Dienstag, 27. September 2016

Traumfänger



 
Allgemeines:
 
Titel: Traumfänger
Autor: Marlo Morgan
Verlag: Goldmann (1998)
Genre: Abenteuerroman
ISBN: 978-3442437405
Originaltitel: Mutant Message Down Under
Seitenzahl: 256 Seiten  
Preis: 14,90 € (gebundene Ausgabe)
8,99 € (Taschenbuch)
7,99 € (Kindle-Edition)
23,48 € (Audio-CD)
Weitere Bände: Traumreisende
 
 
 
Inhalt:
 
Die Reise einer Frau in die Welt der Aborigines
 
Was eine seltene Ehre ist, kostet die amerikanische Ärztin Marlo Morgan zunächst viel Kraft und Überwindung: Die Teilnahme an einem dreimonatigen "Walkabout" durch den australischen Busch mit dem Stamm der "Wahren Menschen", den Aborigines. Sie wurde zu einer Ehrung für ihre Arbeit mit jugendlichen Ureinwohnern eingeladen. Marlo Morgan hat keine andere Wahl, als die Einladung anzunehmen, denn ihre Kleider, ihr Schmuck, ihre Papier, alles was sie bei sich trug haben die Ureinwohner verbrannt. Sie sieht sich ganz neuen Lebensumständen ausgesetzt: Messerscharfes Gras und Dornengestrüpp malträtieren ihre Füße, ihre Muskeln schmerzen von den meilenweiten Märschen und ihre helle Haut verbrennt unter der erbarmungslos gleißenden Sonne. Da die Aborigines auf ihrem Walkabout nichts Essbares bei sich tragen, stehen Ameisen, Eidechsen, Krokodile, Käfer, Kängurus, Maden und Wurzeln auf dem Speiseplan.
Doch im Laufe der strapaziösen Tour erfährt sie auch eine ungeheure emotionale Bereicherung und spirituelle Wandlung, denn die Aborigines heißen sie als eine der ihren willkommen und werden zu einfühlsamen Lehrern. Die "Wahren Menschen" zeigen ihr, was es bedeute, die Begabungen und die Talente, die in einem Menschen stecken zu achten und zu fördern. Und sie lernt, dass diese Menschen seit 50000 Jahren in einer einzigartigen Harmonie mit der Natur leben und dieser mit Ehrerbietung gegenübertreten.
 
 
Bewertung:
 
"Hier gab es nur Erde, Himmel und uraltes Leben, hier waren die prähistorischen Kneifschalen, Reißzähne und Klauen noch immer gegenwärtig, aber diesem furchtlosen Volk konnten sie nichts anhaben."
 
Wenn ihr hier mein Lob zu diesem Buch lest, denkt es euch einfach mal etwa dreifach stärker, dann kommt es vielleicht an das Buch heran. Nachdem ich die letzte Seite dieses Buches fertig gelesen hatte, saß ich einfach still eine Weile auf meinem Bett und habe nachgedacht. Ich kann die unglaubliche Tiefe der Botschaft, die hinter dem bisschen Papier und Druckerschwärze versteckt ist nicht in Worte fassen, also lest es!!!
 
Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel "Mutant Message Down Under", was ich persönlich passender wenn auch weniger schön klingend finde als "Traumfänger". Das Cover ist einfach wunderschön gestaltet mit dem orangenen Sandmuster und den gemalten heiligen Tieren die die Aborigines auf der Haut tragen wenn sie etwas feiern. Es passt einfach perfekt zu dem Buch und versetzt einem beim Ansehen schon gleich in den Zauber einer fremden Welt. Auf meiner Ausgabe ist noch der Eyers Rock bei Sonnenaufgang zu sehen, was dem Ganzen noch eine leuchtende Note verleiht.
 
 Jedes der 30 Kapiteln trägt eine passende Überschrift und voran gestellt ist ein Vorwort in dem die Autorin versichert, dass das Buch frei erfunden ist, aber auf wahren Ereignissen basiert und durch diese Erfahrungen inspiriert eine überwältigende Botschaft in sich trägt. In vielen Kritiken zu diesem Buch habe ich gelesen, dass das Buch absolut unehrlich und alles erstunken und erlogen ist und ich habe mich wirklich aufgeregt. Wer heftig Kritik am Buch übt, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er überhaupt verstanden hat was das Buch damit sagen will.
 
Kritik ist immer einfach wenn man den Standpunkt eines anderen nicht akzeptieren möchte weil er von der eigenen Meinung abweicht. Aber seien wir doch mal ehrlich mit uns und anderen, denn was dort gesagt wird hat doch einen Hintergrund. Warum also nehmen wir uns nicht mal die Zeit und denken darüber nach statt hier wie so üblich in unserem Land, erstmal rumzumeckern und zu zetern, weil uns etwas mal wieder nicht passt? Also liebe Leute, die sich über den "Verrat" an den Aborigines aufregen, lest doch mal das Vorwort: Es geht hier nicht um eine historisch korrekte Abhandlung über die Ureinwohner Australiens! Es ist völlig nebensächlich, dass das Buch in Australien spielt, es hätte auch Afrika oder der Dschungel sein können. Wichtig ist die Botschaft die dahinter steckt!

