Freitag, 6. Mai 2016

Starters



Allgemeines:

Titel: Starters
Autorin: Lissa Price
Verlag: ivi (2012)
Genre: Science-Fiction
ISBN: 978-3492702638
Seitenzahl: 400 Seiten
Preis: 15,99 € (gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Enders


Inhalt:

"Deine Zukunft gehört dir...

1. Vorsicht! Sie haben den Körper eines anderen Menschen gemietet.
2. Es ist nicht gestattet, den gemieteten Körper zu verändern oder zu verletzen.
3. Wir haften nicht für illegale oder gefährliche Aktivitäten, die Sie mit dem gemieteten Körper ausüben.

...doch dein Körper gehört uns!"

Nach einer unvorstellbaren Katastrophe gibt es nur noch sehr alte und junge Menschen da diese zuerst geimpft wurden. Alle Middels sind ausgestorben, nur die Reichen die sich den Impfstoff leisten konnten, leben noch. Das Vermögen der Gesellschaft liegt bei den Enders, die Starters die keine reichen Großeltern haben, leben auf der Straße. Sie haben keine Rechte, solange sie nicht volljährig sind, und wer geschnappt wird, landet in Heimen, in denen Ausbeutung und Gewalt an der Tagesordnung sind. Mittellos kämpfen die 16-jährige Callie und ihr kleiner Bruder auf der Straße ums Überleben. Callie entschließt sich daher zu dem Undenkbaren: Sie verleiht ihren Körper an einen alten Menschen, dessen Bewusstsein übernimmt ihren Körper und kann so wieder jung sein. Doch alles verläuft anders als geplant ... Die Body Bank, ein mysteriöses wissenschaftliches Institut, bietet Callie eine einzigartige Möglichkeit, an Geld zu kommen: Sie lässt ihr Bewusstsein ausschalten, während eine reiche alte Mieterin die Kontrolle über ihren Körper übernimmt. Beide Seiten müssen bei der Vermietung strenge Regeln einhalten, die den Missbrauch der Körper für Illegales verhindern sollen und durch einen Chip kontrolliert werden. Aber Callie erwacht früher als geplant, in einem fremden Leben. Sie bewohnt plötzlich eine teure Villa, verfügt über Luxus im Überfluss und verliebt sich in den jungen Blake. Doch bald findet sie heraus, dass ihr Körper nur zu einem Zweck gemietet wurde - um einen furchtbaren Plan zu verwirklichen, den Callie um jeden Preis verhindern muss ...

Bewertung:

"Ich habe noch nie eine Orchidee mit solchen Flecken gesehen"
"Ich weiß. Sie ist rar. Genau wie du."
Ich habe den Eindruck, es gibt kaum einen Jugendbücherblog, wo dieses Buch nicht auf der SuB oder der Rezensionsliste ist. Beim Stöbern in einer Bibliothek bin ich schließlich auch darauf aufmerksam geworden und habe es gelesen.
 
Was mich am Buch sofort begeistern konnte, ist das Cover. Die Gestaltung des Schutzumschlags ist schlicht, aber in seiner Schlichtheit für mich sehr überzeugend und aussagekräftig, wie es die Hülle eines Menschen darstellt, ohne ins Detail zu gehen und ihn so zu personalisieren. Denn darum geht es in dieser Dystopie: Der Körper wird wie eine Hülle betrachtet, die man für eine begrenzte Zeit und ausreichend Geld anderen Nutzern zur Verfügung stellt. In diesem Zusammenhang und auch aus ästethischen Gesichtspunkten hat der IVI-Verlag mit diesem Cover einen Volltreffer gelandet.

Auch den Plot fand ich insgesamt sehr gelungen, gut durchdacht und überzeugend. Callie tritt dabei als Ich-Erzählerin auf und ist ein sehr überzeugender Charakter, dessen Handlungen und Beweggründe ich als Leser gut nachvollziehen konnte. Callie ist eine unheimlich stolze und starke Protagonistin, die sich nicht kleinkriegen lässt und alles für ihre kleine Familie gibt. Man kann sich nicht vorstellen, dass sie sich jemals ergeben würde und außerdem ist sie ein Charakter, auf den sich auch andere zu 100% verlassen können. Sie ist sowohl sympathisch als auch stark und sticht mit diesen Eigenschaften und ihrer Authentizität aus der Masse der Jugendbuch-Protagonistinnen, naiv und hilflos wie sie oft sind, hervor. Wer Freude an einer Protagonistin hat, die die Dinge selbst in die Hand nimmt, wird von Callie sicher nicht enttäuscht sein.

