mir sehr behagt, auch wenn er manchmal etwas befremdlich wirkte. Zuerst als gefühlloser Todesengel, der Seelen der sterblichen Toten einsammelt und zum Äther bringt, dann als plötzlich von Gefühlen überwältigter, ahnungsloser Mensch, tappt er in viele Fallen dieser ungewohnten Welt, nimmt fast jedes Fettnäpfchen mit und verliebt sich schließlich unsterblich... in Ayla. Durch seine fast kindliche Unwissenheit und der dunklen Vergangenheit ohne Zeit und Limit, wirkt er einerseits geheimnisvoll und andererseits irgendwie süß. Natürlich ist sein Charakter noch etwas unklar, da auch er selbst noch zu sich finden muss, doch das kann noch in den weiteren Teilen ausgebaut werden.
Auch Garett, der Mentor Aylas und gleichzeitig Bruder der Königin Mabb, war faszinierend. Ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden, da er falsch wirkte, was sich auch später bestätigt hatte. Eiskalte Gerissenheit, gutes Schauspieltalent und viele Verbindungen machen ihn erst zu einem gefühlslosen Gefährten und dann zu einem ernstzunehmenden Gegner.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich zwar etwas extrem schnell, doch das hat mich nicht sonderlich gestört. Die Autorin beschreibt die überwältigende Gefühle Malachis, die dieser noch niemals gespürt hatte einfach herzzerreißend und auch Ayla, hat bisher eher ihrer berechnenden elfischen Seite nachgegeben und versucht die gefühlvolle menschliche zu vergessen. Auch wenn also alles etwas überhastet wirkt, nimmt die Lovestory niemals zu viel Platz ein und lässt Raum für andere Charaktere, Freundschaft, Schmerz, Action, Intrigen und die vielen Ungerechtigkeiten einer typischen Dystopie.
"Wie es wohl sein musste, von einer Welt in eine andere hinüberzugehen? Aus dieser Welt zu scheiden, in die sie niemals wirklich gehört hatte, in der sie sterblich war, um an einen anderen Ort zu gehen, der nicht existierte? Gewaltsam aus der einen Ebene gerissen zu werden, ohne in einer neuen Zuflucht zu finden. Eine Reise anzutreten, ohne jemals ans Ziel zu kommen? Weil das Ziel nicht real war... "
Denn dieses Buch ist ganz klar eine solche. Die Fantasie bleibt mehr im Hintergrund und macht die Bühne frei für eine anbahnende Unrechtsherrschaft im Königtum der Elfen. Es geht viel um politische Macht, Regierungssitzungen, Ungerechtigkeit, Verbindungen, Kontrollspielchen, Mord, Verrat und natürlich Verantwortung. Im Ablauf der Handlung kann man auch ganz klar eine Dystopie erkennen, Rebellion, Kampf, ein neuer König, alle Geschütze werden aufgefahren und trotzdem leiden unter dem fast zusammen gequetschten Plot weder die Charaktere, die Gefühle noch die Glaubwürdigkeit. Selbstverständlich ist dieser Teil ganz klar als Einführungsband in eine neue Trilogie konzipiert und deshalb eher erklärend. Man kann ihn aber durchaus auch alleinstehend lesen, was ihr wahrscheinlich tun müsst, denn die weiteren zwei englische Bücher werden nicht ins Deutsche übersetzt werden! An dieser Stelle: Schande über den Mira - Verlag! ;-)
"Sie schloss die Augen und benutzte den inneren Blick, um die Wunde genauer zu untersuchen. In ihrer Brust sah sie den Baum ihrer Lebenskraft in schimmerndem Grün leuchten, doch die Äste, die in der Nähe ihres aufgerissenen Fleisches wuchsen, hatten ein herbstliches Orange angenommen, das in knalliges Rot überging, wo die Funken ihrer Lebenskraft die Ränder der Wunde berührten und wie kleine Bläschen zerplatzten."
Der Schreibstil von Jennifer L. Armentrout ist gewohnt fesselnd, flüssig und bildhaft beschrieben. Sehr mystisch und geheimnisvoll umfasst sie das beschwerliche, unstrukturierte Leben unter der Erde, auch wenn ich zu Beginn Schwierigkeiten hatte, mir das vorzustellen. Die Diskrepanz zwischen dem gefahrvollen, Leben in der Darkworld und dem königlich protzenden Lebensstil in der Lightworld ist verstörend. So hat sie mich erwartet in die Welt eingesaugt und trotz der Kritik überzeugen können.
Fazit:
Ein weiteres Klasse-Buch von Jennifer L. Armentrout, voller Liebe, dystopischer Ungerechtigkeit, Chaos und viel Magie.
Absolut lesenswert!
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