Sonntag, 20. November 2016

Gambler - Zyklus 3: Schwärme




Allgemeines:

Titel: Gabler-Zyklus: Schwärme
Autor: Susanne Gavénis
Verlag: AAVAA Verlag UG (13. Februar 2012)
Genre: Science-Fiction
ISBN-10: 3862544397
ISBN-13: 978-3862544394
Seitenzahl: 255 Seiten
Preis:11,95€ (Taschenbuch)
6,99€ (Kindle-Edition)
(auch im Sonderformat Großschrift erhältlich)
Weitere Bände: Gambler Zyklus - Angriff;
Gambler Zyklus - Countdown;
Gambler Zyklus - Endgame



Inhalt:


"Es schien, als sei er fest entschlossen, jede biologische Begrenzung seiner Fähigkeiten mit Hilfe einer unbeugsamen Konzentration und einer schier übermenschlichen Selbstdisziplin endgültig zu transzendieren und in Bereiche vorzustoßen, die zu betreten den Menschen Millionen von Jahren verwehrt geblieben war und die Elaine in ehrfürchtigem Staunen erschaudern ließen.
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und fuhr wie ein frischer Windstoß in die düsteren Wolken, die sich während der letzten 24 Stunden über ihrem Kopf zusammengeballt hatten. Die Hewitts würden sich gewaltig anstrengen müssen, denn Danny Sims würden nicht leicht zu schlagen sein!"

- Der Kampf ums Überleben beginnt -

Was niemand zu denken wagte, wird grausame Gewissheit: Als neue Schwärme der todbringenden Hewitts über der Erde auftauchen, ist für Danny Sims und sein Team die Stunde der Bewährung gekommen. Doch die Feinde im Schatten sind mächtiger denn je und das Leben eines Gamblers bedeutet ihnen nichts.



Bewertung:

"Die Evolution steht auf der Seite der Gambler, und sie ist eine außerordentlich mächtige Verbündete!"

 DISCLAIMER: Dieses Buch ist der dritte Teil der Science-Fiction-Reihe "Gambler-Zyklus" von Susanne Gavénis, es besteht also die Möglichkeit auf Spoiler!


Auch bei diesem dritten Teil will ich mit dem Cover starten. Es ist sehr ansprechend gestaltet und lässt mal wieder viel Platz für Deutungen. Man sieht wie auch schon auf den Covers von "Gambler-Zyklus 1: Angriff" und "Gambler-Zyklus 2: Countdown" eine dunkle Menschengestalt, welche mit roten Schlieren bedeckt ist, was sie verletzt wirken lässt. Sie Gestalt streckt die Arme aus und blickt wie Hilfesuchend nach oben. Ich vermute, dass die Silhouette wie schon auf dem ersten und zweiten Cover Danny darstellen soll. Neben ihm schweben zwei durchsichtige matt spiegelnde Bälle, welche wohl die Schwärme darstellen sollen, die die Erde angreifen. Der noch zuvor blaue Himmel ist mit dunklen Gewitterwolken durchzogen, was zu der Bedrohung passt, die vom Himmel her kommt. Die recht dunkle Farbgebung deren bedrückende Blautöne nur durch die roten Schlieren durchbrochen werden, lassen alles bedrohlicher und düsterer wirken. Der Titel passt mal wieder perfekt, da nun endlich auch die Schwärme und der Kampf in den Fokus rücken.
Erster Satz: "Die blassgrauen, durchscheinend wirkenden Schemen der Hewitts wirbelten in dichten Wolken um die Joker herum."

Die Quadrologie um den jungen Gambler Danny hätte eigentlich eine Dilogie sein sollen, wurde dann aber doch in vier Bände unterteilt. Da die Teilbücher nahtlos in einander übergehen verzeiht es mir, wenn ich die Zuordnung innerhalb der Reihe etwas vermische.

Nach dem im ersten Teil "Gambler-Zyklus: Angriff" die berührende Geschichte des jungen Kampfpiloten und Gamblers, Danny Sims, startete, in der eine todbringende Bedrohung aus den Tiefen des Alls auftauchte, die die Erde in Chaos zu stürzten drohte, und im zweiten Teil "Gambler-Zyklus 2: Countdown" die Menschheit sich einerseits mit dem drohenden Angriff todbringender Außerirdischer auseinandersetzen, aber andererseits auch mit ihrer unbegründeten Furcht vor den Gamblern fertig werden muss, ist auch dieser dritte Teil wieder sehr mitreißend gelungen. Nachdem wir Leser die Charakter gut kennenlernen durften und alles über ihre Konflikte, Probleme, Ängste und Vorstellungen erfahren haben, geht die Reihe nun auf die Zielgerade: Die Protagonisten werden nun schon gleich auf den ersten paar Seiten mit dem Schreckensszenario konfrontiert, auf das sie sich so intensiv vorbereitet hatten: Der erste Schwarm greift an!

