Allgemeines:
Titel: Numbers - Den Tod im Blick
Autor: Rachel Ward
Verlag: Carlsen (24. April 2012)
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3551311511
Seitenzahl: 368 Seiten
Preis: 12,99€ (broschiert)
8,99€ (Taschenbuch)
8,99€ (Kindle-Edition)
Weitere Bände: Numbers - den Tod vor Augen;
Numbers - den Tod im Griff
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Inhalt:
Augen, so heißt es, sind das Fenster zur Seele. Doch wenn Jem in fremde Augen blickt, sieht sie eine Zahl. Und die ist unauslöschlich. Denn diese ganz besondere Zahl ist ein Datum. Der Tag, an dem ihr Gegenüber sterben wird. Diese Gewissheit hat Jem seit dem Tod ihrer Mutter. Deshalb meidet sie Menschen. Ist am liebsten allein. Vor 8 Jahren starb ihre Mutter an einer Überdosis. Seitdem wurde sie von einem Heim ist andere geschoben, findet keinen Ort, an dem sie sich richtig zu Hause fühlen kann. Ihre Gabe hindert sie daran, ein Vertrauensverhältnis zu einem anderen Menschen aufzubauen. Zu groß ist die Qual mit dem Wissen leben zu müssen, dass eine Freundschaft oder gar eine Liebesbeziehung von Anfang zum Scheitern verurteilt ist. Der Tod hat schließlich kein Erbarmen. Bis sie Spinne kennenlernt - und mit ihm das Leben. Jem ist glücklich, zum ersten Mal. Doch als die beiden zum Riesenrad, dem London Eye fahren, passiert es - um sie herum haben alle dieselbe Zahl. Jem weiß: Etwas Furchtbares wird passieren. Heute. Hier. Fluchtartig verlassen Spinne und sie das Gelände. Und lösen damit eine Kettenreaktion aus. Spinne und Jem werden zu Gejagten. Von der Polizei, den Medien, den Menschen. Und Spinnes Todestag rückt näher und näher ...
Bewertung:
„Du bist eine Zeugin, Jem. Du bezeugst die Tatsache, dass wir alle sterblich sind. Dass unsere Tage gezählt sind, dass uns zu wenig Zeit bleibt.“
„Aber das weiß doch sowieso jeder.“
„Wir wissen es, aber wir schieben es lieber beiseite – es ist so schwer, damit zurechtzukommen. […] Wir ziehen es vor, den Tod zu vergessen.“
„Aber das weiß doch sowieso jeder.“
„Wir wissen es, aber wir schieben es lieber beiseite – es ist so schwer, damit zurechtzukommen. […] Wir ziehen es vor, den Tod zu vergessen.“
Ich habe dieses Buch aus einer "vertrauenswürdigen Quelle" wärmstens empfohlen bekommen. Der Klappentext klang sehr vielversprechend und ich freute mich darauf, dem Geheimnis um Jems "Fähigkeit" auf die Spur zu kommen.
Leider wurde ich recht schnell bitter enttäuscht. Es geht ab einem bestimmten Zeitpunkt gar nicht mehr vorrangig um die Zahlen, die Jem sieht, sondern mehr um das Davonlaufen zweier desillusionierten Teenager. Die Geschichte kam mir von Anfang an zu konstruiert vor und der Grund für ihre Flucht erschloss sich mir von Anfang an nicht. Sie hatten überhaupt gar keinen Grund wegzulaufen, keiner wollte ihnen etwas Böses. Vor der Polizei zu fliehen und somit den Verdacht, ein Terrorist und für den Anschlag verantwortlich zu sein noch zu verstärken, hat für mich irgendwann absolut keinen Sinn mehr ergeben. Zudem ist der Ablauf der Dinge dann auch nicht wesentlich spannend oder dramatisch. Jems Gedanken wiederholen sich ständig, sie denkt oft wörtlich genau dasselbe, was auch nicht gerade zu einer Steigerung der Leselust führt.