Auch andere Charaktere sind gut gelungen. Helena oder Callies kleinen Bruder Tyler zum Beispiel. Die Art, wie Callie und ihre Mieterin, Helena, miteinander kommunizierten erinnerte mich sehr an Seelen. Tyler kommt zwar nicht so oft im Buch vor, doch er ist immer in Callies Gedanken und wird dem Leser so näher gebracht. Die Beziehung der beiden ist rührend und gerade im ersten Teil sehr wichtig. Seine Kindlichkeit steht einem klugen Kopf gegenüber. Er war ein herzerwärmender Nebencharakter, der sich aber schon viel von seiner großen Schwester abgeschaut hat und sich ebenfalls nicht unterkriegen lässt.
Sowohl unter den Enders als auch unter den Starters finden sich abwechslungsreiche, teilweise skurrile Nebencharaktere, die diesen Roman was die Figuren angeht sehr bunt gestalten.
Einzig allein aus Michael bin ich noch nicht schlau geworden ich war mir nicht sicher, was er noch für eine Rolle spielen sollte.
 Natürlich hat das Buch auch die obligatorische Liebesgeschichte die mittlerweile zu jedem guten Jugendbuch dazugehört. Neben der Suche nach den Geheimnissen der "Body Bank" geht die Liebesgeschichte in diesem Roman aber leider fast vollständig unter. Die Autorin opfert ihr nur wenige Seiten und überreizt das Thema "Liebe auf den ersten Blick" bei diesen wenigen Momenten der Zweisamkeit bis zum Äußersten, was die Beziehung von vornherein wenig glaubwürdig erscheinen lässt.
 
Der Schreibstil ist durchschnittlich und liest sich flüssig. Es gibt weder Stolpersteine noch besondere Highlights in der Formulierung. Man wird im Bereich der Fachsprache direkt ins kalte Wasser geworfen. Die Autorin hält sich nicht lange damit auf zu erklären, das zum Beispiel eine "Zing" eine kurze Textnachricht darstellt, oder was es mit den Wohnungsbesetzern auf sich hat. Man muss sich gewissermaßen selber zurecht finden und einen Überblick haben. Das hat mir eigentlich sehr gut gefallen.

Es war nur zum Teil etwas unübersichtlich und schwierig bei der ganzen Körpertauscherei den Überblick bei den Namen zu behalten. Callie lernt in einem Club jemanden kennen und danach ist es irgendeine Omi, die denkt Callie ist auch eine ... und so weiter, irgendwie sehr verwirrend!

Die Idee von Lissa Price war hervorragend und präzise ausgearbeitet, die Mischung aus ruhigeren und actiongeladenen Szenen war perfekt austariert und immer wenn man dachte, kurz zwei Seiten Ruhe zu haben, überrascht einen die Autorin mit einer Wendung, die man nie für möglich gehalten hätte. Ich bin mir ebenfalls sicher, dass man das Buch super verfilmen könnte - man merkt eben, dass Lissa Price eigentlich Drehbuch-Autorin ist! Auch die Idee, die Herrschaft den Rentnern zu überlassen, ist interessant. Durch den demografischen Wandel wird es bald immer mehr ältere Leute geben und der Wunsch nach jüngeren Körpern ist ja auch immer da gewesen.
Neben einigen kleinen Höhepunkten gipfelt alles in einem fesselnden Finale, das mit einigen gelungenen Wendungen aufwarten kann. Der beinahe obligatorische Cliffhanger am Ende macht Lust auf mehr, er kam aber, betrachtet man den Verlauf und einige Passagen der Handlung, nicht wirklich überraschend.

Und nun zum Schluss noch ein absolutes Gänsehautzitat, das ich wirklich super fand:

"Gib einem Menschen eine Maske und er wird dir die Wahrheit sagen."


Fazit:

Schönes Cover, schöner Plot. Auch die Umsetzung der dystopischen Idee ist gelungen und führt zu einer spannenden Jagd.

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