"Dies ist keine Übung. Die Hewitts greifen an!" Danny schlug das Herz bis zum Hals, als er sich in Bewegung setzte. (...) Madys Stimme folgte ihm. "Zeig es ihnen!"
Im Laufen wandte es sich zu ihr um. "Das werde ich!"
Er würde es allen zeigen..."

"Endlich", dieser Gedanke wird zwar nicht konkret erwähnt, doch man spürt trotzdem, dass Captain Wilding und auch Danny die Möglichkeit fast herbeisehnt, sich endlich beweisen zu können. Er muss der Welt endlich zeigen, was es für Vorteile mit sich bringt, wenn ein sonst so verhasster Gambler das Flaggschiff zur Verteidigung der Erde fliegt. Die ganze Hoffnung der irdischen Bevölkerung ruht auf zwei praxisungeprüften Raumschiffprototypen, den Tetraeder-Schiffen Joker und Ace. Da bloß ein Gambler in Frage kommt, ein solches Schiff erfolgreich und vernichtend lenken zu können, ist Danny der wichtigste Mann in der Verteidigung - sehr zum Ärger seines Kontrahenten Thad Thornsburg. Von unverständlichem Ehrgeiz und Hass getrieben kann dieser nicht akzeptieren, nicht der erste Pilot zu sein und lässt keine Gelegenheit ungenutzt, ihm zu schaden. Auch einige andere Menschen schließen sich der Furcht und Hetze gegen den jungen Mann und seine unbekannten Fähigkeiten an, während Vorurteile und Gerüchte auch nicht gerade zur Entspannung der Lage führen. Die Lage driftete immer weiter auf Eskalation zu, bis die Tiefen des Weltalls einen weiteren Schwarm ausspuckt, welcher direkt auf die Erde zusteuert.

"Sie haben Recht, Fähnrich. Das ist kein Spiel. (...) Die Situation ist viel zu ernst, um die mit dümmlichen Vorurteilen und Anschuldigungen noch mehr zu belasten. Es ist höchste Zeit, den Reportern die Giftzähne zu ziehen, und jetzt ist die beste Gelegenheit damit, anzufangen!"

Gleichzeitig muss Danny die Menschheit, seine Crew und sein eigenes Leben retten und außerdem versuchen, seine Hasser und die Stimmen des Zweifels zu beruhigen: ganz schön viel Verantwortung für einen so junge Piloten wie Danny. Kein Wunder also, dass er sehr nervös ist, als er in den Kampf fliegt - eine Tatsache, die ihm bald zum Verhängnis wird...

Wieder sehr beeindruckend, aufschlussreich und authentisch vermittelt taucht eine Schattenseite seiner Gambler-Fähigkeiten auf: der Booster-Effekt. Wissenschaftlich wird erklärt, dass durch Panik und Anstrengung eine größere Menge des Gambler-Hormones ausgeschüttet wird, was die besonderen Fähigkeiten von Danny Sims nochmal verstärkt.
Seine Reaktionen werden schneller, sein unfehlbarer Orientierungssinn schärfer, seine Sinneswahrnehmungen verstärkt und so kann er die unheimlichsten Manöver vollführen. Doch dieser Effekt beinhaltet mehr als ein reines Kräfte-Upgrade - es tauchen einige Probleme und Komplikationen auf, die ihm an den Rand des Todes führen - und das ausgerechnet als er sich mitten im Schwarm befindet. Neue Zweifel werden geweckt, mehr Gesprächsstoff angeschürt, wobei er die brodelnde Schreibwut der Medien eigentlich beruhigen wollte. Dabei ist es einfach eine geniale Ironie, dass die Fähigkeiten Dannys, welche den gesamten Dreh- und Angelpunkt der Geschichte darstellen, sowohl den größten Segen für das Universum, aber auch seine größten Schwierigkeiten bedeuten.

"Ein derart blindwütiger, irrationaler Hass überstieg bei Weitem ihre Vorstellungskraft. Es gab tatsächlich Menschen, die dumm und fanatisch genug waren, um Danny Sims´ Blut über dem Altar ihrer Vorurteile auszugießen - ungeachtet aller Konsequenzen. Und solche skrupellosen Subjekte lebten unerkannt mitten unter ihnen, lachten und scherzten zusammen mit ihren Kameraden, und doch würden sie nicht zögern, ihnen kaltblütig ein Messer in den Rücken zu stoßen, wenn es sie ihren menschenverachtenden Zielen näherbrachte!"