So richtig sympathisch fand ich sie zu keinem Zeitpunkt. Sie ist frech, bemitleidet sich konstant selber und ist nörgelig. Auch wenn sie erst 15 Jahre alt ist und täglich mit der Sterblichkeit konfrontiert wird, sollte die Heldin eines Buches meiner Meinung nach trotzdem fähig sein sich ein bisschen zusammenzureißen.
Gleiches gilt für "Spinne", dessen Name mich schon extrem nervte. Auch wie er beschreiben wurde, fand ich nicht sehr anziehend. Nein mal ernsthaft! Spinne scheint eine Angst vor Wasser und Seife zu haben. Zumindest wird immer erzählt, dass er stinkt und immer in dreckigen Klamotten herumläuft, das findet Jem zu Beginn auch total widerlich, aber später will sie sich selber nicht mehr waschen, weil sie so lecker nach Spinne riecht – brech! Vielleicht ist das ja die Realität, aber will ich vielleicht etwas von der hässlichen Realität lesen, wenn ich zu einem Fantasy-Buch greife? Er blieb für eine zweite Hauptfigur auch relativ flach, von den Nebencharakteren wie zum Beispiel Spinnes Oma oder Jems Pflegemutter ganz zu schweigen, die waren flacher als die Seiten Papier, auf denen sie beschrieben werden.
Was mich aber am allermeisten gestört hat war der Schreibstil. Ich finde es schon kolossal nervig, wenn in Büchern versucht wird schriftlich einen Dialekt darzustellen, vor allem in schlechten Übersetzungen aus dem Englischen. Das sind dann aber meist nur ein paar Sätze und man kann es einfach schlimm finden und überlesen. In "Numbers" hingegen, war es nun kein Dialekt, sondern mehr ein Slang, ekelhaftester Gossen-Slang. Und der zieht sich nicht nur durch ein paar Worte sondern durch das ganze Buch. Abgehackte Sätze, umgangssprachliche Worte, viele Apostrophe und Verkürzungen.
"Musst heut nicht laufen, könn' die U-Bahn nehmen. Oder 'n Taxi, wenn du Bock hast." [...] "Muss aber heut Abend wieder zurück sein. Paar Geschäfte durchziehn. Aber der Tag, der gehört uns. Wo willste gern hin?" [...] "Das ist 'ne Scheißabzocke, Mann, ehrlich. Sechzehn Pfund, um da raufzufahrn." (Seite 75).
So zieht es sich ununterbrochen durch die kompletten 363 Seiten. Und, genau das ist das Schlimme, nicht nur durch die wörtliche Rede, Rem denkt auch so, was sie mir nicht gerade sympathischer macht. Das sorgte wirklich dafür, dass ich mich durch das Buch quälen musste und kurz davor war, damit aufzuhören. In einem Roman, auch einem mit dem Etikett "Jugend", erwarte ich nun mal wenigstens eine halbwegs korrekte Sprache. Natürlich gibt es so etwas wie künstlerische Freiheit und so aber für mein Leserherz war es einfach eine Qual!
Wahrscheinlich ist die grauenvolle Sprache der Übersetzung geschuldet, ich habe gehört, dass der englische Slang viel besser zu lesen ist... Nochmals werde ich aber auf gar keinen Fall zu diesem Buch greifen.
Die Message, die ich hinter all dem verbalen Durchfall gefunden habe, fand ich aber ganz gut. Im Laufe der Geschichte wird Jems Schmerz, ihre Einsamkeit und Verzweiflung immer deutlicher, sodass sie zu einer bemitleidenswerten Figur wird, die trotz ihrer Not stets versucht das Beste aus ihrem Leben zu machen. Durch ihre Gabe und der von ihr selbst auferlegten Abkapselung zu ihren Mitmenschen wird sie zu einer toughen Jugendlichen, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Sie zeigt dem Leser, dass es sehr wohl möglich ist, dass man mit dem richtigen Willen, viel Anstrengung und trotz niederschmetternder Rückschläge ein neues Leben beginnen kann.