"Nur wer sich selbst liebt, kann andere lieben. Positive Gedanken ziehen positives an, negative ziehen negatives an. Wenn man das Universum um Hilfe bittet, kommt die Hilfe auch!"

 
Das klingt für die ganz "Schlauen" natürlich nach "Eso-Glückskeks-Gelaber", ist aber einfach unheimlich wichtig und in dem Buch wunderbar rübergebracht: Vertrauen in sich, Vertrauen in die Welt, Vertrauen in die Kräfte des Geistes und die Gesetze des Universums.
Woran unsere Zivilisation am meisten krankt, ist die Angst. Angst vor Krankheit, Armut, Verlust, Körperfülle, Alter, anderen Kulturen, überhaupt der Zukunft. Von "oben" werden diese Ängste mit Hilfe der Medien kräftig geschürt, denn auf ihnen beruhen schließlich die meisten Gewinne in den größten Branchen der Erde (Pharma, Militär, Versicherungen, Kirchen, Schlankheitskuren  um nur einige zu nennen).
 
Der Stamm der "Wahren Menschen" sieht sich als die letzten wahren Menschen auf der Welt, da sie schon seit immer da gewesen waren, 50000 Jahre in denen sie keine Wälder vernichtet, kein Wasser vergiftet und keine Pflanzen und Tiere ausgerottet haben. Und obwohl sie sich keine Umweltsünden zuschulden kommen lassen haben, haben sie immer über genügend Nahrung und Obdach verfügt. Sie haben viel gelacht, geweint, ihre Leben sind lang, ausgefüllt und gesund und wenn sie diese Welt verlassen, tun sie das mit Zuversicht in den Seelen. Es sei nicht die Natur des Menschen, so zu leben und sich an den Wert des Materiellen zu klammern und deshalb nennen sie die Menschheit "Die Veränderten".
Ein Zitat des Ältesten Königlicher Schwarzer Schwan hat mich besonders berührt:
 
 
"Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann!"
 
 
Der Schreibstil ist sehr beschreibend und man begleitet die Autorin gerne auf ihrer Reise durch die Hitze de Busches. Was mich etwas verwirrt hat, ist die Art "Kopf-zu-Kopf-Kommunikation", die die Aborigines anzuwenden scheinen. Auch das ein Knochenbruch innerhalb von wenigen Tagen ausheilt, nur mit Gedankenkraft, fand ich ehr seltsam. Doch das soll wohl nur eine Art Metapher sein.
Wichtig ist doch die Botschaft: Wenn du gesund werden oder - noch besser - sein möchtest, gib deinem Körper das Gefühl, perfekt und gesund zu sein, anstatt immer nur nach Krankheitsanzeichen zu suchen oder über die Krankheit zu jammern. Und dass erstaunliche Dinge möglich sind in diesem Bereich, dürfte sich auch in die finstersten schulmedizinischen Bunker herumgesprochen haben!
 
Die Handlung des Buches ist eigentlich recht überschaubar, eine Frau, die mit einer Gruppe Ureinwohner durch den Busch wandert. Doch was zählt, ist die versteckte Botschaft, die vielen kleinen Lehren und Schlüsse, die die Hauptperson auf der Reise bei scheinbar unbedeutenden Ereignissen zieht. Am Anfang fand ich es schwierig mich mit Marlo zu identifizieren, da sie 50 Jahre alt ist und in der Ich-Perspektive erzählt. Später geht sie jedoch über, die meiste Zeit von "wir" oder "uns" zu sprechen in dem sie den ganzen Stamm mit einschließt. Sie demonstriert damit den Gruppenzusammenhang in dem keiner den anderen irgendwie beeindrucken oder ausstechen muss da jeder einfach so akzeptiert wird, wie er ist. Wie sie sich und ihre Einstellungen während dem Walkabout verändert ist einfach nur spannend zum mit verfolgen.
 
Jeder sollte dieses Buch lesen, vor allen Dingen die, die mit sich, ihrer persönlichen Situation, mit Gott und der Welt, unzufrieden sind. Alle Menschen, die Verantwortung dafür tragen, dass diese unsere Welt uns erhalten bleibt, sollten  ebenfalls unbedingt mal ein Blick hineinwerfen. Sie sollten einmal inne halten in ihrem Streben nach Macht und Reichtum und ihrer Gier und Skrupellosigkeit bei der Ausbeutung unserer wertvollen Naturschätze. Ich will damit nicht sagen, wir alle müssen zurück zur Natur. Wir sollten schon froh sein, über unseren erreichten, zivilisierten Wohlstand. Aber wir sollten daran denken, dass die uns verbliebene Natur das größte und kostbarste Geschenk ist, das wir haben. Wenn es das ist, was Marlo Morgan mit diesem Werk beabsichtigte, dann hätte es seinen Sinn und Zweck erfüllt, egal ob die Reise jetzt nun auf wahren Ereignissen basiert oder nicht, mich hat sie auf jeden Fall damit berührt.
 