Im Zuge seiner Probleme werden andere Konflikte klarer hervorgearbeitet: Captain Wilding ist immer mehr zerrissen zwischen dem Bedürfnis, dem Jungen mehr Sicherheit zu garantieren und ihrer Verantwortung, die Erde so gut wie nur irgend möglich zu beschützen - auch wenn dafür einzelne Opfer bringen müssen. Vor allem der Arzt Professor Hewitt kritisiert sie sehr dafür, Danny als Schachfigur zu missbrauchen. Unter ihrer Verantwortung wird sie gezwungen, das große Ganze zu betrachten und ihre eigenen Gefühle beiseite zu schieben. Die mittelalte Frau tat mir immer mehr leid, da ihre kalte, militaristisch berechnende Fassade langsam zu bröckeln begann und der Druck und die vielen Probleme sich auch bei ihr bemerkbar machten. Sehr interessant fand ich es zu sehen, wie man sie einerseits verstehen konnte, für ihre Entscheidungen manchmal verurteilte, sie aber auf gar keinen Fall um ihre Verantwortung beneidete. Sie zeigt immer häufiger dem Leser gegenüber Schwächen, kleine Denkfehler oder Gefühlsausbrüche, welche sie einfach sympathisch machen. Unterstützt wird sie immer mehr vom Admiral Lloyd Jennings aus dem Rat, welcher sie mehr als einmal auf gute Ideen bringt, sich für die Rechte von Gamblern einsetzt und ganz auf ihrer Seite steht. Mir war von Anfang an klar, dass er ein Geheimnis birgt...

"Sherman Hewitts Gesicht wurde hart und abweisend. "Ich habe schon immer gewusst, dass das Militär eine bloße Maschinerie ist, aber ich dachte immer, die Soldaten seien ihre Seele. Offenbar habe ich mich jedoch geirrt. Es gibt keine Seele."  (...) "Sie haben Danny Sims benutzt. Nicht nur, dass er für Sie im Schwarm Kopf und Kragen riskiert, Sie haben ihn auch noch in Ihre schmutzigen politischen Scharaden mit hineingezogen. Das ist unentschuldbar!"

Wenn wir schon gerade bei Geheimnissen sind: Langsam dürfen auch einige Erkenntnisse und die Erklärung des Geheimnisses um die Vergangenheit der Gambler durchsickern. Auch wenn ich mir schon etwas in der Art gedacht hatte, ist es vor allem die Kaltblütigkeit, mit der vor langer Zeit einige Entscheidungen getroffen wurden und die den jetzigen Zustand bloß durch kalte Berechnung so schwierig machte, welche mich tief getroffen hat. Wie Politik aber auch die Gesellschaft im ganz Kleinen eigentlich funktioniert wird dabei scharf kritisiert. Denn überall wo der Verstand durch Hass, Vorurteile, Missgunst und dem immer präsente Thema, der Angst vor dem Unbekannten, der Drang, besondere Gaben als Abnormal und Unheimlich zu stigmatisieren und dem Ausgrenzen von Randgruppen verdrängt wird, passiert etwas ähnliches wie an Bord der Erdobitalstation: Angst wird auf eine Person projiziert, gegen dir mit einer Brutalität vorgegangen wird, als wäre sie der wahre Feind.

Nicht nur der krankhaft eifersüchtige und irre Lieutenant Thad Thornsburg werfen sich Danny und der Rettung der Erde verzweifelt in den Weg, viele andere schließen sich an und schrecken schlussendlich vor nichts mehr zurück....

"Thad schrie auf, ein Schrei, der sich aus dem tiefsten Inneren seiner Seele seinen Weg bahnte, ihn innerlich verbrannte und ausgehöhlt und leer zurückließ. Nur sein Hass blieb."

Zu den Charakteren will ich eigentlich gar nicht mehr viel sagen, da ich in meinen vorhergegangenen Rezis schon einiges erwähnt hatte, deshalb eine Kurzzusammenfassung:

 Dannys Innenleben ist unfassbar rührend: Er grämt sich, sucht Fehler immer zuerst bei sich und will einfach nur helfen. Die Kluft zwischen seiner Selbst- und Fremdwahrnehmung geht immer weiter auseinander, doch anstatt unter allem ebenfalls zu zersplittern, wächst in ihm immer mehr Trotz und eine beeindruckende Willensstärke, die ihm zu einem rundum liebenswürdigen Charakter macht. Doch die Grenze zwischen Willensstärke und Wahnsinn ist sehr schmal und unter der großen Last, die auf seinen Schultern ruht, droht er trotzdem immer wieder einzubrechen. Albträume plagen ihn, sowie Selbstzweifel, geschürt durch den Gegenwind, den er erfahren muss. Der tragischen und traurigen Aura, die ihn umgibt wie einen Mantel bin ich immer mehr verfallen.