Trotzdem fand ich die weinerliche und durchweg negative Art, wie die beiden über ihre Leben gejammert haben, sehr nervig und ziemlich unberechtigt da beide durchaus Menschen haben die sie lieben und sich um sie kümmern. Das ganze Buch trieft nur so von Selbstmitleid.
Das Cover ist rein optisch schlicht gehalten, mit dem Schriftzug aus Zahlenkolonnen aber gleichzeitig auch sehr wirkungsvoll und passend zur Geschichte da auch die schlicht und flach ist. Wenn man das Buch jedoch in die Hand nimmt spürt man, dass der Titel geprägt ist und jede kleine Zahl, die ihr in dem großen Numbers sehen könnt ebenfalls, das gefällt mir total gut!
Zumindest lohnte es sich ein wenig, sich bis zum Ende durchgekämpft zu haben, denn tatsächlich entwickelte das Buch dann auf den letzten zwanzig Seiten ein wenig mehr Dynamik, Dramatik und Emotion, die mich ein wenig packen konnte. Ich hatte das Ende so auch schon nicht mehr erwartet, da ich dachte, die Autorin überlegt sich jetzt eine komplett unlogische Lösung, passend für ein komplett unlogisches Problem. Im Epilog wäre ich dann noch mal fast aus dem Bett gekippt vor Lachen, da der Plot einfach unfreiwillig extrem komisch war. Wenn ich mir aber diese paar letzten Sätze wegdenke, kann ich das Ende spannend finden. Für die seichte Geschichte war es schon fast unpassend dramatisch - aber es war gut.
Ob es gut genug war, um mich den zweiten Band der Reihe ebenfalls lesen zu lassen, weiß ich noch nicht. Angeblich zieht sich die Gossensprache ja auch durch den zweiten Roman. Die Geschichte aber verspricht darin etwas besser zu werden. Vielleicht bekomme ich in einem schwachen Moment noch Lust, der Reihe eine zweite Chance zu geben. Der Umstand mit den "Numbers" ist also leider nur ein billiger Aufhänger, damit man das Buch überhaupt in die Hand nimmt. Die Autorin hätte mit dieser grandiosen Idee so viele Möglichkeiten gehabt, hat es aber überhaupt nicht genutzt. Vielleicht schafft sie es ja in den Folgebänden. Wer weiß. Potenzial wäre da.
Fazit:
Eine Geschichte die mit einem Aufhänger lockt, der dann nur unzureichend behandelt wird. Nervige, flache Charaktere und eine langweilige, unlogische Story, deprimierende Stimmung, gruselige Sprache und voller Schimpfwörter. Lediglich das Ende konnte noch etwas Spannung bringen.
DAs war meine meiner erstern Kritiken :-) http://evyswunderkiste.blogspot.de/2012/08/numbers-den-tod-im-blick.html
AntwortenLöschenIch finde das Cover immer noch toll, aber ich hatte inhaltlich mehr erwartet. Ich wollte mehr Erklärungen haben, aber bei anderen Lesern kam der emotionale Aspekt deutlicher an.
Der Schreibstil hat mich anfangs genervt, ich ahbe es aber irgendwann als Besonderheit akzeptiert. es gehört Mut dazu und es macht die Geschichte einzigartig.
Ich find's gut, dass du das so kritisch siehst.
Liebe Evy,
AntwortenLöschenich stimme dir voll und ganz zu, was das Cover, den Inhalt und die Erklärungen angeht. Und natürlich gehört sehr viel Mut dazu, sein Buch auf solche Art zu schreiben, weil dann immer das Risiko besteht, genau deswegen angegriffen zu werden, was ich ja auch getan habe.
Wenn es aber wie du zum Beispiel Leute gibt, die genau das als einzigartige Besonderheit akzeptieren können, ist es ja umso besser.
Wie schön, dass es unterschiedliche Meinungen gibt!!! ;)
Und vielen Dank für dein Kommentar!
Grüßle Sophia