 
Fazit:
 
Es gibt Bücher, die werden gelesen und hinterher adacta gelegt, ohne sie noch eines besonderen Gedankens zu würdigen. Andererseits gibt es Bücher, die ergreifen, überraschen, berühren und lassen auch lange nach der Lektüre nicht los. Zu dieser zweiten Gruppe gehört unbestreitbar dieses Buch. Das Werk führt den Leser in die faszinierende Kultur, die Geheimnisse und das weitestgehend unverfälschte Leben eines Aborigines-Stammes.
 
Es werden unglaubliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Überlebensmethoden eines zum Aussterben verurteilten Volkes aufgezeigt. Themen wie das Verhältnis des Menschen zur Natur oder die Wertigkeit von Besitz und Luxus werden beleuchtet und sorgen dafür, den Leser zum Nachdenken zu bringen. Es gibt wenige Bücher, die eine nachhaltige Wirkung ausüben. Marlo Morgans "Traumfänger" zählt jedoch zweifelsohne dazu. 
 
 
 
Hier noch ein paar passende Zitate:
 
„Menschen leben nicht, wenn sie wütend, traurig, voller Selbstmitleid oder Angst sind.“
 
"Aus Erfahrungen sollten wir lernen und schließlich herausfinden, was uns Schmerz und was uns Freude bereitet.“
 
"Nicht alle Menschen, die atmen, sind auch lebendig.“
 
"Es ist nichts dagegen einzuwenden, auch negative Gefühle auszuprobieren, um sie einmal kennenzulernen, aber sie sind doch kaum etwas, bei dem ein kluger Mensch verweilen möchte.
 
"Wir müssen bei unserem Wissensdurst einen Satz beachten: Wenn es zum Besten allen Lebens auf der Welt ist.“
 
„Mit leeren Händen geboren,
mit leeren Händen gestorben.
Ich habe das Leben in seiner ganzen Fülle kennengelernt,
 mit leeren Händen.“
 
Weißt du, wie lange die Ewigkeit ist?“
„Ja, ich weiß es!“
"Bist du dir wirklich sicher?"
„Ja, ich weiß es!“
„Gut! Dann können wir d
ir etwas anvertrauen....“

"Es gibt nur einen Weg, eine Prüfung zu bestehen. Man muss sich ihr stellen."
 
"Wir sind nur Gäste hier,
in dieser Zeit
,
an diesem Ort.
Wir alle sind Durchreisende.
Unser Ziel ist es
zu beobachten,
zu lernen,
zu wachsen,
und zu lieben –
und dann kehren wir wieder heim,
zurück nach Hause … "
 
"Der Mensch hat das Netz des Lebens nicht gewebt, er ist nur ein Strang dieses Netzes. Was immer er dem Netz antut, tut er sich selbst an."
"An einem der Wertesysteme in dieser Welt schien etwas nicht zu stimmen, schloss ich. Aber es handelte sich dabei wohl kau, um das dieser primitivsten Menschen im sogenannten Never-Never-Land des australischen Buschs."
 
"Die Weisheit dieses Volkes erstaunte mich immer wieder aufs Neue. Wenn doch nur sie es wären, sie sie Welt regierten, wie anders würden die Menschen miteinander umgehen."
"Lieber Gott, bitte lass mich das, was ich nicht ändern kann, gelassen hinnehmen. Gib mir Mut, das zu ändern, was ich ändern kann und gib mir die Weisheit, zwischen beiden Dingen zu unterscheiden!"
 
"Wir wollen nicht über die "Veränderten" richten. Wir beten für sie und entlassen sie in diese Welt, so wie wir für uns beten und uns in die Ewigkeit entlassen. Wir beten, dass sie ihre Handlungsweisen und Werte genauer betrachten und lernen, dass alles Leben eins ist. Wir beten, dass sie damit aufhören, die Erde und sich selbst zu zerstören. Und wir beten, dass unsere Botin in der Welt der Veränderten gehört und erhört wird!"
 
"Wir werden uns wieder treffen, ohne die Last unserer Menschenkörper!"
 
"Vielleicht läge die Zukunft der Welt in besseren Hände, wenn wir endlich Abstand davon nehmen würden, ständig Neues zu entdecken und uns statt dessen auf unsere Vergangenheit besännen."
...

2 Kommentare:

  1. "Lieber Gott, bitte lass mich das, was ich ändern kann, gelassen hinnehmen. Gib mir Mut, das zu ändern, was ich ändern kann und gib mir die Weisheit, zwischen beiden Dingen zu unterscheiden!" Beim Zitat fehlt ein "nicht".

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    1. Danke dir für den Hinweis, beim Abtippen von Zitaten schleichen sich bei mir des Öfteren mal Fehler ein... Ich habe es gerade verbessert! ;-)

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