"Ein Zittern drang aus den Tiefen seiner Seele empor, schüttelte ihn durch und entlud sich in einem langen verzweifelten Schrei. (...) Bohrende Schmerzen hämmerten hinter seiner Stirn und ließen bunte Flecken vor seinen Augen tanzen, Trugbilder, die seine Angst noch schürten. Bilder des Traumes blitzten in der Finsternis vor seinen Augen auf, zogen ihn erneut in ihren unheilvollen Bann und er versank darin..."

Mady steht immer noch fest an Dannys Seite, bemerkt aber langsam, dass es nicht bloß reine Freundschaft ist, was sie dort hält...
Thad Thornsburg wird immer abstruser, nachdem man ihn anfangs noch mit Anstrengung nachvollziehen konnte, ekelte er mich nun einfach nur noch an. Immer widerwärtigere Pläne heckt er aus, um Danny zu schaden und seinen Erfolg zu verhindern.
Dann sollte ich jetzt eigentlich noch etwas zum Schreibstil sagen, ich möchte mich aber auch hier nicht mehr wiederholen, deshalb in kurz: WOW!!!

"Sein Blick brannte sich in die wirbelnden Lichtfunken vor seinen Augen, sein Geist öffnete sich weit, wurde eins mit dem ätherischen, sinnverwirrenden Tanz der Hewitts, mit den komplexen Figuren, die sie mit beiläufiger Eleganz ins Vakuum woben."

Wenn manch einer noch bei den erste zwei Bänden sagen konnte, es gäbe Längen, wäre diese Bemerkung bei diesem Teil absolut unpassend. Von der ersten bis zur letzten Seite bleibt es unglaublich spannend und actionreich. Ich kann jedoch ehrlich sagen, dass dieses Buch wohl das emotionalste und geistreichste Science-Fiction-Buch gewesen ist, dass ich jemals gelesen habe. Mir gefällt es sehr, das wir keinen 0815 Superkrafthelden vorgesetzt bekommen, eine unglaubliche Gefahr, ein typischer Böser und eine einfache Liebesgeschichte - ein stabiles und gut durchdachtes Grundgerüst, diese komplexe Welt voller Ideen, die vielen heiklen Themen und die Beziehungen zwischen den Charakteren machen dieses Buch sehr besonders! Die Autorin versteht es einfach zu gut, mit ihren Figuren und deren Gefühlen, Geschichten, Erwartungen, Träume und Ängste, zu arbeiten um eine engere Verbindung zum Leser herzustellen. Wie in kaum einem Buch zuvor habe ich eine intensive Beziehung zu den Charakteren aufgebaut und absolut mit gefiebert als es gegen Ende wirklich tragisch wird.

Nach diesem Ende hat sich in mir sehr viel Frust und Enttäuschung auf die Besatzung der Erdobitalstation aufgebaut, welche ich jetzt in den vierten Teil mitnehme, welchen ich natürlich gleich anfangen werde.


"Mady sah im tief in die Augen, legte beide Hände auf seine und ließ sie dort.
"Ich weiß."
Sein Zorn verflog genauso abrupt, wie er gekommen war, als er die Wärme spürte, de von ihren Händen ausging. Die eisige Kälte schwand endlich aus seinen Fingern, so wie das Zittern, und in seinen Gedanken lösten sich die letzten Zweifel auf wie dünner Rauch in einem klaren Herbstwind. Er atmete tief furch, tiefer als er es in den vergangenen zwei, drei Tagen gewagt hatte, und erwiderte ihren Blick.
"Danke."



Fazit:

 Unglaublich emotionale und geistreiche Science-Fiction, welche einen auf eine spannende Reise mitnimmt, von der man nur sehr widerwillig in die Realität wiederkehrt. Ich selbst bin in dem Tetraederschiff gegen die Hewitts geflogen, durch das weitläufige Gängelabyrinth der Erdobitalstation geirrt und habe an der Seite der Protagonisten die Welt gerettet: Danke an Susanne Gavénis für dieses Abenteuer!!!


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*unbezahlte WERBUNG* 
Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar, was meine ehrliche Meinung jedoch nicht beeinflusst hat. 
(Quelle- Information und Coverbild: Amazon.de. Die Bilder und Cover, sowie die Inhaltsbeschreibungen und Klappentexte sind Eigentum des jeweiligen Verlages bzw. Schriftstellers oder anderweitigen Rechteinhabers.)
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